Dr. Jan Ehlers wurde zum 1. August 2019 auf die Juniorprofessur »Usability« im Fachbereich Medieninformatik berufen. Zuvor war er bereits während drei Semestern als Vertretungsprofessor an dieser Stelle tätig gewesen. Im Interview spricht Herr Ehlers über Informatik, Psychologie und darüber was sich für ihn mit der neuen Position verändert.
Lisa Hager: Herr Dr. Ehlers, Sie waren bereits seit Sommersemester 2018 als Vertretungs-Professor für den Bereich »Usability« tätig. Gibt es trotzdem etwas, was sich für Sie – beruflich und privat – mit dem Erhalt der Juniorprofessur zum Wintersemester 2019/20 ändert?
Jan Ehlers: Die Berufung hat auf vielen Ebenen (vorerst) Planungssicherheit geschaffen. Im Gegensatz zur Bewerbungs- und Auswahlphase ist es nun möglich, in längerfristigen Projekten zu denken und das Usability Labor nach eigenen Vorstellungen ein- bzw. auszurichten. Privat bedeutet die Festanstellung vor allem, dass der Lebensmittelpunkt auf absehbare Zeit nicht neu verschoben werden muss.
LH: Auf dem Informatiker-Flur in der Bauhausstr. 11 sind Sie etwas der Paradiesvogel. Wie gliedert sich die Usability in das Lehr- und Forschungsangebot des Fachbereiches ein und wie bereichern Sie die Medieninformatik in Weimar?
JE: Ich bin von Haus aus Kognitionspsychologe, d.h. ich erforsche die informationsverarbeitenden Prozesse, die kognitiven Funktionen wie Wahrnehmung, Aufmerksamkeit oder dem Gedächtnis zugrunde liegen. Ein durchdringungstiefes Verständnis dieser Leistungen ist notwendig, wenn Nutzerinnen und Nutzer in neue technologische Umgebungen eingebunden werden sollen. Meine Veranstaltungen sind daher auf eine anwendungsperspektivische Vermittlung kognitionspsychologischer Grundlagen ausgelegt. Zudem arbeiten wir mit der Ableitung physiologischer Signale wie Hautleitwertänderungen, Pupillenbewegungen oder Hirnstromcharakteristiken. Diese Form der Signalverarbeitung ist im Fachbereich bislang nicht zur Anwendung gekommen, daher erhoffe ich mir ein paar inspirierende Kooperationen mit den benachbarten Professuren.
LH: Können Sie uns ein bisschen mehr zu den Projekten erzählen, die momentan an Ihrer Juniorprofessur entstehen?
JE: Zur Beantwortung unserer Fragestellungen nutzen wir physiologische Aktivierungen, etwa um den kognitiven oder affektiven Zustand eines Nutzers genauer bestimmen zu können, als es Befragungen oder Selbsteinschätzungen gestatten. So lässt sich – zumindest bei gleichbleibenden Beleuchtungsverhältnissen – der Grad mentaler Belastung zuverlässig am Durchmesser der Pupille ablesen. Auch eine Angstreaktion kann am Verlauf begleitender Hautleitwertänderungen nachvollzogen werden. Im Zuge sogenannter Biofeedback-Anwendungen können zum Beispiel Pupillenbewegungen oder die Schweißdrüsenaktivität in Echtzeit auf einem Bildschirm visualisiert werden, um zu überprüfen, ob die Nutzenden in der Lage sind, sie willentlich zu beeinflussen. Unsere Usability Forschung zielt darauf ab, geeignete Rückmeldemechanismen für unterschiedliche Arten von Biofeedbackanwendungen zu identifizieren – das heißt herauszufinden, ob diese Informationen besser auf einem Bildschirm dargestellt oder über Töne vermittelt werden sollten. Die Information kann auch in einen spielerischen Kontext eingebettet werden, um beispielsweise Figuren oder Fahrzeuge über die eigene Erregungskontrolle zu steuern.
LH:Sie waren vorher an den Universitäten in Bremen und in Ulm tätig. Was ist anders an der Bauhaus-Universität Weimar? Gibt es etwas, das Sie hier vermissen oder ganz besonders schätzen?
JE: Die Wege an der kleinen Bauhaus-Universität sind naturgemäß kürzer und da es keine psychologische Fakultät gibt, fehlt hin und wieder der persönliche, fachpsychologische Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen. Auf der anderen Seite hat die Anbindung an die Professuren der Medieninformatik bereits in den letzten beiden Semestern zu gemeinsamen Forschungsprojekten geführt, die anderorts so wohl nicht hätten realisiert werden können. Und auch die Nähe zur Fakultät für Kunst und Gestaltung wird, grade was die zukünftigen Entwürfe neuer Interaktionskonzepte angeht, von hohem Wert sein.
LH:Sie sind jetzt schon eine ganze Weile in Weimar. Wie gut kennen Sie sich schon aus? Was sind Ihre Lieblingsplätze? Bzw. was würden Sie gerne noch entdecken/besser kennen lernen?
JE: Ich pendele zwischen Leipzig und Weimar und habe vieles in der Stadt bislang nur durch das Busfenster gesehen. Ich freue mich, die kommende Zeit zu nutzen und etwas mehr als nur Fakultätsgebäude kennenzulernen; das gilt für die historisch-kulturellen Stätten ebenso wie für das Stadtleben und die Kneipenkultur.
Zur Webseite der Juniorprofessur.
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