Die 180 Quadratmeter große Werkstatt bietet Studierenden die Möglichkeit, ihre Ideen, Konzepte und Entwürfe Wirklichkeit werden zu lassen. Objekte aller Art können mit unterschiedlichen Werkstoffen wie Porzellan, Ton, Gips, Beton, Wachs, Stein oder Silikon erstellt werden. Was es dazu braucht, findet sich hier. Vom Gabelstapler über einen Keramikbrennofen bis hin zu handgeschmiedeten Bildhauerwerkzeugen ist alles da. Werkstattleiterin Sabine Eichholz ist mit den verschiedenen Arbeitsmaterialien und Techniken vertraut und steht den Studierenden bei der Umsetzung ihrer Ideen mit Rat und Tat zur Seite.
Besucht haben wir die Gips- und Formenbauwerkstatt im Sommersemester 2015. Wir begleiteten Studierende bei der Realisierung ihrer Ideen, auch um zu erfahren, was in dieser Werkstatt alles möglich ist.
Weltweit sind Millionen Menschen tagtäglich Arsen im Trinkwasser ausgesetzt. In hoher Konzentration gefährdet das chemische Element erheblich die Gesundheit. Auch Serbien ist betroffen, das Heimatland von Iva Kolundzija. Seit Oktober 2012 studiert Iva Produkt-Design an der Bauhaus-Universität Weimar. Im Zuge ihrer Masterarbeit, die von Prof. Andreas Mühlenberend betreut wird, entwickelt sie einen Trichter, der Arsen aus dem Trinkwasser entfernen soll.
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Das Prinzip ist einfach: Der Trichter mit einem Biokohle-Filter ausgestattet, wird auf ein offenes Gefäß gestülpt. Wenn man nun Wasser in das entsprechende Behältnis gießt, wird es durch den Filteraufsatz von Arsen befreit. Der Trichter ähnelt stark Kalkfiltern, die man in deutschen Küchen oft sieht. In der Regel sind diese jedoch aus Kunststoff hergestellt. Iva hat für ihren Trichter ein nachhaltigeres und wertvolleres Material ausgewählt: Porzellan. »Mein Filter ist eine Diva: Er muss auch schön sein«, sagt sie lächelnd vor ihrem Modell sitzend.
Im Moment ist sie damit beschäftigt, das perfekte Design für ihren Trichter zu entwickeln. Dafür formt Iva an der Drehscheibe ein Gipsmodell, welches später für die Erstellung der Negativform dient. In diese wird dann flüssiges Porzellan gegossen, das während des Drehens auf einer kleinen Scheibe beginnt, fester zu werden. Bevor das Endprodukt, der Porzellantrichter, vorliegt, muss es noch zweimal in den Ofen und zwischendurch glasiert werden.
In den letzten Wochen hat Iva schon etliche Trichter angefertigt, bisher war der Perfekte nicht dabei, aber noch hat sie Zeit. Immerhin der Name ihres Trichters steht schon fest. Maya wird er heißen, benannt nach der kleinen Tochter ihres Bruders. »Kinder sind die Zukunft«, sagt Iva, und fügt hinzu, »Maya soll den Nachwuchs schützen!«
Ihren Masterabschluss sieht sie nur als ersten Schritt, idealerweise würde sie danach gerne an dem Trichter weiterarbeiten, um damit ihr Heimatland Serbien und eventuell auch andere Regionen der Welt vor Arsen im Trinkwasser zu schützen. Die Welt retten mit einer Diva, Respekt!
»Jubel Trubel Heiterkeit. Die typografische Festivalisierung der Stadt« ist ein von Prof. Jay Rutherford geleitetes Projekt im Studiengang Visuelle Kommunikation. Martin Pössel hat es belegt, obwohl er eigentlich Produkt-Design studiert. Und zumindest das mit der Heiterkeit hat er schon verinnerlicht. In der Gips- und Formenbauwerkstatt wirkt er sehr entspannt, man kann sogar sagen heiter. Der Grund ist vor allem sein Lieblingswerkstoff: das Porzellan.
Martin studiert im 8. Semester und hat sich schon vor einiger Zeit in das ›weiße Gold‹ verliebt. »Das ist der Hammer!«, sagt er und fügt hinzu, dass er sich vorstellen könne, später damit auch beruflich zu arbeiten. Für das Projekt entwirft und produziert er zusammen mit seiner Kommilitonin Dörte Siemens ein Service für das Weimarer »Fama Café & Bücher«. Die Formfindung der einzelnen Objekte ist annähernd abgeschlossen. Jetzt geht es um die tatsächliche Anfertigung des Geschirrs und später um die typografischen Aufdrucke, wahrscheinlich Zitate aus literarischen Werken.
Bis sie sich mit den Aufdrucken beschäftigen, ist aber noch einiges zu tun. Nachdem ein Gipsmodell erstellt und die passende Negativform dazu angefertigt wurde, beginnt die eigentliche Porzellanarbeit. Die flüssige Masse wird in die Negativform gegossen, wo sie eine Weile bleibt. In dieser Zeit zieht der Gips, aus dem die Form gefertigt ist, das Wasser aus der Porzellanmasse. Dann folgt der sogenannte Schrühbrand. Das Porzellanmodell ist nun relativ fest, kann aber noch Wasser aufnehmen, was für die anstehende Glasur wichtig ist.
Zum Schluss steht der Hochbrand an, der mit 1320 Grad Celsius heißer ist als der erste. Viele Arbeitsschritte, die Martin sehr sorgfältig ausführt. Das flüssige Porzellan gießt er beispielsweise durch ein Sieb in die Gipsnegativform, um schlussendlich eine homogene Masse zu erhalten. So hat er es gelernt und so macht er es eben, obwohl sich Martin schon manchmal fragt, ob das alles Sinn macht. »Vieles hat sicher auch mit Aberglauben zu tun. Wir werden hier schon ganz schön schrullig«, sagt er scherzhaft. Aberglaube oder nicht, die Ergebnisse sprechen für sich.
Johanna Hedwig Hoppe hat gerade ihr Diplom im Studiengang Freie Kunst gemacht. Jetzt will sie begonnene Arbeiten beenden und danach ins Berufsleben starten. Momentan ist Johanna mit einem Gipspositiv ihres Freundes beschäftigt. Um dieses erstellen zu können, hatte sie zuvor mit Flüssiggips einen Abdruck seines Kopfes angefertigt. Jetzt steht die Detailarbeit an. Mit einem, wie sie sagt, »Nasengrabewerkzeug« versucht sie das linke Nasenloch zu bearbeiteten. Und auch am Bart müssen noch einige Verbesserungen vorgenommen werden. Es soll schließlich wirklich nach ihrem Freund aussehen.
Erfahrung mit Körperabformungen hat Johanna reichlich. In verschiedenen freien Projekten
hat sie während ihres Studiums immer wieder Abformungen angefertigt, auch um sie später in ihre fotografischen Arbeiten einfließen zu lassen. Ihre Familie blieb davon nicht verschont. In der Werkstatt stehen bereits Gipsnegativformen ihres Vaters und Bruders, eine Silikonnegativform mit Gipsstützkappe ihrer Mutter und eine beeindruckende Gipspositivform ihrer Schwester. Nach der Geburt ihres Kindes hat sie sogar die Plazenta in die Tiefkühltruhe gelegt, um diese dann später mit Hartwachs abzuformen. Auch eine Silikonnegativform ihrer verstorbenen Oma zeigt sie uns.
Jetzt, nach ihrem Studium, würde Johanna gerne mit der Anfertigung von Totenmasken ihr Geld verdienen.
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