Katharina Otto

Projekttitel

Albinos, Rückkehrer, Wölfe: Körper, Natur und Vererbunglehren in Casta Gemälden (AT)

Projektbeschreibung

Das Projekt untersucht das Genre der Casta-Gemälde als Medienmilieu der transatlantischen Zirkulation von Körperkonzepten, in denen sich Europa und die „Neue Welt“ gegenseitig beobachten. Casta-Gemälde wurden im kolonialen Mexiko des 18. Jh. angefertigt und nach Europa, vor allem Spanien und England exportiert. Sie sind ein früher visueller Schauplatz der Konstruktion des „Mestizaje“, der „Vermischung“ von afrikanischen Sklaven, Indigenen und Europäern oder in Las Americas geborenen Spaniern. Die familiären Genealogien sind mit einer spezifischen taxonomischen Nomenklatur versehen, die auch zoologische Bezeichnungen beinhaltet. In ihnen wird der europäische Mensch zugleich thematisch wie kritisch, denn der weiße Mensch wird in den Begegnungen mit anderen Menschen und anderen Klimata als intergenerationales und potentiell flüchtiges Phänomen dargestellt. Das Promotionsprojekt lässt sich von der These leiten, dass die Casta-Gemälde an der Schnittstelle zwischen neuzeitlicher Kunstproduktion und frühen wissenschaftlichen Visualisierungspraxen von taxonomischen und naturgeschichtlichen Ordnungssystemen stehen und fragt nach ihrer Bedeutung in der Genese des europäischen wissenschaftlichen Rassismus.

Vita

Katharina Otto ist Kunsthistorikerin und Künstlerin und arbeitet an der Schnittstelle von Wissenschaftsgeschichte und Kunst. Studium der Biologie an der Humboldt Universität zu Berlin und Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin, wo Sie Ihr Studium als Meisterschülerin der Klasse Thomas Zipp abschloss. In ihrer künstlerischen Arbeit liegen die Schwerpunkte auf Malerei und malerischer oder zeichnerischer Arbeit mit lebendigen Materialien. Einzelausstellungen u.a. in Berlin (401 Contemporary) und Helsinki, Gruppenausstellungen unter anderem in Berlin, Hamburg, Stuttgart, Basel und Bloomington, Indiana. Kuratorische Arbeiten zu wissenschaftshistorischen Themen am Tieranatomischen Theater der Humboldt Universität Berlin (TAT). Gestalterische Mitarbeit bei der Ausstellung „The Dead as far as (…) can remember“ Berlin Postkolonial (2018). Konzeption und Kuration der Ausstellungen „Tiere (Be)Handeln. Parasitologie zwischen Ökonomie und Ökologie“ (2021). 2023 mit Marlene Bart Ausstellung Theatrum Radix am TAT in Kooperation mit dem Naturkundemuseum Berlin. 2021 bis 2023 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Theorie und Geschichte der HFBK. Forschung und Lehre zu Visualisierungen von taxonomischen und naturgeschichtlichen Ordnungssystemen mit Schwerpunkt auf dem transatlantische Wissenstransfer in den Bildzirkulationen zwischen "alter" und "neuer" Welt in der frühen Neuzeit. Promotionsprojekt zu den lateinamerikanischen Casta-Serien des 18. Jahrhunderts und deren Bedeutung in der Genese des wissenschaftlichen Rassismus. Seit April 2023 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Graduiertenkolleg Medienanthropologie an der Bauhaus-Universität Weimar.