Rom: Neues Bauen in der Ewigen Stadt

Projekt im Master/Diplom Architektur, 8 SWS | 12 ECTS

Pilger und Touristen in der Ewigen Stadt. Historische und gegenwärtige Aspekte eines globalen Phänomens

 

Die Tradition der mittelalterlichen Pilgerfahrt spiegelt sich im modernen Tourismus wider. Auch heute noch kommen Jahr für Jahr unzählige Menschen in die Ewige Stadt, in der sich über die Jahrhunderte eine differenzierte Tourismus-Industrie ausgebildet hat. Strömen seit dem Mittelalter Pilger nach Rom, um dort die Reliquien der Apostel Petrus und Paulus zu sehen, wandelte sich der wichtigste Ort der katholischen Christenheit im 18. Jahrhundert zum Zentrum eines regen touristischen Reiseverkehrs. Diente die ‚Grand Tour’ junger Adeliger und vermögender Bürgerlicher anfangs eher dem Vergnügen, nahmen die Besuche zur Zeit Goethes den Charakter einer Bildungsreise an. Der neue, humanistische Bildungsdrang, dem auch zahlreiche Architekten folgten, galt sowohl dem Studium der dortigen Kunstsammlungen und antiken Monumente als auch dem Austausch zeitgenössischer Auffassungen. So fand Schinkel am 27. August 1824, als er Rom zum zweiten Mal erreicht hatte, die Piazza del Popolo „sehr verändert“ vor und notierte in sein Tagebuch: „viel zu modern für Rom und die neue Architektur von Valadier sehr ordinär“.

Architektur ist seit jeher ein fester Bestandteil des Tourismus. »Architourism« - der Untertitel des Projektes - ist einer Veröffentlichung von Joan Ockman und Salomon Frausto entlehnt (Architourism. Authentic, Escapist, Exotic, Spectacular, Prestel 2005). Wir werden die dort diskutierte These, dass zunehmend zeitgenössische Bauten wie das Guggenheim Museum in Bilbao oder das Blur Building auf der expo.02 in der Schweiz zum Reiseziel nicht nur von Architekturkennern, sondern auch des Massenpublikums geworden sind, je nach Interesse in Form einer wissenschaftlichen Arbeit untersuchen oder in einen architektonischen Entwurf einbeziehen.

Während des Projektes werden wir vom 30. April bis zum 8. Mai 2011 in Rom den Spuren von Goethe, Gregorovius, Gentz, Schinkel, aber auch von Martin Luther, dessen Romreise sich gerade zum 500. Mal jährt, folgen. Auch können wir die Zeremonien der Seeligsprechung von Papst Johannes Paul II verfolgen, die sicher hunderttausende Pilger anlocken wird.

Ergänzend zur Exkursion wird ein Seminar angeboten, das die Entwicklung der Stadt an Hand seiner Kartengeschichte behandelt.

Leistungen: wissenschaftliche Seminararbeit oder Architekturentwurf, Teilnahme an der Rom-Exkursion, Teilnahme am begleitenden Rom-Seminar