Die dialektische Fassade. Medienarchitektur zwischen Transparenz und Opazität
Wohl kaum eine Erscheinungsform der Architektur ist der Anlage nach so dialektisch wie Medienfassaden. In den Medienfassaden verschmilzt die äußere architektonische Hülle mit den Kommunikationstechnologien, sodass die Architektur scheinbar beweglich und dadurch auf der Wahrnehmungsebene in ihrer ontologischen Substanz erschüttert wird. Auf die materielle physische Körperhaftigkeit der Gebäude treffen flüchtige, immaterielle zweidimensionale digitale Lichtbilder, die die Schwere der Architektur aufzulösen scheinen: Bild und Raum durchdringen sich. Während sich in den Medienfassaden also auf der einen Seite konvergente Ansätze zwischen (Film)Bild und Architektur, Bewegung und Stasis, Materialität und Immaterialität, Illusion und Realität sowie Transparenz und Opazität zeigen, offenbaren sich in diesen Begriffspaaren auf der anderen Seite ihre komplexen dialektischen Beziehungen.
Es sind vor allem diese widersprüchlichen Zuschreibungen, die Medienfassaden zu spannenden Akteuren im Diskurs der Diaphanie machen. Denn sie beziehen ihre Faszination aus den diaphanen Strukturen des Lichts, die die Architektur einerseits scheinbar porös werden lassen und die sie andererseits „maskieren“ und somit zum Verschwinden bringen. Auch die historischen Vorläufer von Medienfassaden verweisen auf diese Ambivalenz: Sie lassen sich sowohl in den transparenten (Licht)Architekturen der Moderne als auch in der Opazität des „dekorierten Schuppens“ von Las Vegas finden. Der Vortrag versucht dieser Dialektik der Medienfassaden nachzugehen und dabei verschiedene Konzepte von Transparenz und Opazität zu beleuchten.