“Was wär’ der Mensch? Anthropologische Projektionen”
Diese internationale Tagung beschäftigt sich mit den Visionen und Projektionen einer zeitgenössischen Anthropologie, die keiner Einzelwissenschaft zugehört, sondern nur im vielstimmigen Diskurs interdisziplinär auszuloten ist. Der medienwissenschaftlichen Perspektive kommt auf dieser Tagung insofern ein Sonderstatus zu, als sie die kulturellen Praktiken, die Techniken und Diskurse auch historisch in den Blick nimmt, mit deren Hilfe die Kategorie des ›Menschen‹ allererst konstruiert wird. Während Carl von Linné noch glaubte, den Homo Sapiens positiv in einen vermeintlich gegebenen Naturkreislauf einordnen zu können, dominiert heute die Skepsis gegenüber jeglichen Definitionsversuchen DES Menschen, ist die Kategorie selbst als ideologische Projektionsleistung dekonstruiert. Die kultur- und sozialwissenschaftlichen Kritiken am falschen Universalismus und Anthropozentrismus herkömmlicher Anthropologien haben zusätzlich dazu beigetragen, einen Diskurs um den Verbleib ›des Menschen‹ im 21. Jahrhundert weitgehend stillzustellen. Dennoch sind die Fragen nach den Veränderungen unserer Identität und unserer Selbstverständnisse virulent, stehen die Phantasien um Cyborgs, Unsterblichkeit und intelligente Umwelten nicht still und fordern weitere wissenschaftliche Projektionen sowie biopolitische und lebenswissenschaftliche Interventionen heraus. Auch angesichts technisch-ökonomischer Umwälzungen von politischen und sozialen Ordnungen drängen Fragen danach, welche Identitätseffekte und Infragestellungen von Menschen- und Weltbildern diese mit sich bringen. Wie formieren sich die diversen menschlichen Faktoren, Qualitäten und Wahrnehmungen in unterschiedlichen Umwelten? Und wie sind die anthropotechnischen und -medialen Einschlüsse innerhalb einer informationell vernetzten Welt zu beschreiben? Und nicht zuletzt sind auch die fiktionalen Entwürfe theoretisch zu berücksichtigen, in denen wir uns kollektiv erträumen, wie wir gerne wären…
Was wär’ der Mensch? Anthropologische Projektionen
6. – 8. Dezember 2012
Festsaal im Goethehaus
Frauenplan 1
99423 Weimar
Kontakt und Information: Christiane.Lewe@uni-weimar.de
Link zur Website
Eine Tagung der Professur Philosophie audiovisueller Medien, Bauhaus-Universität Weimar in Kooperation mit dem IKKM und mit freundlicher Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung.
Programm
Achtung Programmänderung!
Leider mussten Hartmut Böhme und Manfred Faßler kurzfristig absagen.
Am Freitag, 7.12., und am Samstag, 8.12., beginnt daher das erste Panel
jeweils um 10:45 Uhr.
Donnerstag, 6. Dezember, Festsaal im Goethehaus
13:00 – 13:30 Uhr
Christiane Voss/Lorenz Engell: Einführung
Sektion: Norm und Kultur
13:30 – 15:30 Uhr
Christine Blättler: Anerkennung und Unverfügbarkeit. Überlegungen zum Problem von Norm und Form Oswald Schwemmer: Kultur als externalisierte Information
Respondenz: Leander Scholz
15:30 – 16:00 Pause
16:00 – 18:00 Uhr
Erhard Schüttpelz: Die ursprüngliche Überflussgesellschaft – die ursprüngliche Mediengesellschaft?
Rebecca Cassidy: Slotomania and Other Risky Stories
Respondenz: Andreas Ziemann
18:00 – 18:30 Uhr Pause
Sektion: Tod und Zeit
18:30 Uhr
Keynote
Jan Assmann: Tod und Zeit im Alten Ägypten
Im Anschluss: Empfang
Freitag, 7. Dezember, Festsaal im Goethehaus
Sektion: Tod und Zeit10:00 Uhr: Hartmut Böhme: Kann die Anthropologie von der Todestrieb-Annahme lernen?
10:45 – 12:00 Uhr
Kristin Marek: Ekel und Medienreflexion. Thanatologische Bildpraktiken im Werk von Teresa Margolles
Respondenz: Philipp Stoellger
12:00 – 14:00 Uhr Pause
14:00 – 16:00 Uhr
Philipp Sarasin: Der Mensch der Hygieniker
Friedrich Balke: „Sein zum Tode“ oder „Man stirbt“. Über eine medienanthropologische Leerstelle bei Heidegger
Respondenz: Christiane Voss
16:00 – 16:30 Uhr Pause
Sektion: Tier und Mensch
16:30 – 18:30 Uhr
Iris Därmann: From the Animal’s Point of View. Ein Versuch über imaginäre Zoographie
Bernhard Siegert: Waldmenschen, Wolfskinder, Cat People und andere „Thiermenschen“. Kehrbilder der anthropologischen Differenz
Respondenz: Eva Schürmann
Samstag, 8. Dezember, Festsaal im Goethehaus
Sektion: Leben und Technik10:00 Uhr: Manfred Faßler: Das Bio-Imaginäre. Phylogenese von Abstraktion und Erkundung
10:45 – 12:00 Uhr: Erich Hörl: Das neue ökologische Paradigma. Umweltliche Handlungsmacht und die Frage eines technologischen Humanismus
Respondenz: Astrid Deuber-Mankowsky
12:00 – 12:30 Uhr Pause
12:30 Uhr
Keynote
Katherine Hayles: The Technogenetic Spiral. Implications and Interventions
Schlusswort