Zum 31. März 2020 endete die zwölfjährige Projektlaufzeit des Internationalen Kollegs für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM) der Bauhaus-Universität Weimar. Das IKKM war eines der ersten von ursprünglich zehn Käte Hamburger Kollegs, das im Rahmen des Programms »Freiraum für die Geisteswissenschaften« vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unter Annette Schavan eingerichtet und mit insgesamt ca. 16,5 Millionen Euro finanziert wurde. Für die kommenden zwei Jahre widmet sich ein kleines Team der Ergebnissicherung und dem wissenschaftlichen Transfer.
Das von den Direktoren Prof. Dr. Lorenz Engell und Prof. Dr. Bernhard Siegert geleitete Kolleg erforschte von April 2008 bis März 2020 die Verhältnisse zwischen Menschen und Dingen in der technisierten Medienkultur des 20. und 21. Jahrhunderts. »Das IKKM hat in Weimar wichtige Freiräume für die Geisteswissenschaften eröffnet. Mit dem Ende der Förderung geht damit eine international sichtbare Landmarke für den Wissenschaftsstandort Weimar verloren – als einziges der deutschlandweit eingerichteten Käte Hamburger Kollegs ist es nicht gelungen, eine institutionelle Weiterführung an der Bauhaus-Universität Weimar zu etablieren. Dennoch wollen wir das Forschungsnetzwerk auch über das Projektende hinaus kontinuierlich vorantreiben und ausbauen«, so Engell.
Insgesamt konnte das IKKM in diesen zwölf Jahren mehr als 200 Fellows und Forscherinnen und Forscher aus mehr als 24 Ländern begrüßen und beschäftigte über 50 wissenschaftliche, nichtwissenschaftliche und studentische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Eine Vielzahl von Forschungsthemen wurde in 188 Vorträgen, 44 Sequenzgesprächen, 16 Workshops, neun Princeton-Weimar Summer Schools und sieben großen internationalen Jahrestagungen und Biennalen präsentiert und besprochen. Die Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung, die zweimal pro Jahr im Felix-Meiner-Verlag erschien, zählte 22 Ausgaben und im Rahmen der IKKM Schriftenreihe konnten bislang 45 Bände bei verschiedenen Verlagen realisiert werden.
Damit leistete das IKKM einen international höchst aufmerksam verfolgten Beitrag zur wissenschaftlichen Erforschung drängender Fragestellungen der medienkulturellen Gegenwart, die von Prozessen der Medialisierung, der Digitalisierung und Globalisierung geprägt ist und auch zukünftig sein wird. Sowohl in historischer wie in theoretischer Hinsicht konnten am IKKM in großer denkerischer und institutioneller Freiheit neue und fruchtbare Sichtweisen auf diese Wandlungsprozesse entwickelt werden. Das Forschungsprogramm ging davon aus, dass technische Apparaturen und Artefakte heute nicht länger als bloße Werkzeuge des kulturellen Handelns, Wahrnehmens, Erkennens, Kommunizierens etc. begriffen werden können. Sie greifen vielmehr mit eigener Handlungsmacht konstitutiv in Kulturprozesse und Reflexionsvorgänge ein. Verlange die europäische Denktradition, das menschliche Subjekt als eigenbestimmt und handlungsmächtig dem bloßen Objekt gegenüberzustellen, so bedürfe die ständige praktische Vermischung und Vernetzung zwischen Menschen und medialen Apparaturen eines demgegenüber erweiterten, komplexeren Verständnisses einer verteilten, gemeinsam getragenen Subjekt- und Handlungsfunktion. Genau darum bemühte sich das IKKM.
Das IKKM funktionierte nach dem Fellow-Prinzip; bis zu zehn herausragende Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschafter aus dem In- und Ausland, die für ein bis zwei Semester von ihren sonstigen Aufgaben freigestellt wurden, kamen in Weimar zusammen und entwickelten hier in gemeinsamen Diskussionen und koordinierter Arbeit Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie aufeinander hin. Neben den Senior Fellows forschten am IKKM auch Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen als Research Fellows.
Für Fragen zum IKKM wenden Sie sich gern an:
Moritz Wehrmann
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des IKKM
ikkm@uni-weimar.de
Tel.: +49 (0) 36 43/58 40 18
www.ikkm-weimar.de
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