Projekttitel
Erspürte Räume. Schrift, Text und Display in Ausstellungen (AT)
Projektbeschreibung
Vom Prozess des Schreibens bleibt die Schrift als sichtbare, materialisierte Spur und substanzielles Andenken einer Berührung, in die sich die Orte und Zeiten ihres Entstehens und Überdauerns ebenso eingeschrieben haben, wie die Schreibenden selbst. Dem Sichern, Sammeln, Ordnen und Verwahren dieser schriftlichen Dokumente und Zeugnisse widmen sich Archive, Museen und Bibliotheken, indem sie die papiernen Objekte auf Zeit und Dauer stellen. Ausstellungen gelten hingegen als prädestinierte Orte des Zeigens und der Sichtbarmachung, in denen Exponate in ihrer Materialität vor Augen und zur Schau gestellt werden. Aus der Exponatauswahl, den technisch-medialen Anordnungen und der räumlichen und temporalen Inszenierung des Expositorischen emergieren dabei vielfältige Relationierungen zwischen dem Gezeigtem, dem Raum und seinen Besucher*innen. Die Szenen im Ausstellungsraum eröffnen somit ästhetische Erfahrungen und erlauben zugleich, bestehendes Wissen zu hinterfragen, in andere Kontexte zu stellen und immer wieder neue Positionen einzunehmen. Somit generieren sie auf performative Weise eigenständige epistemische Konfigurationen, die sich wiederum sedimentieren und verfestigen können.
Ausgehend von konkreten expositorischen Szenen spürt mein Forschungsprojekt sowohl den räumlichen (An-)Ordnungen und zeitlichen Vorgängen der Transition, die sich zwischen den verwahrenden und expositorischen Gefügen entfalten, nach, wie auch den vielfältigen Affizierungspotenzialen, die sich in der Begegnung im Ausstellungsraum entspannen. Die Erweiterung und Neuformierung expositorischer Praktiken durch digitale Technologien berühren das Ausstellungsgefüge dabei nicht nur auf materieller, sondern ebenso auf sinnlicher und symbolischer Ebene. Aus den differenten medialen Formaten und Formationen emergieren je eigene Modi der Wahrnehmung und Affizierung, die im Forschungsprojekt medienanthropologisch perspektiviert werden, um der Frage nachzugehen, inwiefern aus der Verschränkung von schriftlichen Exponaten und Betrachter*innen das Potenzial einer ästhetischen Erkenntnis emergiert, die Sinnliches und Intelligibles miteinander verbindet.
Vita
Maria Brannys ist Doktorandin am DFG-Graduiertenkolleg „Medienanthropologie“ an der Bauhaus-Universität Weimar. Sie studierte Ethnologie (B.A.), Kultur- und Medienwissenschaften (B.A./M.A.) in Leipzig, Weimar und Lyon und schloss 2020 ihr Studium mit einer Arbeit zu Handschriftlichkeit im Kontext digitaler Technologien an der Universität Leipzig ab. Während ihres Studiums absolvierte sie zahlreiche Praktika und Nebentätigkeiten im Theater, Museums- und Ausstellungswesen sowie Studien- und Arbeitsaufenthalte in Ecuador, Argentinien und Frankreich. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt widmet sie sich den sinnlich-intelligiblen Ausstellungsformationen schriftlicher Exponate und ihren anthropomedialen Relationen.
Publikationen
Ästhetisch-epistemische Grenzobjekte. Transversale Konfigurationen im Ausstellungsraum. (gemeinsam mit Charlotte Bolwin und Anna Polze) In: ffk-Journal 7, Avinus, Hamburg: 2022.
Vorträge, Workshops und Veranstaltungen
‚shut your eyes and see‘ – Vom Erscheinen und Verschwinden und seinem Da/zwischen.
Im Rahmen des gemeinsamen Vortragspanels „Inter-intra-infra: Eine Wissensökologie des Da/zwischen aus medienanthropologischer Perspektive", Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft zum Thema „Wissensökologien", Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, 24.09.2021.
Teilnahme an der Summer School Räume des Sammelns, ausgerichtet von der Klassik-Stiftung Weimar im Rahmen des Forschungsverbundes Marbach – Weimar – Wolfenbüttel, 15.-26.08.2021.
Ästhetisch-epistemische Grenzobjekte. Audiovisuelle Konfigurationen im Ausstellungsraum.
Gemeinsames Vortragspanel mit Charlotte Bolwin und Anna Polze im Rahmen des 34. Film- und Fernsehwissenschaftliches Kolloquium, Weimar, 23.3.2021.
Von Händen, Räumen und berührten Maschinen.
Im Rahmen der Summer Academy Media Philology (17.-21.08.2020), ausgerichtet von der Ruhr-Universität Bochum, 20.08.2020.
Lehre
(An-)Ordnungen des Archivs
Seminar im Projektmodul der Archiv- und Literaturforschung, Fakultät Medien, Bauhaus-Universität Weimar, WS 2021/22
Von der Wunderkammer zu Wikipedia – Räume des Wissens
Seminar am Institut für Kulturwissenschaften, Universität Leipzig, WS 2021/22