Freitag, 30. Oktober 2015
Beginn:14:00 Uhr
Die Konversion von Industrie- und Hafenanlagen oder Militärstandorten in der Mitte der Stadt bietet gerade für wachsende Städte die Chance neue städtebauliche Entwicklungen anzuschieben. Funktionale Veränderungen wie der Wechsel vom Industrie- zum Dienstleistungsstandort haben dabei räumliche Auswirkungen auf die gesamte Stadt: Große neue Innenstadtbezirke entstehen innerhalb weniger Jahre und verändern die Geographie auch der gewachsenen Stadtteile. Eine besondere Rolle spielen Leitprojekte, die meist mit kultureller Nutzung das industrielle Erbe neu interpretieren und für eine Verankerung der neuen Stadtteile im lokalen und überregionalen Bewusstsein sorgen sollen. Die gewünschte Aufwertung vormals peripher gesehener Stadtlagen führt dabei auch zu Konflikten.
Wie kann das Ziel einer nachhaltigen und sozial ausbalancierten Innenstadterweiterung erreicht werden?
Wie kann überhaupt Urbanität in einem komplett neuen Innenstadtbereich entstehen?
Und erzielen die Maßnahmen positive Aufwertungseffekte oder Verdrängungen im angrenzenden Quartier?
Wie gelingt die Vernetzung?
Eine abschließende Betrachtung der vorgestellten Projekte von Prof. Hilde Barz-Malfatti (BUW) steht hier zum download zur Verfügung!
Hanno Rauterberg, in Celle geboren, ist Stellvertrender Ressortleiter im Feuilleton der ZEIT und schreibt dort vor allem über Kunst, Architektur und Städtebau. Er ist promovierter Kunsthistoriker und Absolvent der Henri-Nannen-Journalisten-Schule. Seit 2007 ist er Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Zuletzt erschienen sind „Wir sind die Stadt! Urbanes Leben in der Digitalmoderne (Suhrkamp), „Und das ist Kunst?! Eine Qualitätsprüfung“ (S.Fischer) und „Worauf wir bauen – Begegnungen mit Architekten“ (Prestel).
Prof. Sophie Wolfrum ist Urbanistin und seit 2003 Professorin für Städtebau und Regionalplanung an der Technischen Universität München.
Sie studierte Raumplanung an der TU Dortmund und sammelte anschließend Erfahrungen in der Planungspraxis in Tansania und Deutschland. Seit 1989 besteht ihr Büro für Architektur und Städtebau mit Prof. Alban Janson in Karlsruhe, mit dem Sie zwei Mal den Deutschen Städtebaupreis gewann. Im Jahr 2015 publizierte sie den „Platzatlas“ und „Performative Urbanism“. Prof. Sophie Wolfrum ist seit 1991 als Fachjurorin in zahlreichen Preisgerichten sowie als wissenschaftliche Beraterin in Fachkommissionen tätig und Mitglied bei der SRL und DASL.
Der Beitrag von Prof. Sophie Wolfrum steht hier zum download zur Verfügung!
Die Überseestadt erstreckt sich westlich der Bremer Innenstadt und ihren historischen Wallanlagen über drei Kilometer entlang der Weser. Das alte Hafengebiet ist mit etwa 300 Hektar das größte Stadtentwicklungsprojekt Bremens und mit internationalen Großprojekten auf Konversionsflächen wie der Hamburger Hafen City oder auch den Londoner Docklands vergleichbar, wobei die Bremer Innenstadt im Verhältnis deutlich kleiner ist. Nach dem Verlust der Hafen- und Werftnutzung wurde um das Jahr 2000 ein Masterplan als Strukturkonzept entwickelt und mit der Erschließung begonnen. Weite Bereiche der Überseestadt werden dabei immer noch gewerblich und industriell genutzt. Die Entwicklung des Quartiers soll in drei aufeinanderfolgenden Sequenzen erfolgen: ein Dienstleistungsbereich mit Hotel und gewerblichen Kulturstätten im Anschluss an die Innenstadt, ein gemischtes Quartier um den Europa-Hafen mit Verbindungen zu den angrenzenden Stadtteilen und ein Bereich mit Wohnungsbau an der Hafenkante.
Momentan leben knapp 400 Menschen in dem Ortsteil Überseestadt, bis 2030 sollen es 3.300 sein und ebenso 17.000 Arbeitsplätze entstehen. Für weiteren Wohnungsbau, den Ausbau des Dienstleistungsstandortes und die Qualifizierung der Freizeitadresse steht aktuell eine Reprogrammierung des Masterplanes, die Optimierung der Erschließung, die Etablierung von Bildungsstandorten sowie die Sicherung einer zukunftsfähigen Mischung aus Gewerbe, Dienstleistungen und Wohnen an.
Wie gelingt es eine Innenstadt in einer derartigen Größenordnung zu erweitern?
Wie verbindet sich das neue Gebiet mit der bestehenden Innenstadt und wie verändert es sie?
Kann es bei Großprojekten dieser Dimension zu einer sozialverträglichen Durchmischung kommen, die den neu entstehenden Stadtteil attraktiv für möglichst viele Bevölkerungsgruppen macht?
Prof. Dr. Iris Reuther ist Architektin sowie Architektin für Stadtplanung und seit 2013 Senatsbaudirektorin beim Senator für Umwelt, Bau und Verkehr der Freien Hansestadt Bremen.
Sie studierte Architektur und promovierte 1989 an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar, der heutigen Bauhaus-Universität Weimar. Gemeinsam mit Marta Doehler-Behzadi gründete sie 1991/1992 das Büro für urbane Projekte in Leipzig, das unter ihrer Führung bis 2013 zu konzeptionellem Städtebau, Stadt- und Stadtteilentwicklungsplanung in Mitteldeutschland, München, Zürich und New York arbeitete. 2004 bis 2013 war Prof. Dr. Iris Reuther Professorin für Stadt- und Regionalplanung im Institut für urbane Entwicklungen an der Universität Kassel. Sie ist Mitglied bei der BDA (a.o.), DASL und SRL. Als Senatsbaudirektorin der Freien Hansestadt Bremen und Leiterin des Fachbereiches Bau und Stadtentwicklung beim Senator für Umwelt, Bau und Verkehr ist Prof. Dr. Iris Reuther für die städtebauliche Planung, die Stadtbildgestaltung und die Baugenehmigungen für Hochbauprojekte und Freianlagen in der Überseestadt Bremen zuständig. Zugleich gehört sie der Steuerungsgruppe Überseestadt an, in der das Bauressort, das Wirtschaftsressort und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Freien Hansestadt Bremen zusammenwirken.
Tom Huber ist Stadtplaner (AKNW) und Projektleiter bei ASTOC Architects and Planners. Er studierte Raum- und Umweltplanung an der Universität Kaiserslautern von 1995 bis 2001 und schloss sein Studium mit der Diplomarbeit am Lehrstuhl für Städtebau und Entwerfen bei Prof. Markus Neppl ab. Seit 2002 arbeitet er bei ASTOC Architects and Planners in Köln. Dort erarbeitete er vorwiegend Masterpläne, wie den der Kölnmesse und der Tempelhofer Freiheit in Berlin. Tom Huber ist Projektleiter der Hafenkante, einem von fünf Teilen der Überseestadt Bremen. Das Büro ASTOC hat im Zeitraum zwischen 2004 und 2014 kontinuierlich den Bereich Hafenkante städtebaulich untersucht, den Masterplan fortgeschrieben und Machbarkeitsstudien erstellt, die heute die Grundlage für die Bauleitplanung und Infrastrukturplanung darstellen.
Das Gesamtprojekt Hauptbahnhof ist mit einer Größe von 109 Hektar die für Wien derzeit bedeutendste städtebauliche Entwicklungsmaßnahme. Durch den Fall des Eisernen Vorhangs wurde Wien von einer Verkehrstechnischen Endstation zum großräumig vernetzten Verkehrsknotenpunkt. Die acht großen Kopfbahnhöfe wurden überwiegend aufgelassen und durch den neuen zentralen Hauptbahnhof ersetzt. Durch den Neubau entstanden im Umfeld des geplanten Hauptbahnhofs große Freiflächen, die gemäß des Wiener Stadtentwicklungsplan zur Entwicklung eines neuen Stadtteils mit Standorten für Büros und Dienstleitungsbetriebe sowie hochwertigen Wohnquartieren genutzt werden. Das mittlerweile als »Sonnwendviertel« bezeichnete, ehemalige Güterlogistikareal beim Süd-/Ostbahnhof, zeichnet sich lagemäßig dadurch aus, dass es eine bauliche und soziale Verbindung zwischen zwei bisher vollkommen voneinander getrennten Bezirken Wiens herstellt.
Essentiell in der Projektdurchführung waren vorausgehende Rahmenvereinbarungen zwischen allen beteiligten politischen Gremien und die Einrichtung eines Programmmanagements als gemeinsame Klammer zwischen den einzelnen Projektmanagement-Instanzen. Die unterschiedlichen Kommunikationskulturen, verschieden ausgeprägte Hierarchien und informelle Regeln der Organisationen hätten zum Scheitern des Vorhabens geführt, wenn es zu Beginn nicht gelungen wäre, Verständnis und Ressourcen für das Programmmanagement zu erwirken.
Ein weiterer Erfolgsfaktor war die Einsetzung eines erfahrenen Baustellenombudsmanns, der von der Bevölkerung sehr gut angenommen und mit Fortdauer der Entwicklung durch die städtische Gebietsbetreuung ersetzt wurde.
Was sind die räumlichen Prioritäten in der Strategie?
Wie gelingt die Planung und Steuerung der Investoren in einem hochverdichteten Hauptbahnhofsbereich und wie die Realisierung bezahlbaren Wohnraums?
Welche Bedeutung kommt den Übergängen zwischen den Quartieren zu?
Wie verbindet sich das neue Bahnhofareal mit der Wiener Innenstadt?
Brigitte Jilka ist Baudirektorin der Stadt Wien.
Als studierte Raumplanerin war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Geologischen Bundesanstalt Österreich. Anschließend arbeitete sie in der Flächenwidmungs- und Bebauungsplanung der Stadt Wien und übernahm schließlich die Leitung der Stadtplanungsabteilung. Sie verließ den Magistrat für die Position als Geschäftsführerin der Wien Holding GmbH und kehrte 2009 zurück um die Funktion der Stadtbaudirektorin zu übernehmen. Als Stadtbaudirektorin ist sie ist Leiterin des Geschäftsbereiches Bauten und Technik, dem alle operativen technischen Dienststellen der Bereiche Planung (inkl. Planungsdirektion), Hochbau, Tiefbau, Behörden und die Betriebe der Umwelttechnik zugeordnet und unterstellt sind. Ebenfalls ist ihr die Projektleitung der Gebiete „Hauptbahnhof/Sonnwendviertel“ sowie „Seestadt Aspern“ zugeordnet.
Albert Wimmer ist Architekt und Stadtplaner.
1977 gründete er das Atelier Albert Wimmer, das heute ca. 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Nach seinem Diplomstudium der Architektur an der Technischen Universität Wien studierte er Stadtplanung an der Architectural Association in London. Von 1998 bis 2007 war Albert Wimmer Vorsitzender der Architekten im Wiener Künstlerhaus und ist seit 2012 Mitglied des Gestaltungsbeirates Linz und übernimmt zahlreiche Jurytätigkeiten. Ausgewählte Projekte sind unter anderem die Entwicklung des Masterplans Hauptbahnhof Wien, das Konferenzzentrum bei der Wiener UNO-City sowie die Masterplanung Eurogate - Europas größte Passivhausanlage und der Neubau des Schwerpunktkrankenhauses Wien Nord.
Auf einem insgesamt 145 ha großen Areal des ehemaligen Hauptgüterverkehrsbahnhofs in unmittelbarer Nachbarschaft zur Frankfurter Messe entsteht das sogenannte Europaviertel. Bis 2019 soll das von zwei Entwicklergruppen durchgeführte städtebauliche Projekt mit Büros, Hotels, Wohnungen, einer Schule und sozialer Infrastruktur, einem 60 m breiten Boulevard, Parks sowie der »Skyline-Plaza«, einem Einkaufzentrum mit 5-Sterne-Hotel und weiteren Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten abgeschlossen sein.
Das Frankfurter Europaviertel gehört zu den größten innerstädtischen Konversionsprojekten in Deutschland. 15.000 Menschen sollen dort, in Nachbarschaft zum bestehenden Gallusviertel, wohnen, u.a. im höchsten Wohnhochhaus Europas. Direkt nordöstlich angrenzend, zwischen Bockenheim und Westend, wird seit 2003 der sogenannte Kulturcampus entwickelt. Zunächst sollte dort nach dem Wegzug der Goethe-Universität ein Zentrum für Kunst und Kultur entstehen. Im Laufe der Planungen wurde auf Bürgerproteste reagiert, die sich gegen den ursprünglich nahezu vollständig geplanten Abriss historischer Bausubstanz und eine aus Sicht der Stadtgesellschaft unzureichende Schaffung von Wohnungen richteten.
In 12 moderierten Planungswerkstätten wurde zusammen mit den Bürgern ein städtebauliches Rahmenkonzept erarbeitet, das Aussagen zur städtebaulichen Entwicklung, zum Denkmalschutz, zum öffentlichen Raum und zum Verkehr trifft. Ein Konsensplan dokumentiert wesentliche Ziele der Entwicklung. Die Umsetzung der Planung wird aktuell neben eingerichteten Arbeitsgruppen von einem Runden Tisch begleitet, an dem sich delegierte Vertreterinnen und Vertretern der Werkstattteilnehmer zusammenfinden.
Was sind die räumlichen Prioritäten in beiden Strategien?
Welche Rolle spielt die Stadt? Wie gelingt die Planung und Steuerung der Investoren in einem hoch verdichteten neuen Stadtteil, wie die Beteiligung der Bürger?
Welche Bedeutung kommt den Übergängen zwischen den Quartieren zu? Wie verbinden sich die neuen Areale mit der Frankfurter Innenstadt?
Michael Heller ist Projektkoordinator im Bereich Stadtplanung und Städtebau bei AS&P-Albert Speer und Partner in Frankfurt am Main.
Er ist seit 2009 Dozent für Raumplanerisches Entwerfen im Internationalen Doktorandenkolleg „Forschungslabor Raum“ (ETZ Zürich/TU Wien) und seit 2008 Lehrbeauftargter für Raumplanerisches Entwerfen an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH), sowie am Institut für Raum- und Landschaftsentwicklung (IRL). Zuvor war von 1998 bis 2007 Lehrbeauftragter für Städtebaubezogene Gebäudelehre und Städtebauliches Entwerfen an der Universität Fridericiana Karlsruhe (heute KIT) am Institut für Städtebau- und Landesplanung (ISL). Heller war federführend bei der Entwicklung des Masterplans Innenstadt Köln und Mitglied der Lenkungsgruppe 2008, im Projekt Europaviertel zeichnet er sich mitverantwortlich für den Entwurf des Rahmenplans 1999.
Brigitte Holz studierte Architektur und Stadtplanung an der TU Darmstadt und an der ETH Zürich.
Nach freier Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros gründete sie 1981 das Büro Freischlad + Holz Architekten in Darmstadt, 1995 das Büro Herwarth + Holz, Planung und Architektur in Berlin. Beide Büros arbeiten für einen breiten Kreis privater und öffentlicher Auftraggeber in der gesamten Bundesrepublik. Viele ihrer Projekte und Moderationen wurden mit Preisen ausgezeichnet. Brigitte Holz wurde 1988 in den BDA berufen. Seit 2008 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung. Im Jahr 2014 wurde sie zur Präsidentin der Hessischen Architekten- und Stadtplanerkammer gewählt. Im vorgestellten Projekt war Brigitte Holz verantwortlich für die Strukturierung der gesamten dialogorientierten Planung und eine der Moderatorinnen.
Petra Roth war von 1995 bis 2012 Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main. In der Zeit von 1997 bis 2011 nahm sie insgesamt 9 Jahre die Aufgaben als Präsidentin des Deutschen Städtetags wahr und war Mitglied im Ausschuss der Regionen der Europäischen Union. Heute ist Petra Roth Vorsitzende des Vorstandes der gemeinnützigen Stiftung Schloss Ettersburg – Gestaltung des demografischen Wandels, fungiert in verschiedenen wissenschaftlichen, kulturellen und anderen gemeinnützigen Einrichtungen im In- und Ausland und nimmt – zum Teil als Vorsitzende – eine Reihe von Mandaten in Aufsichts- oder Beiratsgremien wirtschaftlicher Unternehmen wahr. Daneben übt sie eine selbständige Vortrags- und Beratertätigkeit aus. Seit 2005 ist Petra Roth Ehrendoktor der Universität Tel Aviv für ihre Förderung der akademischen und kulturellen Beziehungen zwischen den Partnerstädten Tel Aviv und Frankfurt am Main und seit 2010 Ehrendoktor der Sookmyung Women's University in Seoul für ihr internationales politisches Wirken. Daneben ist sie Trägerin zahlreicher anderer in- und ausländischer Ehrungen und Auszeichnungen.
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