Preisregen für Bauhaus-Studierende
Jury vergibt Filmförderpreis und Preis der Medienkunst/Mediengestaltung 2011
Spannung lag in der Luft, als am Freitagabend um 18 Uhr die Jury für den Preis der Medienkunst/Mediengestaltung 2011 im Weimarer Stadtschloss ihre Urteile für die beste Abschluss- bzw. Projektarbeit sowie die beste (entstehende) Filmarbeit im Studiengang Medienkunst/Mediengestaltung verkündete. Insgesamt wurden 12 studentische Arbeiten von sechs Professuren des Studiengangs "Medienkunst/Mediengestaltung" nominiert. Die Merkur Bank hat hierfür Preisgelder in Höhe von 2.750 Euro zur Verfügung gestellt.
Der mit 1.000 Euro dotierte erste Preis ging an Christoph Kilian für seine Installation "Tuchfühler", die als Bachelorarbeit an der Professur Gestaltung medialer Umgebungen unter der Leitung von Prof. Ursula Damm entstanden ist. In der Jurybegründung heißt es: "Kilians Installation ist nüchtern, technisch und gleichzeitig poetisch. Sie tritt einem entgegen wie ein eigenes Wesen, das ein Eigenleben, fast eine organische Qualität hat."
Mit dem zweiten Preis in Höhe von 500 Euro wurde Luo Yu für seine Lichtinstallation "Delusion" ausgezeichnet, die als Masterarbeit, betreut von Prof. Dr. Jens Geelhaar an der Professur Interface Design, entstanden ist. Luo Yu hat in seiner Arbeit fünf beeindruckend überzeugende poetische Szenen als kompakte interaktive Lichtinstallationen zusammengeschlossen. Auslöser für die Idee zu seiner interaktiven Installation war der Reaktorunfall in Japan. Die Benutzung von Brennstäben als Projektionsflächen und das allgegenwärtige Motiv der Explosion zeugen davon.
Den dritten Preis (250 Euro) erhielt Ludwig Völker für seine Arbeit "Repititiver Struwwelpeter", die als Bachelorarbeit an der Professur Experimentelles Radio bei Prof. Nathalie Singer entstanden ist. Als Ausgangsmaterial seines musikalischen Remix zieht Völker die allseits bekannten Struwwelpetergeschichten heran, und zwar die DDR-Hörspielversion seiner Kindheit. Indem er kurze Ausschnitte von der Platte extrahiert, das Material loopt und klangverarbeitet, gelingt es Völker seine ganz eingene aktuelle Parodie des Struwwelpeters zu produzieren, von allem aus heutiger Sicht politisch Unkorrekten und Diffamierenden befreit. Das Ergebnis wiederum lässt er auf Vinyl pressen und spielt seinen Struwwelpeter in Clubs. Neben dem gesellschaftskritischen Ansatz der Arbeit schätzte die Jury vor allem den Versuch, Klangkunst in einen massenkulturellen Kontext zu setzen.
Eine lobende Erwähnung fand die Projektarbeit "Drachenschwanz" von Dominique Wollniok, eine interaktive Installation, die ebenfalls an der Professur Experimentelles Radio entstanden ist. Wollnioks Arbeit zeichnet sich durch eine subtile Verknüpfung von Klang und Bewegung aus. Der Betrachter durchläuft ein Soundscape und löst fast geheimnisvoll Veränderungen der Klänge aus, die immer im Zusammenhang mit einer groß-panoramigen Aufnahme einer Thüringer Landschaft, dem Drachenschwanz, stehen. Die Jury würdigte an dieser Arbeit, dass hier - ganz im Sinne des Bauhauses - verschiedene Bereiche miteinander zusammengearbeitet und dabei ein sehr ambitioniertes Projekt entwickelt haben. Das Projekt entstand in Kooperation mit dem Fraunhofer IDMT Ilmenau, die ihre gerade neu entwickelten Flachlautsprecher zur Verfügung stellten. Finanziert wurde das Projekt durch die Thüringer Landesmedienanstallt (TLM) und dem Frauenförderfonds der Bauhaus-Universität Weimar.
Außerdem wurde seitens des Bauhaus Film-Instituts (BFI), Department Filmgestaltung, der Filmförderpreis vergeben, der studentischen Produktionen/Abschlussarbeiten zugute kommen soll, die noch nicht fertig gestellt wurden. Die Preis-Jury bestand hier aus dem Direktorium des Film-Instituts: Prof. Lorenz Engell und Prof. Wolfgang Kissel. Prämiert wurde mit 1000 Euro die geplante, interaktive Arbeit "FullDome Interaction" des Master-Studierenden André Wünscher.
André Wünscher entwickelt ein filmisches Computerspiel für das FullDome-Format. Dabei steht vor allem die Frage im Mittelpunkt, wie man eine interaktive Geschichte in einem Dome-Kino erzählt, in dem zahlreiche Zuschauer die Kontrolle über den Handlungsverlauf übernehmen können. Die besondere technische und gestalterische Herausforderung ist dabei, ein Konzept umzusetzen, das in einer komplett immersiven Umgebung, wie zum Beispiel im Zeiss-Planetarium Jena, in Echtzeit funktionieren soll und den Zuschauer obendrein (inter)aktiv einbindet.
In der Jury saßen dieses Jahr der Schweizer Kurator und Autor Jean-Christophe Ammann, Andreas F. Beitin (Leiter des ZKM Museum für Neue Kunst), Ellen Fellmann (Komponistin, Videokünstlerin und Regisseurin), Ulrike Rosenbach (Medienkünstlerin und Performerin) und Ralf Schlüter (stellv. Chefredakteur des art-Kunstmagazins).