Am gestrigen Mittwoch, 18. April 2018, hat die Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar in einem Festakt im Oberlichtsaal der Bauhaus-Universität Weimar die Ehrendoktorwürde Dr. h. c. (honoris causa) an Hanns Zischler für seine besonderen Verdienste auf dem Gebiet der kultur- und medienwissenschaftlichen Forschung verliehen. Zischler, vor allem als internationaler Schauspieler bekannt, ist ein renommierter Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen im Spannungsfeld von Kunst, Wissenschaftsgeschichte sowie Medien- und Literaturforschung.
In seinem Grußwort betonte Prof. Dr. Winfried Speitkamp, Präsident der Bauhaus-Universität Weimar, dass es sich für die Universität um eine besondere Ehre handle, dass Zischler die Anerkennung der Fakultät angenommen habe. Die Ehrung Zischlers sei getragen durch die gesamte Universität und in intensiven Gesprächen im Senat und im Präsidium mit Begeisterung aufgefasst worden. Zugleich warf er einen Blick auf die kommende Zusammenarbeit: »Wir freuen uns, dass Sie mit unserer Universität nun auch formal verbunden sind und zu den Lehrenden und Studierenden der Universität auch in Zukunft Kontakt halten werden. Mit Ihrer Erfahrung, Ihrer Kenntnis, Ihren Einsichten, Ihren Denkweisen werden Sie die Lehre an unserer Universität bereichern«, so Speitkamp. Die Fakultät Medien plant zukünftig gemeinsam mit Lehrenden aus der Medienwissenschaft Blockseminare und öffentliche Workshops zu Themen des vielseitigen Werks Zischlers. Seine Verdienste werden so einen lebendigen Platz in Weimar finden.
Prof. Dr. Bernhard Siegert, Mitglied der Graduierungskommission der Fakultät Medien und Direktor des Internationalen Kollegs für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie, betonte in seiner Laudatio die Bedeutung Zischlers für die Fakultät Medien: »Wenn Hanns Zischler heute in Weimar die Ehrendoktorwürde erhält, dann wird damit nachdrücklich das Ethos der Weimarer Medien- und Kulturwissenschaft hervorgehoben. In keinem geringeren Sinne, als dass in Zischlers Publikationen und Ausstellungen exemplarisch eine Konstellation methodischer Ansätze sichtbar wird, die für die Weimarer Medien- und Kulturforschung grundlegend ist.« Siegert beschrieb Zischler darüber hinaus als unermüdlichen Archäologen der Kulturarbeit, der unaufhörlich gesammelt, aufgeschrieben, verzeichnet und archiviert habe. Abschließend bemerkte Siegert: »Ich hoffe, dass wir, die Kolleginnen und die Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar, gemeinsam mit Dir [Hanns Zischler] noch viele Streifzüge in disziplinäre Zonenrandgebiete unternehmen werden.«
Der sichtlich gerührte Zischler begann seine Rede mit den Worten: »Offen gesagt habe ich mir nicht vorstellen können, unter diesen Umständen einmal wieder nach Weimar zu kommen! Nachdem ich vor fast eineinhalb Jahren Fellow der Fakultät Medien gewesen war, habe ich die Gunst der Stunde und des Ortes genutzt, um eine aufregende Tagung über einige rätselhafte Zeichnungen von Adelbert von Chamisso in den Räumen des Goethe-Schiller-Archivs zu organisieren. Und nun das!« Das »quecksilbrige Verhältnis von Bild und Sprache« habe ihn schon immer umgetrieben. Weimar sei dabei immer auch ein Ort der Inspiration gewesen. Gemeinsam mit seinen Gästen spazierte er deshalb im Anschluss an die Festveranstaltung durch den Park an der Ilm, wo er vor vielen Jahren schon auf die wohlwollende Aufforderung »Erhebe den Blick und verweile« gestoßen sei.
Hervorzuheben ist das 1996 erschienene Werk »Kafka geht ins Kino«. Zischler identifiziert in dieser Pionierarbeit anhand von Filmannoncen in der Tagespresse mehrerer europäischer Städte (Prag, Berlin, Paris, Verona etc.) sowie anhand des in Filmarchiven gelagerten Materials sämtliche Filme, die Kafka manchmal nur in Form kryptischer Hinweise in seinen Briefen und Tagebüchern erwähnt. »Allein für dieses Buch könnte man Hanns Zischler eine Ehrendoktorwürde verleihen. Es ist ein Meilenstein in der Kafka-Forschung«, so Prof. Dr. Bernhard Siegert, Direktor des Internationalen Kollegs für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM) Weimar. Das medienwissenschaftliche Buch wurde in neun Sprachen übersetzt.
Auch die wissenschaftshistorische Publikation »Der Schmetterlingskoffer. Die tropischen Expeditionen von Arnold Schultze« aus dem Jahr 2010 ist von großer Bedeutung. Darin behandelt Zischler Leben und Werk des vergessenen Schmetterlingsforschers Arnold Schultze. Es basiert auf einem mit etwa 18.000 Schmetterlingen gefüllten Überseekoffer aus dem kolumbianischen Hochland, den Zischler im Berliner Naturkundemuseum entdeckt hat. Das Buch geht der Frage nach, durch welche Kulturtechniken (z.B. des Reisens, Beobachtens und Beschreibens) sich ein Leben in eine Sammlung verwandelt.
Das dritte Werk, das die Fakultät Medien mit der Ehrenpromotion würdigt, ist die epochale Übersetzung des Hauptwerks von Jacques Derrida, der »Grammatologie« (1974, gemeinsam mit Hans-Jörg Rheinberger).
Hanns Zischler, der in München unter anderem Ethnologie, Musikwissenschaft und Literaturwissenschaft studiert hat, wirkt in zahlreichen Tätigkeitsfeldern zwischen Kunst und Wissenschaft, ist Schauspieler, Sprecher, Regisseur, Schriftsteller, Übersetzer, Verleger, Lochbildkamerafotograf und Ausstellungsmacher. Seit Jahrzehnten bearbeitet er Themen aus Wissenschaftsgeschichte, Medienforschung, Literaturforschung und Kunst. Von Oktober 2016 bis März 2017 forschte Zischler als Senior Fellow am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM) der Bauhaus-Universität Weimar. Er ist unter anderem Träger des Friedrich-Baur-Preises, des Thomas-Mann-Preises, des Deutschen Hörbuch-Preises und des Bundes-Verdienstkreuzes am Bande.
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