EDITION 4 Weimarer Stadtgespräche

Die Weimarer Stadtgespräche sind eine Veranstaltungsreihe des Instituts für Europäische Urbanistik (IfEU) der Bauhaus-Universität Weimar in Kooperation mit der Stadt Weimar. Im Rahmen der Stadtgespräche werden aktuelle stadt- und regionalpolitische Themen und Herausforderungen mit geladenen Expert*innen stadtöffentlich diskutiert. Ausgehend von konkreten Fragestellungen in der Stadt Weimar und Umgebung geben die Weimarer Stadtgespräche unterschiedlichen Positionen Raum und bringen sie in einen produktiven Dialog.

Die Weimarer Stadtgespräche sind als ein wichtiges Instrument des Transfers in einem weiteren, gesellschaftspolitischen Sinn zu verstehen. Auch im Jubiläumsjahr finden drei „Weimarer Stadtgespräche“ statt. Sie beschäftigen sich mit Klimaresilienz und ein lebenswertes Weimar am konkreten Beispielsprojekte in der Stadt Weimar und darüber hinaus zeigen sie wissenschaftliche und entwerferische Perspektive auf die sozial-ökologische Transformation.

Die federführende Organisation der Weimarer Stadtgespräche liegt bei IfEU-wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Hendrik Sander. Aktuelle Informationen befinden sich hier: https://uni-weimar.de/stadtgespraeche

VA 1: Gerechtes Wohnen in der Klimakrise: bezahlbar, inklusiv, zukunftsfähig

In der ersten Veranstaltung der Edition 4 der Stadtgespräche haben wir die Herausforderungen der Wohnraumversorgung in Thüringen in den Blick genommen: mangelnde Passung von Wohnungsangebot und -nachfrage, Klimakrise, Finanzknappheit. Mit Frank Emrich, dem Direktor des Verbandes Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, Bertram Schiffers von den LeerGut-Agenten und Carsten Praum vom Institut für Europäische Urbanistik haben wir diskutiert, was Strategien und Instrumente sein können, um trotz der großen Herausforderungen einer bezahlbaren, inklusiven und klimagerechten Wohnraumversorgung in ganz Thüringen näher zu kommen. 

Eine vielversprechende Möglichkeit könnte die Gründung eines landeseigenen Wohnungsunternehmens sein, wie die ehemalige IfEU-Mitarbeiterin Lisa Vollmer in einer Anfang 2024 veröffentlichten Studie argumentierte. Doch die Diskussion zeigte auch, dass dieser Ansatz unterschiedlich eingeschätzt wird: Ein neuer öffentlicher Akteur ist nicht die Lösung für alle Probleme. Gerade in Graswurzel-Initiativen und Start-ups liegen große Chancen. Und Thüringen ist in sich so heterogen, dass es passender Ansätze für verschiedene Raumtypen bedarf.

Die zahlreich gekommenen Zuhörer*innen aus Universität und Stadtgesellschaft beteiligten sich nach der Diskussion auf dem Podium engagiert an der Debatte. Der Abend wurde abgerundet von einem lockeren Austausch der Anwesenden bei Keksen und Saft.

VA 2: Klimaresilientes Weimar: Die Umgestaltung des Asbach-Grünzugs

Auch die zweite Veranstaltung der Weimarer Stadtgespräche in 2024 stand im Rahmen des Institutsjubiläums. Nachdem die erste Veranstaltung der Edition 4 „Für eine transformative Urbanistik“ sich dem Thema Wohnraumversorgung in Thüringen gewidmet hatte, wandten wir nun den Blick auf eine andere drängende Herausforderung sozial-ökologischer Transformation: die städtische Klimaanpassung.

Am Beispiel von Weimar haben wir diskutiert, wie es einer Stadt gelingen kann, sich an die absehbaren Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und gleichzeitig gute Lebensbedingungen für alle Einwohner*innen zu gewährleisten. Uns interessierten die Fragen: Wie kann ein klimaresilientes Weimar erreicht werden? Welche Aufgaben kommen auf die Stadt und welche auf (zivil-)gesellschaftliche Akteure zu? Welche Rolle spielen insbesondere blau-grüne Infrastrukturen?Dafür haben wir den westlichen Asbach-Grünzug in Weimar in den Blick genommen und die Fragen erörtert, wie die Renaturierung des Grünraums und der dort angesiedelten Industriebrachen so gelingen kann, dass ein Mehrwert für die städtische Klimaanpassung und alle Weimarer*innen entsteht – und zugleich ästhetische und denkmalpflegerische Ziele berücksichtigt werden. 

Oliver Trepte vom Lehrstuhl Denkmalpflege und Baugeschichte, der kürzlich seine Promotion zum klassischen Asbach-Grünzug abgeschlossen hat, ordnete die westliche Erweiterung historisch-städtebaulich ein. Auf dieser Basis schilderte Bernward Fechtel, Leiter des Stadtentwicklungsamts Weimar, die Vorhaben der Stadt in dem Areal, die sie dort im Rahmen des Städtebaulichen Rahmenplan für Weimar West verfolgt. Martina Jacobi vom Lehrstuhl Städtebau 1 stellte erste Entwürfe für das Gebiet aus dem parallel stattfindenden universitären Entwurfsprojekt vor. Daran anknüpfend verdeutlichte Stephanie Schneider-Werres vom Lehrstuhl Technologien urbaner Stoffstromnutzungen die Bedeutung eines integrierten Wassermanagements für die gelingende Umgestaltung des Grünzugs. Nach dem Austausch auf dem Podium folgte eine angeregte fachliche Diskussion mit dem Publikum, die insbesondere durch Beiträge von zahlreich vertretenen Landschaftsplaner*innen und Naturschutzexpert*innen bereichert wurde.