»Duty Free« im Offspace Goldene Rose in Halle

Kai Cui

Gefundene Fenster

Sichtbar und Unsichtbar

China hat politische Probleme, welche nur von innen heraus, von der chineischen Bevölkerung, erkannt, beurteilt und gelöst werden können. Die meisten Chinesen kennen die Freiheit, aufgrund von Lebensweise und Ideologie, nicht besonders gut. 
Durch kulturelle Voreingenommenheit, geschichtlichen Hintergründen und politisch motivierter Verschleierung wird all Kommunikation gefiltert. Diese Situation ist jedoch nicht nur in China, sondern in allen Teilen der Welt zu beobachten.

Tabea Lenk

I think I‘m going under, part my teeth, Lord

Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte. (Offb 22, 13)

Das Ende ist nah. Der Anfang ist nah. Zähne werden knirschen. Zähne werden fallen.
Mein Tinnitus pfeift. Das Ende ist nah. Die Narbe meines Rückens zirpt. Das Ende ist näher. Meine Zähne verlassen mich in der Nacht. Millimeter um Millimeter. Das Ende ist sowas von nah. Mein Weltuntergang bleibt mein Weltuntergang. Lasst uns innehalten in der Anwesenheit dieser Apokalypse und die Aussicht genießen.

Sebastian Hertrich

Megalomania II

Die Zensierung des Internets spielt in China zur Zeit eine wesentliche Rolle um die Kontrolle der politischen Macht zu festigen. Die Chinesische Mauer, einst ein Bauwerk gigantischen Ausmaßes zum Schutz vor äußeren Bedrohungen, verwandelt sich nun in eine schlecht fassbare Barriere gegen regimefeindliche Kritiker. Sie ist eine Mauer ohne Boden, ohne Anfang und ohne Ende.

Sebastian Hertrich

Your brown cage

Geschichtlich belastet durch unsere Vergangenheit als Deutsche müssen wir einen Umgang mit dem düsteren NS-Kapitel lernen. Den "Kleinen Hitler", den wir gezwungenermaßen mit uns tragen, symbolisch als Haustier eingesperrt, soll Fragestellungen aufwerfen - Ist es besser ihn frei zu lassen oder besser ihn gefangen zu halten?

Sebastian Hertrich

A tribute to Hemingway

Weltbekannt durch seine literarischen Werke litt der Nobelpreisträger Ernest Hemingway an starken Depressionen und Alkoholabhängigkeit.

Er setzte seinem Leben selbst ein Ende und folgte letztlich dem Vorbild des Vaters, welches er durch einige Einbindungen in seine Werke verarbeitete aber stets unter skeptischen Gesichtspunkten.

Umso verwunderlicher seine Entscheidung zum Freitod.

Joule Weiß

Free Hug

Free Hug zeigt das Berliner Weihnachtsmarktgetümmel am Alexanderplatz. In der vermeintlichen Zeit der Besinnlichkeit, sieht man die Protagonistin inmitten des besinnungslosen Gewühls nach genau dieser suchen. Dafür hält sie ein Schild mit dem Angebot „free hugs“ in der Hand.

Mareike Hornof

Verwandlung

Verwandlung impliziert eine plötzliche Veränderung des Inneren oder Äußeren. Erfassungskriterien der staatlichen Identitätsbürokratie wie Fingerabdrücke und DNA sind auf unverwechselbare Differenz hin festgelegt und die soziale Identität eher normativ und mit der Angleichung an Rollenmuster verbunden. Diese Rollen dienen als Orientierung und legen Handlungsspielräume für individuelle Lebensentwürfe und Selbstbilder fest.

Unsere Identität wird demnach mehr von außen als von innen her definiert.

Juliane Krüger

Schatten meiner Selbst

Man kommt nach Hause, alles ist dunkel. Wie automatisch drückt die Hand auf den Lichtschalter neben der Eingangstür. Eine dieser selbstverständlichen, kleinen Freiheiten in der heutigen Zeit.

Was aber passiert wenn man über Monate vollständig auf elektrisches Licht in der Wohnung verzichtet? Nur mit einer Kerze ausgestattet begab ich mich auf dieses Experiment. Gewohntes wurde zu einer mühsamen Herausforderung.

Julia Albrecht

Angst

Verborgen in der dunkelsten Ecke, sitzt sie in mir.
Still und unsichtbar, mit unsagbarer Kraft.
Sie vereinnahmt meine Gedanken.
Sie macht mich blind, verbindet meine Glieder.
Sie lenkt mich, zerrt mich, täuscht mich.
Ich tue, was ich nicht will.
Ich flüchte vor dem, was ich mir wünsche.
Was ich lieb', das zerstöre ich.
Doch ist sie nur ein Teil von mir.
Ich trage sie,
ich halte sie.
Wann finde ich den Mut, sie los zu lassen?

Andrea Schieferdecker

Verspiegeltes Badezimmer - geträumt nach „ein Monat frei von Spiegeln“

Was macht man in acht Stunden? Eine erholsamen Nacht, ein Traum, acht Stunden Geschichte.

Wer mit Spiegeln träumt, denkt über sein Selbstbild und wie die Anderen ihn sehen nach. Das Bad ist eine gemeinsame Ikone, die eine wichtige Rolle im Alltag spielt. Es ist ein Ambient, darauf mit dem Innersten und mit dem Privaten Bezug zu nehmen. Ähnlich wie das Selbstbild ist es gleichzeitig was Gemeinsames und Individuelles.

Andrea Schieferdecker

In mir bist du, du und du.

Selbstportraits - es ist die Dokumentation von „ein Monat frei von Spiegeln“.

Blindzeichnungen von mir, die immer anders aussehen.
Wie meine eigene Selbstwahrnehmung sind auch diese nie gleich.

Die Anderen und der Raum um mich herum üben konstante Einflüsse auf mich aus.

Anna Heyde

Nomaden

Denn ihr könnt nur frei sein, wenn selbst der Wunsch, die Freiheit zu suchen, euch zum Zügel wird und wenn ihr aufhört, von Freiheit als Ziel und Erfüllung zu reden. Khalil Gibran

Der gut geschürte Drang nach Freiheit, die Möglichkeit, einfach losfliegen zu können ist das, was uns frei macht.

Philipp Valenta

Textzitat aus Ovids „Ars amatoria“

Gold

Es geht heute sehr oft um „Gold“, um das Geld, welches, sofern in Mengen vorhanden, von allen Sorgen befreien soll.

Schon Ovid war sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst und verwandte sie in seinem Werk „Ars amatoria“, der „Liebeskunst“, in diesem vielschichtigen Ausspruch. In einer Zeit der Wiederentdeckung antiker Autoren, in einer Zeit, in der Halle durch das Salz zu eben diesen goldenen Zeiten kam und in einer Zeit, in der die Goldene Rose als Gasthaus erbaut wurde, kann auch dieses Zitat wiederentdeckt worden in seinem Sinn nicht weniger richtig gewesen sein. Die Befreiung von Nöten durch das Materielle, das Gold, scheint immer da gewesen zu sein.

Ada Katharina Pöhland

Der Weg der Erinnerung

Im Konzentrationslager Buchenwald wurden von 1937 bis 1945 etwa 250.000 Menschen inhaftiert, von denen 56.000 umgebracht wurden und nur 21.000 befreit werden konnten und überlebten.

Immer noch zeigt Rosa Luxemburgs Zitat von 1918 höchste Aktualität: „Freiheit ist immer die Freiheit der anders Denkenden. An was aber denken die anderen und wie frei denken sie.“

Katharina Obletter

Alles Wurst!

Allein im vergangenen Jahr wurden in Weißenfels rund 10 Millionen Schweine, Sauen und Rinder geschlachtet. Deutschland ist der drittgrößte Schweinefleischproduzent der Welt und hat im Jahr 2007 insgesamt 4.985.000.000 kg Schweinefleisch produziert.

Doch die Intelligenz der Tiere ist seit langem bekannt, ihr IQ übertrifft laut Forschungsergebnisse der Cambridge University die Intelligenz dreijähriger Kinder. In der neurobiologischen Forschung wird gerne an Schweinen getestet, da ihre DNA zu 98% mit der menschlichen übereinstimmt.

Wie weit geht unsere Freiheit und wo hört sie bei der Freiheit anderer Spezies auf?

Natalia Piedra

Intoleranz Vögel

Einmal, als ich elf war, ging ich mit meiner Klasse spazieren und hörte dabei schwaches piepsen. Versteckt in Gras, fand ich ein Babyvogel, dass ich vorsichtig in meine Hände nahm. Meine Lehrerin sah die Dinge anders. Jedenfalls hat sie mich gezwungen den Vogel sein Schicksal zu überlassen. Verdorben von menschlichem Geruch, war der ohne meine Hilfe zweifellos Katzenfutter.

17 Jahre später habe ich diesen Tag immer nicht vergessen. Ich bin von der Intoleranz und dem Indifferentismus, die ich an diesem Tag und anderen Tagen erfahren habe, verfolgt.

(Fotos: Nina Lundström)