Weimarer Wohnungsforschung

Selbstverständnis

Wohnen ist ein menschliches Grundbedürfnis und damit von elementarer Bedeutung für die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung. Gleichzeitig ist die Schaffung sozial gerechten Wohnraums eine der zentralen Herausforderungen heutiger Stadtentwicklung.

Das Wohnen stellt die primäre Nutzung des Bodens in den Städten dar, ist Ausgangspunkt lebendiger und sozial integrierter urbaner Räume und wesentlicher Faktor städtischen Ressourcenverbrauchs, aber auch Gegenstand kapitalorientierter Verwertungsinteressen und sozialer Verteilungskämpfe. Durch die Organisation von und wechselseitigen Beziehung zwischen Wohnraum und Boden kommt es zu immer wiederkehrenden Wohnungskrisen, die dieses Grundbedürfnis in Frage stellen. Steigende Mieten bedrohen auch aktuell einkommensschwache Haushalte und die Mittelschicht in deutschen Metropolen, Großstädten und zunehmend auch den Mittelstädten.

Lösungen für eine sozial gerechte und nachhaltige Wohnraumversorgung können nur in integrierter Perspektive mit Beteiligung verschiedener Disziplinen gefunden werden. Aus diesem Grund haben sich Wissenschaftler*innen aus Stadtplanung, Soziologie, Architektur, Kulturwissenschaft, Urbanistik, Politikwissenschaft und Humangeographie am Institut für Europäische Urbanistik zur Weimarer Wohnungsforschung zusammengeschlossen.

Die Bauhaus-Universität Weimar und die Fakultät Architektur und Urbanistik als Orte inter- und transdisziplinärer Forschung bilden den Rahmen für eine integrierte und raumbezogene Wohnungsforschung.

Die Ziele der Weimarer Wohnungsforschung sind:

  • Wissenschaftliche Grundlagen aus dem Feld der Stadtforschung zur Analyse der Produktion, Nutzung und Gestaltung von Wohnraum und zur Wohnungspolitik in Deutschland (und im internationalen Vergleich) herzuleiten und bereitzustellen.
  • Die Wohnungsforschung langfristig und dauerhaft als inter- und transdisziplinäres Forschungsfeld zu etablieren und institutionell zu verankern, trotz zyklischer Aufmerksamkeit der Politik.
  • Die öffentliche Diskussion und die politische Entscheidungsfindung mit Strategien zur sozial gerechten Wohnraumversorgung zu bereichern.
  • Anhand von modellhaften Vorhaben und Projekten Beiträge zur Geschichte, Gegenwart und Weiterentwicklung des Wohnens und der Wohnungsversorgung zu leisten.

Workshopreihe des Netzwerks der Weimarer Wohnungsforschung

Eine Workshopreihe des Netzwerks der Weimarer Wohnungsforschung der Bauhaus-Universität Weimar widmet sich aktuellen Fragen der Wohnungsforschung zu Boden, Infrastruktur, Praktiken und Methoden. Ziel der vom Institut für Europäische Urbanistik (IfEU) organisierten Veranstaltungsreihe ist der interdisziplinäre fachliche Dialog zwischen Wohnungsforscher*innen vor dem Hintergrund, dass Lösungen für drängende Fragen einer sozial gerechten Wohnraumversorgung nur im Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis und unter Beteiligung verschiedener Disziplinen gefunden werden können.

In der nunmehr zweiten Workshopreihe des Netzwerks stellen im Lauf von zwei Jahren Wissenschaftler*innen aus dem In-und Ausland und Vertreter*innen der Wohnungswirtschaft sowie Planer*innen aus der Praxis unterschiedliche Perspektiven der interdisziplinären Wohnungsforschung ins Zentrum: aktuelle Belange der Wohnungsforschung in und durch die Pandemie, drängende Fragen zur Schaffung bezahlbaren Wohnungs(neu)baus und das Ausloten alternativer Eigentumsmodelle. Auch zukunftsrelevante Themen wie die Transformation und der Erhalt des Wohnbestands, die Wohnraumversorgung als Infrastruktur im Wohlfahrtsregime und empirischen Methoden zur Beschreibung des Wohnens mit dem Ziel der Ermittlung konkreter Wohn(raum)bedarfe werden thematisiert. Die achteilige Reihe wird ergänzt durch ein interdisziplinäres Doktorand*innen-Kolloquium, zu dem Nachwuchsforscher*innen eingeladen sind, diese Themen mit ihren Ansätzen zu bereichern und einem Gremium hochkarätiger Fachreferent*innen zur Diskussion vorzustellen. Nach einem Auftakttreffen der Netzwerkmitglieder im Juli dieses Jahres startet die Reihe am 26. November 2021 mit einem von Dr. Lisa Vollmer und Prof. Barbara Schönig initiierten Workshop zur »Wohnungsversorgung als Infrastruktur: Zwischen analytischem Konzept und gesellschaftlichem Programm«.

Die Workshops sind inhaltlich eingebettet in den Forschungskontext des 2018 gegründeten Netzwerks der Weimarer Wohnungsforschung. Unterstützt wird die Reihe durch die Ernst-Abbe-Stiftung, Jena.

Das Netzwerk der Weimarer Wohnungsforschung ist ein Zusammenschluss von ehemaligen und aktuellen Wissenschaftler*innen der Bauhaus-Universität Weimar aus den Bereichen Stadtplanung, Soziologie, Architektur, Kulturwissenschaft, Urbanistik, Politikwissenschaft und Humangeographie. Mit den Workshops wird die erfolgreich im Jahr 2018 erstmalig durchgeführte Workshopreihe »Wohnungsfrage(n) ohne Ende«, aus der u.a. die Schriftenreihe »Interdisziplinäre Wohnungsforschung« (transcript-Verlag) hervorgegangen ist, fortgesetzt und verstetigt. Die Reihe möchte die interdisziplinäre universitäre Wohnungsforschung stärken und ausbauen.

Workshopüberblick

1. Kick-Off

1. Juli 2021

Wie Corona unsere Forschung beeinflusst hat? Austausch der Netzwerkmitglieder zu aktuellen Forschungen und Vorhaben sowie Fragestellungen und Themen, die sich aus der aktuellen Situation in der Pandemie ergeben.

2. Wohnungsversorgung als Infrastruktur: Zwischen analytischem Konzept und gesellschaftlichem Programm

26. November 2021

Dr. Lisa Vollmer, Prof. Dr.-Ing. Barbara Schönig

3. Von Bewohner*innen und ihren Wohnungen: Methoden zur empirischen Erforschung von Wohnpraktiken

3. Februar 2022

Dr.-Ing. Julia von Mende, Antonia J. Krahl M.A.

4. Strategien für einen bezahlbaren Wohnungsneubau: Bezahlbar bauen! Aber wie?

7. April 2022

Kassandra Löffler, M.Sc.

5. Zum ambivalenten Verhältnis von Grundeigentum, Recht und Stadtplanung

28. Oktober 2022

Michael Schwind, M.Sc.

6. Interdisziplinäres Doktorand*innenkolloquium

Dezember 2022 / December 2022

7. Housing renovation, socialist heritage and state-society-relations

9.–10. Juni 2023 / June 9th–10th, 2023

Jun.-Prof. Dr.-Ing. Daniela Zupan