Diaphanie – Phänomenologie und Instrumentalität
Dank der phänomenologischen Einstellungen hat Hans Jantzen die Diaphanie (1927) im Zusammenhang mit der Struktur der Wand betrachtet, also mit dem Hintergrund, der als Unterlage für den Körper der Wand und für den Körper des Zuschauers erscheint, als ein optisches Ereignis, das wirkt fast magisch auf Gefühle und Einbildungskraft. Hans Sedlmayr (1951) stützt sich auf Jantzens Begriff, erweitert aber die Diaphanie durch die «ergreifende Form» und den «Baldachin». Die Diaphanie spielt in dieser Triade eine methodologische Rolle, sie beschreibt die Position des Zuschauers-Benutzers, der die intentionalen Beziehungen mit der architektonisch-kinästhetischen und der theophanisch-medialen Umwelt aufnimmt.
Beim Jantzen geht es mehr um die Transparenz, beim Sedlmayr um die Diaphanie, weil es ihm darauf ankommt, was aktiv der Architektur als einer körperlichen Konfiguration vorangeht. Und das ist eben Licht, welches phänomenologisch unkörperlich ist und als Transzendenz erfahren wird, als eine Offenbarung, die auf das Visuelle nicht reduziert werden kann. Sedlmayr macht Diaphanie zu einem kognitiven Instrument, was auch durch die architektonischen Metaphern der Bedeutungsstufen (Panofsky) möglich ist, wo der Sinn als Resultat des Referenzierens der semantischen Ebenen (Bühler) zu verstehen ist. Alles wird vom Begriff «Abbild», nicht «Bild» erfasst: es ist die Intentionalität des «Sachverhaltes» (Wittgenstein) und keine Repräsentation der intrinsinc meaning. Ein Zuschauer, Leser und Interpret, der von solcher ikonologischen «Architektonik» Gebrauch macht, wird auch selbst gebraucht: er ist bereits eine durchsichtige Schicht-Ebene des architektonischen Raumes, und eine Stufe-Schritt im Generationsprozess des architektonischen Sinns als Macht: vom primordialen bis eschatologischen. Genauso tritt Jantzen durch Sedlmayr hervor, und das Diaphanische durch das Ikonische, indem es nicht nur zum Sehen, sondern auch zum Hören zwingt.