Operative Bilder – Theorien und Phänomene (Jun.-Prof. Dr. Sabine Wirth)
Studien- und Projektmodul Operative Bilder – Theorien und Phänomene
Montag, 09:15-12:30 Uhr, Beginn am 17.04.2023
Das Studien- und Projektmodul „Operative Bilder – Theorien und Phänomene” fragt in einem breiten Sinne danach, auf welche Weise (digitale) Bilder operativ sind und werden. Dies umfasst sowohl die Frage nach der dem grundlegenden Verhältnis von Operativität und Bildlichkeit, eine Auseinandersetzung mit Theorien und Geschichten des technischen Bildes sowie die Frage nach spezifischen Ästhetiken und Gebrauchsformen, die technische, digitale oder computergenerierte Bilder hervorbringen. Das Plenum widmet sich dabei einem speziellen Typus operativer Bilder, indem es computergenerierte Bilder in den Fokus rückt – Visualisierungen also, die mit einem Computer erstellt wurden und sich in vielerlei Hinsicht von anderen Bildern (etwa von filmbasierten Bildern) unterscheiden. Wir beginnen mit einer theoretischen Vorüberlegung zum Verhältnis von Bildlichkeit und Operativität und dem speziellen (und zu historisierenden) Modus computerbasierter Bildgebung. Dabei interessieren uns neben den Anfängen der Computergrafik und den ersten Versuchen, den Computer zu einem Medium mit visuellem Output zu machen, auch frühe Ansätze der Computerkunst, die das Kreativitätspotential von Computern ausloten. In der Tradition des Gebrauchsbildes werden wir uns dann mit unterschiedlichen Anwendungsfeldern beschäftigen, in denen computergenerierte Bildgebungsverfahren (wie z.B. 3D-Simulationen) eine besondere – etwa epistemische, entwerfende oder anderweitig ‚nützliche‘ – Operativität entfaltet. Dies kann ein weites Feld möglicher Phänomene und Milieus in verschiedenen Wissenschaften (wie etwa Medizin, Biologie, Geologie, Urbanistik, etc.) oder Gestaltungsdisziplinen (wie Architektur oder Design) umfassen. Neben dem dominant-instrumentellen Verständnis computergenerierter Bilder in diesen Anwendungsfeldern sollen im Anschluss auch Beispiele aus der digitalen Medienkultur diskutiert werden, wo „Computer Generated Imagery” Teil von Alltagskultur und - ästhetik wird, wie etwa im Fall von KI-generierten Bildern oder Virtual Reality-Anwendungen.
Analog – elektronisch – digital. Theorie/geschichten technischer Bilder (M.A. Charlotte Bolwin)
Studien- und Projektmodul Operative Bilder – Theorien und Phänomene
Montag, 15:15-16:45, Beginn am 17.04.2023
Als „Technobilder” oder technische Bilder beschrieb der Philosoph Vilém Flusser in den späten 1980er-Jahren Bilder, die durch Apparate erzeugt werden. Das Konzept diente ihm dazu, technikbasierte Bildphänomene von sogenannten traditionellen Bildern wie denen der Malerei abzugrenzen. Im Sinn hatte Flusser dabei neben der Fotografie und dem elektronischen Bewegungsbild auch schon digitale, mittels binärer Daten errechnete synthetische Bilder. Während die Entwicklung der Computergrafik zu Flussers Lebezeiten noch in den Kinderschuhen steckte, sind computergenerierte Bilder im digitalen Medienzeitalter zentrale Akteure einer globalen ‚Screen Culture‘ (Butsch 2019) und fester Bestandteil kollektiver und individueller Medienmilieus geworden. Neben der Veralltäglichung technischer Bilder in Apps und sozialen Medien spielen sie auch in Wissenschaft und Forschung sowie in der künstlerischen Praxis eine wichtige Rolle für die Vermittlung von Welt bzw. Wirklichkeit. Angesichts der rezenten Proliferation technischer Bildmedien setzt das Seminar mit dem Angebot an, sich entlang von einschlägigen medientheoretischen Texten eingehender mit dem Wesen technischer Bilder und zu befassen und die theoretischen und ästhetischen Verschiebungen zu beleuchten, die sich innerhalb ihrer Mediengeschichte beobachten lassen. Neben der gemeinsamen Textdiskussion bildet die Analyse von konkreten Gegenständen Teil unserer kollektiven Auseinandersetzung.
Digitale Ästhetik (M.A. Charlotte Bolwin)
Studien- und Projektmodul Operative Bilder – Theorien und Phänomene
Dienstag, 13:30-15:00 Uhr, Beginn am 11.04.2023
Ästhetik meint nicht nur die Lehre vom Schönen und von den künstlerischen Formen, sondern bezeichnet im Sinne der philosophischen aisthesis zunächst die Lehre von der sinnlichen Wahrnehmung und Anschauung allgemein. Ästhetisch ist demnach alles, was unsere Sinne bewegt, wenn wir es wahrnehmen. Die Medienästhetik wiederum fragt nach der materiell-technischen Bedingtheit von Formen ästhetischer Wahrnehmung. Ausgehend von diesen Überlegungen wenden wir uns in diesem Seminar dem möglichen Feld einer "digitalen Ästhetik" zu: also Wahrnehmungs- und Ausdrucksformen, die auf der Grundlage digitalmedialer Technologien entstehen und den Diskursen, die diese Transformation begleiten. In den Blick geraten dabei unterschiedliche Theoriepositionen und Phänomene, die mediale Alltagskultur, Kunst und Wissenschaft umfassen und verschiedene Register des Sinnlichen adressieren. Nichtzuletzt zeigt sich, dass die Frage nach digitaler Ästhetik auch als eine theoretisch-philosophische Stand 20.04.2023 Seite 36 von 359 SoSe 2023 Problemstellung zu verstehen ist, wenn es darum geht, Konzepte wie Kunst, Kreativität oder menschliches Handeln und Wahrnehmen unter dem Eindruck der zunehmenden Durchdringung der Lebenswelt mit digitalen Technologien neu zu denken.