Lehre

Semesterübergreifende Kurse

BA/MA-Kolloquium Digitale Kulturen

Das Kolloquium dient der Diskussion von Bachelor- und Masterarbeiten und der Vorbereitung auf die Verteidigung. Die Anmeldung zum Kolloquium erfolgt via Moodle


Forschungskolloquium Digitale Kulturen

Das Kolloquium bietet eine Möglichkeit zu Vernetzung und Austausch über angestrebte und laufende Promotionen sowie PostDoc-Projekte. Es findet 1x im Semester statt. Bei Interesse erfolgt die Anmeldung per E-Mail an sabine.wirth[at]uni-weimar.de oder charlotte.bolwin[at]uni-weimar.de.


Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten

Hier findet sich einen Leitfaden zum Erstellen von studentischen Haus- und Abschlussarbeiten, der Überblick über wichtige Elemente, Arbeitsschritte und Methoden medienkulturwissenschaftlicher Forschungspraxis gibt.

WiSe 2024/25

Counter Culture – Manifeste & Pratiken (Jun.-Prof. Dr. Sabine Wirth)
Studienmodul Digitale Kulturen der Sozietät
Montag, 13:30-15:00 Uhr, Beginn am 21.10.2024

Lässt sich eine digitale Gesellschaft auch anders imaginieren als in ihren gegenwärtigen Ausprägungen? Das Studienmodul Digitale Kulturen und Sozialität geht dieser Frage in zwei aufeinander aufbauenden Seminaren nach, die sich mit Counter-Imaginaries einer digitalen Gesellschaft beschäftigen. Dabei schlagen wir einen historischen Bogen von der US-amerikanischen Counterculture-Bewegung der 1960er und 70er Jahre zu späteren digitalitätskritischen Ansätzen und gegenwärtigen Praktiken des 'Counterings'.

Das Seminar „Counterculture – Manifeste & Praktiken” befasst sich einerseits mit textlichen Aussagen, insbesondere Manifesten, in denen ein gegenkulturelles Selbstverständnis zum Ausdruck kommt, sowie andererseits mit konkreten subversiven (oder affirmativen) Praktiken, die sich in digitalen Medienumgebungen beobachten lassen. Diese Äußerungen eines ‚Counterings‘ können z.B. im „culture jamming” (Lasn 1999) und anderen Formen interventionistischer Medienkunst (Raley 2009), in der Sabotage der Datenüberwachung (Bridges 2021), in der Hackerkultur (Wark 2004), in der Kritik der Kybernetik (Tiqqun 2019), im Glitch-Feminismus (Russell 2020) und anderen Praktiken des alltäglichen Widerstands (de Certeau 2011 [1980]) wurzeln. Sie werden im Seminar beispielhaft erschlossen und als Impulsgeber für aktuell beobachtbare Gegenpraktiken diskutiert.

Empfohlene Literatur: Turner, Fred. From Counterculture to Cyberculture: Stewart Brand, the Whole Earth Network, and the Rise of Digital Utopianism. Chicago: University of Chicago Press, 2006.

 

Counter Culture – Theorie & Geschichte (Jun.-Prof. Dr. Sabine Wirth)
Studienmodul Digitale Kulturen der Sozietät
Montag, 11:00-12:30 Uhr, Beginn am 21.10.2024

Im Seminar „Counterculture – Geschichte & Theorie” liegt der Fokus auf der Erarbeitung theoretischer Grundlagen für eine differenzierte Beschreibung und ein medienhistorisch informiertes Verständnis von ‚Counterculture‘. Hierzu setzen wir uns zum einen mit Gesellschaftstheorien auseinander, die die Rolle des Imaginären für die Herausbildung von Sozialität hervorheben (z.B. Taylor) und speziell das Agens von Technologie als Motor kollektiver Imaginationsprozesse herausstellen (z.B. Flichy, Jasanoff). Dabei fragen wir nach dominanten Imaginaries einer digitalen Gesellschaft, von denen sich Strategien des Counterings abheben oder an denen sie sich produktiv oder auch destruktiv reiben. Ein zweiter Schwerpunkt ist ein historischer Blick auf die Herausbildung der US-amerikanischen Counterculture-Bewegung der 1960er und 70er Jahre und ihren berühmten Plattformen und Publikationsorganen wie dem Whole Earth Catalog, die wir im Hinblick auf ihr Technikverständnis (Computer als ‚personal tools‘) und ihr Potential zur gesellschaftlichen ‚Gegenimagination‘ hin befragen.

Empfohlene Literatur: Turner, Fred. From Counterculture to Cyberculture: Stewart Brand, the Whole Earth Network, and the Rise of Digital Utopianism. Chicago: University of Chicago Press, 2006.

 

 

Textanalyse (M.A. Charlotte Bolwin)
Einführungsmodul Einführung in die Medien- und Kulturtheorie
Dienstag, 13:30-16:45 Uhr, Beginn am 22.10.2024

Im Seminar und der Übung werden Grundlagen zu den Inhalten, Methoden und Praktiken des medienkulturwissenschaftlichen Arbeitens vermittelt. Es geht um das Lesen wissenschaftlicher Texte, um das eigene wissenschaftliche Schreiben – von Mitschriften in Seminar und Vorlesung über Lektüreprotokolle und Exzerpte bis hin zu Hausarbeiten –, um das Recherchieren von Quellen und die Entwicklung eines kritischen Bewusstseins für diese, und um das Reflektieren von wissenschaftlichen Theorien, Methoden und Konzepten sowie um die Entwicklung einer eigenständigen Pespektive auf verschiedene Konzepte und Gegenstände der Medienkultur. Ebenfalls findet das Präsentieren von Wissen und eigenen Gedanken Beachtung. Neben der Beschäftigung mit einschlägigen Texten und Methoden steht die gemeinsame Diskussion und das praktische Ausprobieren und Anwenden im Vordergrund. Inhaltlich fokussiert der Kurs auf die Grundlagen, die in der Vorlesung "Einführung in die Medientheorie" vermittelt werden.



 

SoSe 2024

Theorien des Digitalen (Jun.-Prof. Dr. Sabine Wirth)
Studienmodul Theorie und Geschichte des Digitalen
Montag, 13:30-15:00 Uhr, Beginn am 15.4.2024

Wir leben in einer digitalen Kultur – doch was bedeutet das überhaupt? Das Seminar bietet einen Rahmen, um verschiedene Konzepte und Theorien des Digitalen zu erschließen, historisch zu verorten, zu vergleichen und gemeinsam zu diskutieren.  Neben zeichen- und informationstheoretischen oder auch philosophischen Bestimmungen des Digitalen sollen im Verlauf des Seminars zentrale medientheoretische Ansätze zum ‚Computer als Medium‘ gelesen werden, welche z.B. an der Unterscheidung von analog/digital ansetzen, den Computer im Anschluss an Turing als universelle diskrete Maschine beschreiben oder auf „digitale Medien” fokussieren. Neben einer Auseinandersetzung mit digitalen Medien/Technologien soll Digitalität auch als Basis für die Herausbildung neuer sozialer und kultureller Praktiken diskutiert werden.

Empfohlene Literatur: Peters, Benjamin: „Digital”, in: Peters, Benjamin (Hrsg.): Digital Keywords: A Vocabulary of Information Society and Culture, Princeton Studies in Culture and Technology, Princeton: Princeton University Press 2016, S. 93–108.

 

Selbst & Interface (Jun.-Prof. Dr. Sabine Wirth)
Studienmodul Theorie und Geschichte des Digitalen
Dienstag, 09:15-10:45 Uhr, Beginn am 16.4.2024

Das Seminar beschäftigt sich mit der Frage, wie Interfaces Selbstverhältnisse evozieren, affordieren und ko-konstituieren und welche Feedback-Loops zwischen technischen Prozessen und menschlichen Praktiken dabei zu beobachten sind. Hierfür analysieren wir verschiedene Phänomene und Milieus gegenwärtiger digitaler Medienkulturen, in denen Selbstverhältnisse, -vorstellungen, und -bilder verhandelt und/oder produziert werden. Dazu zählen etwa Genres wie das Life-Logging/Vlogging, das Selfie/Video-Selfie, Formen des Selbsttracking und der Selbstvermessung durch Apps und Wearables (Quantified Self) sowie Formen der Selbstrepräsentation in Online-Medienumgebungen und ihre historische Genese (wie etwa die Figur der Influencer*in oder die des Avatars). Neben Beispielen aus dem Bereich alltäglicher Medienkultur können auch Arbeiten aus dem Bereich der Medienkunst (z.B. Videokunst, AI-Art) diskutiert werden. Ziel ist es, gegenwärtige Phänomene und Praktiken medienhistorisch zu verorten, Analyseansätze auszuprobieren und mit längeren medientheoretischen Debatten um Selbst-Technologien in Verbindung zu bringen.

Empfohlene Literatur: Burton, Anthony Glyn und Wendy Hui Kyong Chun: Algorithmic Authenticity: An Overview, Lüneburg: meson press 2023.

 

Medien – Kunst – Ökologie (M.A. Charlotte Bolwin)
Projektmodul Medien/Ökologien: Wissen und Wahrnehmen im Anthropozän
Mittwoch, 09:15-10:45 Uhr, Beginn am 17.4.2024

Die ökologische Krise der Gegenwart wird nicht nur in Wissenschaft und Politik diskutiert, sie ist auch Gegenstand künstlerischer Reflexion. So zeugen neben filmischen und literarischen Werken auch zahlreiche Ausstellungen und Kunstprojekte der letzten Jahre davon, dass Künstler:innen sich im 21. Jahrhundert wieder intensiv mit Themen der Umwelt, des Lebendigen und der Natur beschäftigen – und zwar eng verbunden mit Fragen nach Darstellbarkeit, Medialität und der Spezifik ästhetischer Erfahrung. Im Seminar nehmen wir dieses intensivierte Verhältnis von Kunst und Ökologie genauer in den Blick, um es in gegenwartsbezogener, aber auch historischer Perspektive zu befragen. Gemeinsam wollen wir diskutieren, wie die rezenten Diskurse um Anthropozän und Klimawandel in der Gegenwartskunst thematisiert werden. Zum anderen wollen wir etwas über das grundlegende (Medien-)Verhältnis und die ästhetischen Bezüge zwischen Künsten und ihren materiellen Umwelten lernen. Dazu verbinden wir die Lektüre von kunst- und kulturwissenschaftlichen Texten mit der Betrachtung konkreter Beispiele und werfen im Verlaufe des Semesters einige Schlaglichter auf die Geschichte „ökologischer” Kunst: Wann entdeckt beispielsweise die Malerei die Landschaft? Wie inszeniert die Fotografie die Natur? Wie haben bildende Künstler:innen direkt mit natürlichen Materialien gearbeitet – beispielsweise in der Land Art des 20. Jahrhunderts? Und wie verortet sich die Gegenwartskunst, besonders auch eine medientechnisch affine Kunstpraxis, in der ökologische Krise des 21. Jahrhunderts?

WiSe 2023/24

Mediengeschichte und -theorie verteilter Bilder (Jun.-Prof. Dr. Sabine Wirth)
Studienmodul Feed Forward: Geschichte und Gegenwart ephemerer Bildkulturen
Montag, 13:30-15:00 Uhr, Beginn am 16.10.2023

Das Seminar „Mediengeschichte und -theorie verteilter Bilder” beschäftigt sich mit der Mediengeschichte ephemerer oder verteilter Bildformen und -praktiken. Schlaglichtartig werden hier verschiedene ‚Mobilisierungsschübe‘ in der Geschichte der Bildmedien diskutiert, wie etwa die Anfänge der Bildtelegrafie, die Verbreitung des Rollfilms und kleiner, tragbarer Kameramodelle oder die Einführung des Halbtondruckverfahrens. Am Beispiel der Herausbildung des Fotojournalismus, der Verbreitung der Knipserfotografie und schließlich am Beispiel Smartphone-basierter Foto- und Videopraktiken werden hier insbesondere historische Infrastrukturen des Verteilens und Zirkulierens von Bildern untersucht. Neben den Schlaglichtern auf die Technik- und Materialgeschichte verteilter Bilder bildet die Auseinandersetzung mit Theorien des vernetzten oder verteilten Bildes den zweiten Schwerpunkt des Seminars. Hier werden einschlägige Theorien der Fotografie, des Fernsehens oder Videotheorien vorzugsweise auf ihre zeitlichen Aspekte hin diskutiert, um die oft an Digitalität gekoppelte Frage nach kurzlebigen, ephemeren Bildformen zu historisieren.

Social Media Flow: Bilder im Feed (Jun.-Prof. Dr. Sabine Wirth)
Studienmodul Feed Forward: Geschichte und Gegenwart ephemerer Bildkulturen
Mittwoch, 9:15-10:45 Uhr, Beginn am 18.10.2023

Auf Plattformen und Apps wie TikTok, Instagram, Twitter, Facebook, Flickr, WhatsApp, BeReal oder Snapchat werden täglich massenweise (Bewegt-)Bilder geteilt. Das Seminar fragt nach den neuen Umgangsweisen mit und Kontextualisierungen von Bildern auf Social Media Plattformen: Wie werden Bilder in Plattformen eingebunden? Welche Frequenz des Teilens wird durch die jeweiligen User Interfaces gefördert? Wie werden geteilte Bilder ausgewertet, datafiziert und kuratiert? Welchen Status erhält das einzelne Bild im Rahmen eines Feeds, Streams oder Profils? Welche Mechanismen des Filterns und Ordnens sind zu beobachten? Welche Dispositive der (automatisierten) Bildklassifizierung spielen hier eine Rollle? Wie werden Bilder ‚viral‘ bzw. erhalten eine neue Zeitlichkeit durch Re-Kontextualisierungen? Dabei sollen die Netzwerk-Strukturen der Plattformen, ihre Datenpraktiken und Distributionslogiken ebenso in den Blick kommen wie die damit zusammenhängenden Produktions- und Rezeptionshaltungen. Auch Formen der (automatisierten) Archivierung, die sich vermeintlich gegen das Prinzip des ephemeren und sich stets aktualisierenden Bilder-Feeds richten, werden hier an konkreten Beispielen diskutiert.

Ergänzender Teil des Studienmoduls Feed Forward: Geschichte und Gegenwart ephemerer Bildkulturen ist die Vortragsreihe Feeds & Flows: Interdisciplinary Perspectives on Ephemeral Image Cultures, welche im Rahmen des DFG-Projekts „Curating the Feed” ausgerichtet wird.


Textanalyse (M.A. Charlotte Bolwin)
Einführungsmodul Einführung in die Medien- und Kulturtheorie
Dienstag, 9:15-12:30 Uhr, Beginn am 17.10.2023

Im Seminar werden die Grundlagen, Methoden und Praktiken des wissenschaftlichen Arbeitens vorgestellt und eingeübt. Dabei geht es um wissenschaftliches Lesen, wissenschaftliches Schreiben, Recherchieren von Quellen, die Erarbeitung eines Bewusstseins für Quellen, einer Fragestellung, eines Gegenstands und einer Perspektive. Weiter geht es um Format, Aufgabe und Form einer wissenschaftlichen Hausarbeit und andere wissenschaftliche Formate wie Vortrag, Präsentation, Moderation und Gespräch. Anhand ausgewählter Texte wird in grundlegende Fragen und Theorien der Medienkulturwissenschaft eingeführt. Textgrundlage sind de Texte der Vorlesung "Einführung in die Medientheorie". Das Seminar wird ergänzt und vertieft durch die unmittelbar folgende damit verbundene Übung.

SoSe 2023

Operative Bilder – Theorien und Phänomene (Jun.-Prof. Dr. Sabine Wirth)
Studien- und Projektmodul Operative Bilder – Theorien und Phänomene
Montag, 09:15-12:30 Uhr, Beginn am 17.04.2023

Das Studien- und Projektmodul „Operative Bilder – Theorien und Phänomene” fragt in einem breiten Sinne danach, auf welche Weise (digitale) Bilder operativ sind und werden. Dies umfasst sowohl die Frage nach der dem grundlegenden Verhältnis von Operativität und Bildlichkeit, eine Auseinandersetzung mit Theorien und Geschichten des technischen Bildes sowie die Frage nach spezifischen Ästhetiken und Gebrauchsformen, die technische, digitale oder computergenerierte Bilder hervorbringen. Das Plenum widmet sich dabei einem speziellen Typus operativer Bilder, indem es computergenerierte Bilder in den Fokus rückt – Visualisierungen also, die mit einem Computer erstellt wurden und sich in vielerlei Hinsicht von anderen Bildern (etwa von filmbasierten Bildern) unterscheiden. Wir beginnen mit einer theoretischen Vorüberlegung zum Verhältnis von Bildlichkeit und Operativität und dem speziellen (und zu historisierenden) Modus computerbasierter Bildgebung. Dabei interessieren uns neben den Anfängen der Computergrafik und den ersten Versuchen, den Computer zu einem Medium mit visuellem Output zu machen, auch frühe Ansätze der Computerkunst, die das Kreativitätspotential von Computern ausloten. In der Tradition des Gebrauchsbildes werden wir uns dann mit unterschiedlichen Anwendungsfeldern beschäftigen, in denen computergenerierte Bildgebungsverfahren (wie z.B. 3D-Simulationen) eine besondere – etwa epistemische, entwerfende oder anderweitig ‚nützliche‘ – Operativität entfaltet. Dies kann ein weites Feld möglicher Phänomene und Milieus in verschiedenen Wissenschaften (wie etwa Medizin, Biologie, Geologie, Urbanistik, etc.) oder Gestaltungsdisziplinen (wie Architektur oder Design) umfassen. Neben dem dominant-instrumentellen Verständnis computergenerierter Bilder in diesen Anwendungsfeldern sollen im Anschluss auch Beispiele aus der digitalen Medienkultur diskutiert werden, wo „Computer Generated Imagery” Teil von Alltagskultur und - ästhetik wird, wie etwa im Fall von KI-generierten Bildern oder Virtual Reality-Anwendungen.

Analog – elektronisch – digital. Theorie/geschichten technischer Bilder (M.A. Charlotte Bolwin)
Studien- und Projektmodul Operative Bilder – Theorien und Phänomene
Montag, 15:15-16:45, Beginn am 17.04.2023

Als „Technobilder” oder technische Bilder beschrieb der Philosoph Vilém Flusser in den späten 1980er-Jahren Bilder, die durch Apparate erzeugt werden. Das Konzept diente ihm dazu, technikbasierte Bildphänomene von sogenannten traditionellen Bildern wie denen der Malerei abzugrenzen. Im Sinn hatte Flusser dabei neben der Fotografie und dem elektronischen Bewegungsbild auch schon digitale, mittels binärer Daten errechnete synthetische Bilder. Während die Entwicklung der Computergrafik zu Flussers Lebezeiten noch in den Kinderschuhen steckte, sind computergenerierte Bilder im digitalen Medienzeitalter zentrale Akteure einer globalen ‚Screen Culture‘ (Butsch 2019) und fester Bestandteil kollektiver und individueller Medienmilieus geworden. Neben der Veralltäglichung technischer Bilder in Apps und sozialen Medien spielen sie auch in Wissenschaft und Forschung sowie in der künstlerischen Praxis eine wichtige Rolle für die Vermittlung von Welt bzw. Wirklichkeit. Angesichts der rezenten Proliferation technischer Bildmedien setzt das Seminar mit dem Angebot an, sich entlang von einschlägigen medientheoretischen Texten eingehender mit dem Wesen technischer Bilder und zu befassen und die theoretischen und ästhetischen Verschiebungen zu beleuchten, die sich innerhalb ihrer Mediengeschichte beobachten lassen. Neben der gemeinsamen Textdiskussion bildet die Analyse von konkreten Gegenständen Teil unserer kollektiven Auseinandersetzung.

Digitale Ästhetik (M.A. Charlotte Bolwin)
Studien- und Projektmodul Operative Bilder – Theorien und Phänomene
Dienstag, 13:30-15:00 Uhr, Beginn am 11.04.2023

Ästhetik meint nicht nur die Lehre vom Schönen und von den künstlerischen Formen, sondern bezeichnet im Sinne der philosophischen aisthesis zunächst die Lehre von der sinnlichen Wahrnehmung und Anschauung allgemein. Ästhetisch ist demnach alles, was unsere Sinne bewegt, wenn wir es wahrnehmen. Die Medienästhetik wiederum fragt nach der materiell-technischen Bedingtheit von Formen ästhetischer Wahrnehmung. Ausgehend von diesen Überlegungen wenden wir uns in diesem Seminar dem möglichen Feld einer "digitalen Ästhetik" zu: also Wahrnehmungs- und Ausdrucksformen, die auf der Grundlage digitalmedialer Technologien entstehen und den Diskursen, die diese Transformation begleiten. In den Blick geraten dabei unterschiedliche Theoriepositionen und Phänomene, die mediale Alltagskultur, Kunst und Wissenschaft umfassen und verschiedene Register des Sinnlichen adressieren. Nichtzuletzt zeigt sich, dass die Frage nach digitaler Ästhetik auch als eine theoretisch-philosophische Stand 20.04.2023 Seite 36 von 359 SoSe 2023 Problemstellung zu verstehen ist, wenn es darum geht, Konzepte wie Kunst, Kreativität oder menschliches Handeln und Wahrnehmen unter dem Eindruck der zunehmenden Durchdringung der Lebenswelt mit digitalen Technologien neu zu denken.

WiSe 2022/23

Digitale Bildkulturen (Jun.-Prof. Dr. Sabine Wirth)
Projektmodul Digitale Kulturen
Montag, 09:15-12:30 Uhr, Beginn am 17.10.2022

Das Plenum fokussiert und diskutiert Praktiken, Infrastrukturen und Ästhetiken gegenwärtiger digitaler Bildkulturen. Auf Plattformen und Apps wie Instagram, Twitter, Facebook, Flickr, Snapchat oder TikTok werden täglich massenweise Bilder geteilt. Das Seminar befasst sich mit dem Wandel der Umgangsweisen mit (fotografischen) Bildern, die durch die Etablierung dieser Plattformen und ihrer Distributionslogiken eröffnet wurden. Neben menschlichen Kurationspraktiken entscheiden dabei zunehmend algorithmische Auswahlprozesse, welche Bilder wo und in welchen Konstellationen zu sehen sind. Auch die ästhetischen Erscheinungsweisen von digitalen Bildern werden durch automatisierte Formen der Bildgenerierung und -bearbeitung mitbestimmt. Ziel des Plenums ist es, diese verschiedenen Tendenzen gegenwärtiger Bildkulturen anhand der Auseinandersetzung mit konkreten Beispielen zu diskutieren und dabei verschiedene Theoriemodelle und Analysemethoden zu erproben.

Textanalyse (M.A. Charlotte Bolwin)
Einführungsmodul Einführung in die Medien- und Kulturtheorie
Dienstag, 17:30-19:00 Uhr, Beginn am 18.10.2022

Im Seminar werden die Grundlagen, Methoden und Praktiken des wissenschaftlichen Arbeitens vorgestellt und eingeübt. Dabei geht es um wissenschaftliches Lesen, wissenschaftliches Schreiben, Recherchieren von Quellen, die Erarbeitung eines Bewusstseins für Quellen, einer Fragestellung, eines Gegenstands und einer Perspektive. Weiter geht es um Format, Aufgabe und Form einer wissenschaftlichen Hausarbeit und andere wissenschaftliche Formate wie Vortrag, Präsentation, Moderation und Gespräch. Anhand ausgewählter Texte wird in grundlegende Fragen und Theorien der Medienkulturwissenschaft eingeführt.

SoSe 2022

Interface-Utopien (Jun.-Prof. Dr. Sabine Wirth)
Studienmodul Digitale Kulturen
Dienstag, 13:30-15:00 Uhr, Beginn am 12.4.2022

Das Seminar will nachverfolgen, wie die Idee der Unmittelbarkeit, welche bereits frühe Mediendiskurse durchzieht, in den Visionen des Gebrauchs digitaler Medien eine neue Konjunktur erfährt und zu einem Leitbild der User InterfaceGestaltung wurde. Dabei kommen nicht nur Utopien der Mensch-Computer-Interaktion wie die des „interfaceless interface”, der unmittelbaren Kopplung von menschlichen Körpern und Computern oder die der unauffälligen Stand 30.11.2022 Seite 24 von 330 Sommer 2022 Zuhandenheit von Computertechnologie in den Blick, sondern auch das potentielle Umschlagen dieser Utopien in Dystopien. Neben aktuellen Ansätzen der Interface-Theorie werden wir zum einen medienhistorische Texte aus den 1920er und 1930er Jahren lesen, die den paradoxalen Traum vom unmittelbaren Medium der Kommunikation thematisieren. Zum anderen werden konkrete Ideen aus der Vor- und Frühgeschichte des Personal Computers diskutiert: insbesondere Konzeptionen der Human-Computer Interaction (HCI) der 1950er/60er/70er Jahre wie sie bei Vannevar Bush, J.C.R. Licklider, Douglas Engelbart, Alan Kay, Ivan Sutherland, Mark Weiser und anderen Wegbereitern des Personal Computing zu finden sind. Neben der medientheoretischen und -geschichtlichen Hinführung sollen schließlich gegenwärtige Konzepte und Umsetzungen wie Ubiquitous Computing, Internet der Dinge, Calm Technology oder Wearables diskutiert werden, die unauffällig in Umgebungen oder in menschliche Träger*innen eingebetteten werden. Dabei kommt nicht nur die Relation zwischen Computertechnologie, Mensch und Umwelt in den Blick, sondern auch der menschliche Körper als Interface.

Everyday AI (Jun.-Prof. Dr. Sabine Wirth)
Studienmodul Digitale Kulturen
Montag, 9:15-10:45 Uhr, Beginn am 11.4.2022

Algorithmen und Techniken des sog. maschinellen Lernens, welche oft mit dem Begriff der ‚künstlichen Intelligenz‘ (KI) umschrieben werden, sind nicht mehr nur Gegenstand von Science-Fiction oder Teil von Experimentalanordnungen in Media-Labs, sondern sind bereits in zahlreiche kommerzielle Anwendungen implementiert und gehören damit integral zum Alltag gegenwärtiger digitaler Medienkultur. Ob ‚smarte‘ Personal Assistants wie Google Assistant, Siri oder Alexa, automatisierte Gesichtserkennung im öffentlichen Raum, KI-basierte Foto- und Videobearbeitungs-Apps oder algorithmisierte Content-Moderation und KI-basierte Selektionsmechanismen von Social Media Feeds – Algorithmen des Machine Learning arbeiten mit an der Erstellung, Klassifizierung, Identifizierung, Sortierung, Verteilung oder Sichtbarmachung von Inhalten in kommerziellen Medienumgebungen und bringen teils eigene Medienästhetiken hervor. Das Seminar setzt sich mit der historischen Entwicklung dieser Veralltäglichung von KI-Technologien auseinander und erprobt verschiedene Theoretisierungsangebote sowie Methoden zur medienkulturwissenschaftlichen Analyse von KI-Technologien in Alltagsanwendungen. Anhand aktueller Beispiele sollen Mensch-Maschine-Verhältnisse und Agency in ‚smart media environments‘ diskutiert werden. Dabei setzen wir uns auch kritisch mit den Grenzen der (medienwissenschaftlichen) Erforschbarkeit von KI-Technologien auseinander.