Das Lehramt Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar studieren, bedeutet, den Zielsetzungen der Kultusministerkonferenz zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung zu folgen und künstlerische wie gestalterische Strategien und Ausdrucksformen vor dem Hintergrund der Verantwortung für eine zukunftsfähige Gesellschaft diskursiv zu entfalten.1
Im Rahmen der Entwicklung eines professionellen kunstpädagogischen Verständnisses steht die Befähigung zur Reflexion unserer aktuellen Herausforderungen im Vordergrund. »Kunstvermittlung [und Kunstpädagogik bieten] … nicht nur Verständnishilfe[n] zwischen Kunst und Publikum«. Gemeint ist »… auch die spezifischen Stärken der Künste für das Zusammenleben im Alltag zu nutzen, ihre Fähigkeit, kommunikative Prozesse in Gang zu setzen, die Wahrnehmung auf das Gewohnte zu verrücken, zu zeigen, dass alles auch ganz anders sein könnte.«2 Mit dem Erkennen eigener Handlungsspielräume für eine gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Transformation wird die Fähigkeit, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen und sich trotz Widersprüchen, Unsicherheiten und Zielkonflikten an Aushandlungs- und Gestaltungsprozessen zu beteiligen, gefördert.
Dazu gehören: Selbstakzeptanz, Zugang zu eigenen Emotionen, diesen Emotionen Ausdruck verleihen und reflektiert darüber sich selbst und das Verhalten seiner Mitmenschen besser verstehen zu können; Ausdrucksformen suchen, erproben und finden, über die ein Selbstausdruck möglich ist; Dieses Verständigungsbedürfnis in künstlerischen Ausdrucksformen aufsuchen, entdecken, hinschauen, hinhören und hineinfühlen, um in einen echten Austausch (Resonanz) und darüber konstruktiven Verständigungsprozess zu geraten, um sich in dem anderen in seinen Bedürfnissen und den anderen mit seinen Bedürfnissen in sich zu erkennen, annehmen und wertschätzen zu können.
Sich der Verantwortung zu stellen, Schüler*innen weltoffen und mehrperspektivisch zu bilden, setzt die eigene reflexive Kompetenz zum toleranten Umgang mit dem Unbekannten voraus. Schüler*innen im Fach Kunst dahingehend zu befähigen, vorausschauend Entwicklungen analysieren und gestalten zu können, bedarf der Förderung einer eigenen Urteilsfähigkeit. Gesellschaftlich relevante Fragestellungen sind daher stets Teil der an der Fakultät Kunst und Gestaltung angebotenen, Disziplinen verbindenden Projektmodule, Fachmodule und Wissenschaftsmodule, in denen Konzepte für nachhaltige Entwicklungen erarbeitet und gestalterische wie künstlerische Lösungsansätze gefunden werden.
Der Umgang mit Risiken, die Auseinandersetzung mit Vorurteilen und die Befähigung zum gemeinsamen Handeln bestimmen die Module in der Kunstdidaktik ebenso wie die Befragung inklusiver, diskriminierungssensibler Praxen der Gestaltung von Unterricht sowie heterogener Zielstellungen und Lernformen. Eine in diesem Sinne entwickelte Haltung schließt die Entwicklung von Kompetenzen ein, welche junge Menschen (dabei unterstützt, zunehmend eigenverantwortlich zu planen, zu entscheiden, zu handeln und in einen Reflexionsprozess zu gehen.3
Lehramt Kunst in Weimar zu studieren bedeutet auch, an einem avantgardistischen und progressiven Lehr- und Lernverständnis zu partizipieren, das innovative und nachhaltige Ansätze der Kunstvermittlung entwickelt, umsetzt und teilt. In diesem Kontext werden tradierte Kunst-, Design- und raumbildende Begriffe, Vorstellungen und Praktiken wie bezugswissenschaftliche Diskurse nicht nur systematisch hinterfragt, sondern in einem bewussten Reflexionsprozess dekonstruiert, um durch zeitgenössische Kunstformate und -dimensionen neue, transformative Zugänge zu künstlerischem Denken und Handeln zu fördern.
Die Studierenden des Lehramts Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar lernen in einem qualitativ hochwertigen akademischen Umfeld, das ihnen eine differenzierte und individuelle Studienprofilbildung ermöglicht. Dieser Rahmen fördert die Entwicklung fachlicher Stärken, eigener Interessen und persönlicher Schwerpunktsetzung und wird durch das etablierte und erfolgreiche transdisziplinäre Modell der Fakultät nachhaltig unterstützt. Optimal ausgestattete Werkstätten, Studios und Labore eröffnen den Studierenden vielfältige Räume und Ressourcen, um ihre praktischen Fähigkeiten umfassend zu entwickeln, ihre vielseitigen Ideen zielgerichtet umzusetzen und ihr fachliches Wissen auf höchstem Niveau zu erweitern.
Die aktive Mitwirkung in den verschiedenen universitären Gremien ist für uns, für die Positionierung und Sichtbarkeit des Lehramts Kunst, für den individuellen kunstpädagogischen Professionalisierungsprozess sowie für die nachhaltige Entwicklung der Universität von zentraler Bedeutung und wird derzeit von den Angehörigen des Studiengangs mit besonderem Engagement wahrgenommen. Diese Form der aktiven Partizipation spiegelt ein kollektives Anliegen und eine große Verantwortung für die akademische, institutionelle und berufliche Zukunft des Studiengangs wie für die Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden selbst wider.
Zudem liegt eine wesentliche Verantwortung in der Befähigung zur mündigen Teilhabe in allen gestaltenden und schulentwickelnden Prozessen, in der Bereitschaft und Befähigung zur Kooperation mit außerschulischen Bildungspartner*innen, in der Vernetzung mit anderen Schulen und Akteur*innen, im Einbezug außerschulischer Lernorte aus der Lebenswelt der Schüler*innen sowie in der Fähigkeit interdisziplinäre und transdisziplinäre Experimentier- und Erfahrungsräume4 zu schaffen. Dies mag auch dazu beitragen, dem Anspruch dauerhaft gerecht zu werden, sich kontinuierlich und über die erste und zweite Lehrendenbildungsphase hinaus aktuellen Fragen des Lehrens und Lernens zu stellen, denn dies ist Teil eines professionellen Selbstverständnisses, das es im Studium zu entwickeln gilt.
Das Team des Lehramtes Kunst hat sich auf gemeinsame Handlungsmaxime verständigt, die Teil unserer Lehr-Lern-Konzepte sind: Transparenz hinsichtlich der Entscheidungen in der Methodenwahl, der Lernziele und Beurteilungen, Anerkennung von Differenz, Konsens und Dissens gleichermaßen als Teil von Aushandlungsprozessen, Etablierung einer wertschätzenden Kommunikation, Ermöglichen einer sensibilisierten Fehlerkultur sowie die Bildung einer proaktiven Haltung zum Scheitern, das Schaffen hierarchiearmer Begegnungsräume, das Ermöglichen von Teilhabe und Kollaboration. Demokratiebildung, Sprachbildung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Inklusive, diskriminierungssensible Bildung sind Metathemen, die das gemeinsame Lehren und Lernen in der Universität und an Schulen bestimmen. Die eigene Verantwortung zu erkennen, gemeinsam differente Praxen zu entwickeln und zu reflektieren, ist daher Kern einer jeden künstlerischen, kunstwissenschaftlichen wie kunstdidaktischen Begegnung in projektbasierten, forschungsorientierten und transformativen Reallaboren.
Nicht zuletzt ist auch das aktive Praktizieren von handwerklichen und materiellen Techniken ein wichtiger Teil der Ausbildung, in dem implizites Wissen erworben wird, das über die Sprache hinausgeht. Somit erweitert sich einerseits der Ausdrucksspielraum der Studierenden und werden andererseits materielle Techniken am Leben erhalten, die eine mediale Vielfalt bewahren - mit der Chance diese weiterzuentwickeln und lebendig zu halten. Hierzu stehen zahlreiche Werkstätten und die begleitenden Personen bereit, die sowohl Raum als auch Dialog ermöglichen.
»Festzuhalten gilt also, dass erst die beim Sich-Bilden geforderten, geförderten und erworbenen Vermögen – Selbstständigkeit, Urteilskraft, Toleranz, Improvisationsgabe, Mut, Tatkraft und Verantwortungsbereitschaft – den Menschen ermöglichen, ihr Leben zu gestalten. Die Fachvertreter der Kunstpädagogik nehmen für sich in Anspruch, dass das, was im Kunstunterricht gelernt wird, für die Schüler im Leben von Bedeutung ist.«5 (Marr 2014: 59)
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1 https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2024/2024_06_13-BNE-Empfehlung.pdf (S. 6)
2 Birgit Mandel in Reinwand, 113f
3 Vgl. http://www.transfer-21.de/indexb4c1.html?p=222
4 Vgl. Anzengruber 2012, 75ff
5 Marr 2014: 59