Vanessa Franke

Projekttitel

Körper–Leib–Grenzen in Globalisierungsnarrativen (Arbeitstitel)

Projektbeschreibung

Den Ausgangspunkt dieser Forschungsarbeit bilden Diskurse der Globalisierung, deren räumlich-zeitliche Transformationsprozesse zwar nicht erst seit dem 21. Jahrhundert bestehen, die sich aber um die letzte Jahrtausendwende erheblich beschleunigt haben. Dabei ist insbesondere der Begriff der Globalität, in Unterscheidung zum vielfach vorbelasteten Begriff der Globalisierung, für die Überlegungen zentral. Globalität bezieht sich – mit Bruno Latour gesprochen – als Horizont des Globalen auf die phänomenologische Erfahrung des Menschen einer globalisierten, immer schon medial vermittelten Welt. Globalität und Körperlichkeit sollen, von einer räumlichen Perspektive und der unabdingbaren Verankerung des Menschen in seinem Körper ausgehend, nicht als dichotom, sondern als ineinander verwobene Elemente relationaler Selbst- und Weltkonstruktionen gedacht werden. Anstatt das Globale als abstrakte, entkörperlichte Sphäre der virtuellen Vernetzung vorauszusetzen, kann die Fokussierung auf den Körper als Knotenpunkt jeglichen menschlichen Erlebens zu einem neuen Verständnis der global condition führen.

In einer vergleichenden Analyse von gegenwartsbezogenen und welthaltigen Kunstwerken unterschiedlicher medialer Formen soll unter Berücksichtigung der jeweiligen medialen Spezifika gezeigt werden, mit welchen ästhetischen und narrativen Mitteln körperlich-materielle Dimensionen einer globalisierten Welt und globale Dimensionen des Körpers verhandelt werden. So können zeitgenössische Formen und Ästhetiken von Globalität identifiziert und auf die Erfahrung gesellschaftlicher Transformationsprozesse rückbezogen werden: Wie wird im 21. Jahrhundert die menschliche Erfahrung einer globalisierten Welt in verschiedenen Kunstformen wahrnehmbar gemacht und zugleich mitkonstituiert? Weiterhin wird anhand der Werke medienübergreifend aufgezeigt, dass Körperlichkeit und Materialität in einem anthropomedialen Netz globaler Verflechtung nicht an Bedeutung verlieren, sondern dass Erfahrungen und Existenzweisen entstehen, die vom Globalen und vom Körperlichen gleichermaßen durchdrungen sind.

Als primärer Materialkorpus werden Romane der Schriftstellerin Marie Darrieussecq sowie Filme der Regisseurin Kelly Reichardt und das multimediale Werk der Künstlerin Miriam Cahn als paradigmatisch herangezogen.

Vita

Vanessa Franke studierte Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften sowie Komparatistik in Konstanz, Wien und Mainz. Ihre Abschlussarbeit wurde vom Fachbereich Philosophie und Philologie der Universität Mainz ausgezeichnet. Ihre Promotion begann sie im Rahmen eines cotutelle-Abkommens zwischen der Universität Mainz und der Université Paris 8, unterstützt durch ein Exposé-Stipendium der Gutenberg Graduate School of the Humanities and Social Sciences. Von 10/2021 bis 04/2023 unterrichtete sie außerdem Deutsch als Fremdsprache an der Université Paris 8 und arbeitete als selbstständige Lektorin. Aktuell ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Graduiertenkollegs „Medienanthropologie“ an der Bauhaus-Universität Weimar.

 

Publikationen

„Körper zwischen Intimität und Globalität: Nora Bossong und Marie Darrieussecq“. In: Trajectoires, 16 (2023), journals.openedition.org/trajectoires/9406.

Transformationen: Techno-Biopolitik und queere Identität in Maggie Nelsons The Argonauts. In: Hannebohm, Ronja und Anda-Lisa Harmening (Hrsg.): Biopolitik(en) in Literatur, Film und Serie. Aushandlungs- und Reflexionsräume vom 18. Jahrhundert bis heute. Studien der Paderborner Komparatistik, Bd. 4. Universitätsbibliothek Paderborn 2023.

„Jouir dans le déluge.“ Kollektive Publikation im Kontext des Workshop Recherche & Création S’approprier l’effondrement, EUR ArTec, Paris, 06/2021.

 

Vorträge

„Flickering Bodies: Transformations of Body and Language in Maggie Nelson’s The Argonauts.” Colloque Juniore (Re)construire le corps, ENS Paris / Universität Wien, 10/2021.

„Körper-Erzählungen: Der weibliche Leib in der Gegenwartsliteratur“. Gastvortrag im Seminar Feminismus 4.0 und Literatur von Dr. Martina Kopf, Universität Mainz, 02/2021.

 

Memberships

Gutenberg Graduate School of Humanities and Social Sciences

Centre interdisciplinaire d’études et de recherches sur l’Allemagne