Die Weimarer Stummfilm-Retrospektive geht vom 29. August bis 8. September 2021 in die dritte Runde. Die Bauhaus-Universität Weimar, das Weimarer Stadtarchiv, das Lichthaus-Kino und das Kunstfest Weimar präsentieren unter dem Titel »Im Kreise der Unsterblichen« seltene Filmwerke aus den goldenen Zwanzigern.
Der deutsche Stummfilm der 1920er Jahre gilt als Repräsentant einer glanzvollen Weimarer Kultur. Die Filmforschung interessierte sich aber lange Zeit für einige ausgewählte, besonders hervorstechende Werke. Mit rekonstruierten Spielplänen der lokalen Kinos geht die Weimarer Stummfilm-Retrospektive neue Wege: Der systematische Blick »von unten« fördert ein differenziertes Bild der lokalen Film- und Kinokultur zutage und deckt Bereiche auf, die in der Forschung bisher kaum oder nur unzureichend berücksichtigt wurden. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe können Besucherinnen und Besucher an elf Vorführungsabenden den lokalen Kinoalltag von vor einhundert Jahren entdecken. Zusammen mit international renommierten Stummfilmmusikerinnen und -musikern sowie und Stummfilmexpertinnen und -experten bietet die Weimarer Retrospektive einen einzigartigen Blick auf eine der einflussreichsten Phasen der deutschen Filmgeschichte.
Den Auftakt bildet am Sonntag, 29. August 2021, ab 18 Uhr, die Cinessage im Lichthaus Kino: Dirk Heinje (Lichthaus GmbH) und Rolf C. Hemke (Kunstfest Weimar) eröffnen die Veranstaltungsreihe. Im Anschluss führen Katrin Richter (Bauhaus-Universität Weimar) und Richard Siedhoff (Hauspianist Lichthaus Kino und Stummfilmmusiker) durch das Kinojahr 1921 sowie durch das diesjährige Programm, das auch unter studentischer Mitarbeit entstand. »Die Studierenden geben dem Projekt jedes Mal überraschende und lebendige Impulse. Umgekehrt lernen sie die Praxis einer Festivalorganisation kennen, die sich von der geisteswissenschaftlichen Arbeit doch sehr unterscheidet«, erläutert Dr. Simon Frisch, Dozent für Film- und Medienwissenschaft und Mitinitiator der Weimarer Stummfilm-Retrospektive.
Das Highlight der Veranstaltungsreihe bildet in diesem Jahr die Aufführung von Fritz Langs frühem Meisterwerk »Der müde Tod« im Deutschen Nationaltheater mit der Staatskapelle Weimar unter Dirigent Burkhardt Götze in einer Komposition von Richard Siedhoff, der im letzten Jahr den ersten Deutschen Stummfilm-Preis erhielt.
»Im Kreise der Unsterblichen«
Mit dem diesjährigen Thema »Im Kreise der Unsterblichen« nimmt die Veranstaltungsreihe Bezug auf Stars als bedeutsames Phänomen und integraler Bestandteil von Kinofilmen sowie auf die Wechselbeziehung zwischen Kino und Gesellschaft. Das Weimarer Kino seiner Zeit verfügte bereits über ein etabliertes Starsystem nach dem Vorbild Hollywoods: Filmschauspielerinnen und –schauspielern wie Lil Dagover, Asta Nielsen oder Conrad Veidt wurden systematisch aufgebaut und waren auf großformatigen Plakaten, Postkarten und in der Publikumspresse allgegenwärtig. Ihre erfolgreiche Etablierung und Auswertung in der Weimarer Kinolandschaft belegen die Anzeigen in der Allgemeinen Thüringischen Landeszeitung Deutschland. Viele Prominente fanden bisher kaum Eingang in den Fachdiskurs. Durch eine gezielte Wertung von Historikerinnen und Historikern, die sich an Kategorien wie Werk und Autor oder Autorin orientieren, fielen sie durch die wissenschaftlichen Ordnungssysteme. Dabei sind auch ihre Filme Zeitdokumente einer populären Medienkultur, die sie gleichzeitig unsterblich machten. Um die Breite ihrer zeitgenössischen Rezeption zu beleuchten, widmet sich die III. Weimarer Stummfilm-Retrospektive dem »Kreise der Unsterblichen«, jenen großen Berühmtheiten des Weimarer Kinos und ihrem Verhältnis zur Filmindustrie, zum Publikum und zur Kultur. Dr. Katrin Richter von der Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar hat das Programm maßgeblich mitgestaltet und verspricht: »Neben der einzigartigen Filmschau sind das Herausragende an der diesjährigen Stummfilm-Retrospektive erneut all die Akteure, die sich von der Archivrecherche und der Filmauswahl, über die exzellenten Vortragenden und Stummfilm-Musiker*innen bis hin zum Kunstfest-Team und dem Projektteam für eine gelungene Umsetzung dieses Vorhabens engagieren, so dass das damalige Weimarer Kino für das heutige Publikum kontextualisiert sichtbar wird.«
Rahmendaten zur III. Weimarer Stummfilm-Retrospektive:
29. August – 8. September 2021
Weitere Informationen:
https://www.uni-weimar.de/de/medien/professuren/medienwissenschaft/film-und-medienwissenschaft/stummfilmreihe/
Highlights:
Cinessage: Das Weimarer Kinojahr 1921 und das Programm der III. Stummfilm-Retrospektive »Im Kreise der Unsterblichen« werden vorgestellt.
Sonntag, 29. August 2021, 18 Uhr, Lichthaus Kino
»Der müde Tod«
Regie: Fritz Lang
Live-Musik: Staatskapelle Weimar
Dirigent: Burkhard Götze
Komposition: Richard Siedhoff (2021)
Samstag, 4. September, 16 & 21 Uhr – DNT, Großes Haus
»Rübezahls Hochzeit« (Kinder- und Jugendprogramm)
Regie: Paul Wegener
Live-Musik: Camille Phelep (Piano)
Im Anschluss an den Film gibt es einen Blick hinter die Kinokulissen.
Sonntag, 5. September 2021, 15 Uhr, Lichthaus Kino
Einführung und Podiumsdiskussion zum Orientalismus und den Nachwehen der deutschen Kolonialzeit im Kino der 1920er Jahre
Montag, 6. September 2021, 18 Uhr, Lichthaus Kino
Veranstalter: Dozentur Film- und Medienwissenschaft der Fakultät Medien an der Bauhaus-Universität Weimar, Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar, Lichthaus Kino, Stadtarchiv Weimar und Kunstfest Weimar
Gefördert durch: Thüringer Staatskanzlei, Sparkassenstiftung Weimar-Weimarer Land, Sparkasse Mittelthüringen, Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Kulturstadt Weimar, Weimarer Republik e.V. (gefördert durch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz), Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Bauhaus-Universität Weimar
Kontakt:
Dr. Simon Frisch
Dozentur Film- und Medienwissenschaft
Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar
Tel.: +49 (0) 3643 / 58 37 37
E-Mail: simon.frisch[at]uni-weimar.de
Dr. Katrin Richter
Universitätsbibliothek
Tel.: +49 (0) 3643 / 58 28 03
E-Mail: katrin.richter[at]uni-weimar.de
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