Projekt im Master/Diplom, 12 SWS | 18 ECTS
Anlass
Henry van de Velde darf als einer der Pioniere der modernen Baukunst betrachtet werden. Seine theoretischen Abhandlungen und seine bauliche Tätigkeit haben im Vorfeld des Weimarer Bauhauses Wesentliches zur Entwicklung der Architektur des 20. Jahrhunderts beigetragen. Seine ganzheitliche Kunsttheorie, in der die Architektur eingeschlossen war, richtete sich gezielt an ein breites Publikum und warb um Verständnis für einen neuen Stil, dessen Prinzipien er glaubte formulieren zu können.
Im Jahr 2013 wird an der Bauhaus-Universität Weimar in einer Ausstellung aus Anlass seines 150. Geburtstages das architektonische Gesamtwerk Henry van de Veldes gezeigt werden. Neben der Präsentation von Plänen und Modellen realisierter Bauten in Belgien, Deutschland und Holland wird ein Schwerpunkt auf der virtuellen Simulation nichtrealisierter Entwürfe liegen.
Schwerpunkt
Die virtuelle Simulation nie realisierter Projekte von Henry van de Velde ist eine Herausforderung an die virtuose Beherrschung des 3D-Modellierwerkzeuges aber auch an die Interpretationsfähigkeit der Fehlstellen und Informationslücken, die den meisten nur im Wettbewerbsstadium sichtbar gewordenen Entwürfen anhaftet. Ohne genaue deduktive kompositorische Analyse des zu modellierenden Projektes und gute Kenntnisse des Gesamtwerkes des Meisters bleiben Entscheidungen zu Material, Farbigkeit, Form und Detail dieser Fragmente nur vage Vermutungen.
Das historische Plan, Text- und Fotomaterial zu den einzelnen Projekten wurde von Studierenden im Rahmen einiger Seminare an der Professur Theorie und Geschichte der modernen Architektur zusammengetragen. Die Materiallage wird von Projekt zu Projekt unterschiedlich sein. Um dennoch eine größtmögliche Authentizität zu erreichen und eine gewisse Konsistenz in der Visualisierung, wird es für die Projektbeteiligten Sinn machen, sich auf gemeinsame Strategien zu einigen, z. B.
- Erarbeitung eines gemeinsamen Fundus an Materialien, aus dem sich dann alle
bedienen
- Verfolgung eines gemeinsames Beleuchtungskonzeptes (Separate Lichtquellen für
Beleuchtung und Verschattung, Globales Illuminations Modell,
- Modellierung bzw. Nutzung einer gemeinsamen Bibliothek von Ausstattungsgegenständen
(Bäume, Möbel, Leuchten, Treppen, Einbauten...), etc.
Als Modellierwerkzeug wird Cinema4D vorgeschlagen, das in einer neuen und vollständigen Version im Architekturpool ab WS 2011 installiert sein wird. Neben der räumlichen Verarbeitung des zur Verfügung stehenden Materials und der Präsentation der 3D-Fassungen in den üblichen Plänen und Sichtweisen von Architektur (Grundrisse, Ansichten, Axonometrien, Perspektiven ...) sollen die virtuellen Modelle auch begehbar werden und im Format der verketteten bildbasierten kubischen Panoramen verarbeitet werden. Ehrgeizigstes Ziel dabei wäre die Ausstattung der Szenerie mit einer angemessenen Lichtstimmung oder auch die Integration der direkten städtebaulichen Umgebung.
Die praktische Beschäftigung mit dem Werk van de Veldes wird durch ein Theorieseminar zur frühen Moderne des 20. Jahrhunderts und eine Geschichtsexkursion zu van de Velde-Bauten in Holland und Belgien ergänzt.
Perspektive
Es ist vorgesehen, die besten virtuellen Simulationen in die Ausstellung Der Architekt Henry van de Velde einzubeziehen, die im Van de Velde-Jahre 2013 parallel zur großen Werkschau der Klassik Stiftung Weimar gezeigt werden wird.