Ruhender Verkehr

Jeder in Deutschland zugelassene PKW ruht durchschnittlich 94 Prozent des Tages. Dennoch scheint die Diskussionskultur rund um jedwede Form des Transports nahezu exklusiv auf das Fahren, das Steuern, die Ortsveränderung, sprich, die Bewegung (von motorisierten Vehikeln) ausgelegt zu sein. Eine, sich aus dieser Beobachtung ergebende Fragstellung lautet: Was ist das Auto, wenn es nicht fährt?

Mithilfe eines fächerübergreifenden Blicks (kulturwissenschaftliche Medienforschung, Mobilitätswissenschaft sowie Verkehrsplanung) lautet das veranschlagte Forschungsziel, einen Paradigmenwechsel innerhalb der Beforschung wie möglicher Planung des Verkehrs zu erproben - Mobilität vom ruhenden Verkehr aus zu denken, zu reflektieren, zu planen. Dies bedeutet die Momente des Stillstands und des Wartens in den Blick zu nehmen: das Parken wie das Halten und die hiermit einhergehenden Vorrichtungen, Technologien, Apparaturen und Regularien. Hiermit soll der fachlich wie gesellschaftlich etablierte Begriff der Mobilität, insbesondere die motorisierte Automobilität, ins Visier genommen werden. Es werden vier Dimensionen des ruhenden Verkehrs betrachtet: Soziales, Technik, Ökonomie und Ökologie.

Im Rahmen der Forschungswerkstatt Was ist das Auto, wenn es nicht fährt? Dimensionen des ruhenden Verkehrs werden im kommenden Wintersemester 2024/25 vier Fellows nach Weimar eingeladen. Diese repräsentieren Expertise zu jeweils einer der vier  verkehrsbezogenen Dimensionen und sollen zudem diverse Positionen der Forschung, jedoch ebenso designbezogene oder entwurfsorientierte Standpunkte aufzeigen. Im anschließenden Sommersemester ist nochmals eine in vier Panels unterteilte Konferenz (AT: Dimensionen des ruhenden Verkehrs – Theorie, Design, Planung, Kritik) vorgesehen, wobei hier interdisziplinäres Gespräch und der Austausch zwischen medienwissenschaftlichen, gestalterischen und technisch-planerischen Perspektiven entscheidend sein soll.