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Brief von Carl Friedrich Gauss an Minna Waldeck, undatiert (Mai 1810), Bl. 4v (Ausschnitt), Stadtarchiv Braunschweig, Nachlass Gauß, G IX 21:19,4.

Profil der Professur

Archiv- und Literaturforschung in Weimar ist Forschung in einem Raum vielfach „wiederholter Spiegelungen“ (Goethe) der eigenen Vergangenheiten und Zukunftsprojektionen – und  die Rede vom „genius loci“ das traditionsbewusste Code-Wort dieser vielfachen Resonanzen. Vom „Genius“ eines Ortes zu sprechen, kann (oder muss) dabei auch heißen: von den Medien sprechen, die eine „genius-loci“-Performanz ermöglichen und operationalisieren, von den Bau- und Denk-Steinen, den verstreuten und zerstreuten, an- und abgelegten Papieren, den aktiven und passiven Büchern, Bildern, Tönen. Aber der „genius loci‘ meint natürlich mehr als nur eine Versammlung von ästhetischen und pragmatischen Erfahrungsgegenständen. Wie eine medienwissenschaftliche „Spiegelung“ des Gedankens – am Leitfaden und jenseits des Paradigmas Weimar – angemessen festzuhalten wäre, gehört somit zu den zentralen Fragestellungen, denen sich die Professur widmet.

Begreift man den Gegenstand dabei als ein bewegliches Netzwerk vielfältiger Akteure, dann setzt sich Archiv- und Literaturforschung zusammen aus einer archiv- und kulturwissenschaftlich informierten Befragung von Kulturtechniken und der Entwicklung von eigenständigen und innovativen Ansätzen, um die Funktionen kultureller Konstellationen, ob sie nun den Anspruch eines ‚genius‘-Profils erheben oder nicht, neu zu assemblieren (zum Beispiel im Rahmen einer archivtheoretisch begründeten Anthropologie des Kontakts).