Vortrag von Johannes Hess in der Ringvorlesung “Die Rohstoffe der Medien: Globale Material-, Wissens- und Techniktransfers“ (HU Berlin)
Eine Materialgeschichte des Scannens
Termin: 11.05.2021, 10:00-12:00 Uhr.
Moderation: Christine von Oertzen
Anmeldung zur Vorlesungsreihe:
Wenige Techniken sind heute so allgegenwärtig, vielgestaltig und unerforscht wie das Scannen. Die Untersuchung der Gegenwart und Geschichte dieser Technik ermöglicht es, prägende Aspekte unserer Zeit zu verknüpfen und gleichzeitig auf konkrete Weise der historischen Untersuchung zugänglich zu machen.
Die Scanner in der Bibliothek und an der Supermarktkasse stehen dabei beispielhaft für die Überführung der analogen Welt in digitale Entsprechungen. Darüber hinaus spielen Scanverfahren eine definierende Rolle in vielen Arten wissenschaftlicher Bildgebung: In planetarischem Maßstab in der Fernerkundung genauso wie in molekularem Maßstab beim Rasterkraftmikroskop. Und nicht zuletzt machen Gesichts-, Kennzeichen- oder Netzwerkscans genau jene brisanten Kontaktflächen zwischen dem digitalisierten Alltag und big-data- Wissenspraktiken spürbar.
Auf der Suche nach historischen Vorläufern dieser Scantechnologien wird klar, dass sich mögliche Ursprünge auch weit jenseits der Digitalisierung verorten lassen: Das frühe Fernsehen, Bildtelegrafie und erste Lesemaschinen für blinde Menschen beruhen alle auf Scanprozessen, die Bewegungen, Bilder und Töne produzieren. Das Herzstück dieser frühen Scantechnik ist dabei immer eine lichtempfindliche Selenzelle.
Der Vortrag von Johannes Hess im Rahmen der Ringvorlesung “Die Rohstoffe der Medien: Globale Material-, Wissens- und Techniktransfers“ an der Humboldt Universität zu Berlin unternimmt den Versuch, eine Geschichte dieser Scantechnologien als eine Vorgeschichte der Digitalisierung zu lesen. Unter anderem rückt dabei die Materialität der Selenzellen selbst in den Fokus.