Happy Birthday, marke.6!
Die Universitätsgalerie marke.6 präsentiert in ihrer Jubiläumsausstellung »21IN5« seit dem 17. Oktober 2013 studentische Arbeiten aus den Ausstellungen der letzten fünf Jahre. Bei Cupcakes und Sekt, musikalisch untermalt von der Band Cayoux, eröffnete die Schau im Souterrain des Neuen Museums. Die Rednerinnen und Redner ließen die vergangenen Jahre Revue passieren und gaben lebhafte Einblicke in die Geschichte des studentischen Ausstellungsraumes der Bauhaus-Universität Weimar. Die besten Bilder des Abends zeigen wir in unserer Bildergalerie.
Sebastian Helm, einer der Initiatoren der »marke.6«, hielt im Rahmen der Vernissage eine Rede, die das Ringen um die Uni-Galerie veranschaulicht und die auch im Ausstellungskatalog veröffentlicht wurde. Die Kunst ist für alle da - viel Vergnügen beim Lesen!
Im Laufrad oder auf der Galeere – Rückblickend auf die Gründung eines Ausstellungsraums
»Die Kunst ist für alle da –
aber leider sind nicht alle
für die Kunst da.«
Warum will man eine Galerie gründen und betreiben? Wo doch ein jeder sich und alles und jegliches heutzutage öffentlich kundtun kann, ja muss?! … mobil, erweiterbar und flexibel… poly multi vari flex: polyvalent, multiversatil, variabel und besonders flexibel sollen die Erzeugnisse und ihre Erzeuger sein oder es werden, die ›Kreativen‹.
Bei der Gründung von marke.6 war indes keine Kumpanei oder Interessen-Gemeinschaft am Werk (»Mein Hobby ist Lobby«), auch keine ›Neueste Secession‹ – allerdings eine Gemeinschaft von Interessierten. Eine der ersten Fragen war: Was haben an der Brauhaus-Uni die (anderen) Disziplinen jenseits der Gestaltung einander zu sagen? Wie kommt zum Beispiel die Literatur in die Bildnerei, der Ton oder die Architektur in die Kunst et vice versa?
Erst einmal ins Vorfeld. Tunlichst sollte man bei der Galeriearbeit immer das Vor-Feld bedenken und es dann erst bestellen. Freilich ist ›Vorfeld‹ ebenso ein Begriff aus dem Militärwesen wie ›Avantgarde‹, die es bekanntlich in der Kunst längst nicht mehr gibt. Weimar: Nachhut? Von wegen: Classic! Ein Ausstellungsraum im kleinen Weimar? Gerade darum, weil Weimar so klein ist und doch so bedeutend, leider und zum Glück in den unterschiedlichsten Zusammenhängen.
Es kam darauf an, in Weimar bekannt zu machen, was vor und jenseits der Anstalt in der Welt passierte. Nicht der letzte Schrei, eher der letzte Seufzer (Luis Buñuel) sollte in der Galerie ertönen. ›Ach! Die Kunst gibt es ja noch?!‹
»Künstler erklärt Euch solidarisch mit der Kunst!« Mit der Lebenskunst! Nicht andauernd oder wie’s heute heißt: ›nachhaltig sich neu erfinden‹ – das kann sowieso nur das höchste Wesen als ›self made man‹, vielmehr ›self making man‹.
Man wollte nicht im eigenen, inneren Zirkel der ›Einen Reinen Lehre‹ hocken bleiben – aber gab’s diese Lehre denn noch oder wieder?
Auf keinen Fall Leistungsschau, keine Mustermesse wollte man initiieren. Gleichwohl war natürlich Sportliches angesagt: sich messen/vergleichen/konfrontieren/zugleich sich einigen/prüfen/mustern – ebenso ausmustern der Clichés aus der Klitsche. Bloß keinen Leistungssport, keine Kunst-Athleten! ›Rennen, rennen und Beinchen stellen – doch nicht versuchen zu gewinnen‹ (um Francis Picabia abzuwandeln). Es galt, an den Stand der Kunstentwicklung sich anzuschließen und zu ihr in Widerspruch zu setzen: sich ihren Widersprüchen auszusetzen.
Frischer Wind von außen sollte reinkommen. Programmatisch hieß die erste Schau: »Vorhang auf. Lüften!« Welche Folgen und Auswirkungen haben die Lehren der Altmeister und dieser besondere Ort (gehabt) – vor allem auch: Was ist liegengeblieben, nie realisiert worden? Was lastet da auf dem Buckel der Studenten, der Studi-Esel, der Stud-Enten?
Selbstverständlich standen Gegenentwürfe zur Debatte (heute sagt man ›Alternativen‹) – aber ja doch: auch zur Lehre. Was hat es auf sich mit ›Utopia‹, dem ›Nichtort‹? Wo doch das Bauhaus selber so oft E-Migrant war. Erinnert sei nur an The New Bauhaus und andere Wanderungen der Bauhaus-Ideen und -Praktiken bis zum Baumarkt®.
Einige Kunsthochschulen haben ihre eigenen Galerien mit großer Tradition – oft sind es nun allerdings nur Platzhalter von Galeriebetrieb und Betriebskunst – ein tolles Kapitel: die Kunst-Galerie als der Ort zum Shöner Shoppen im Kunsthaus am Kunstmarkt – Bauhaus Baumarkt Bauhausmarkt.
Ausstellen und ausgestellt werden – am besten noch mit ›Alleinstellungsmerkmal‹. »Wie wird man reich, schlank und prominent?« fragte ein gewisser Vicco von Bülow, der immerhin auch an einer Kunsthochschule studierte.
»Ich will zur Bauhaus-Universität. Wie kann ich Doktor-Maler werden?« Aber warum eigentlich muß/will/soll man berühmt werden? Bloß nicht sich selber beweihräuchern. Aus dem akademischen Rahmen heraustreten, runter vom Sockel! Also auch: sich selber in Frage stellen – eine gute Art und Weise der ›Positionierung‹, sich in Stellung zu bringen (wieder so ein Begriff aus dem Militärwesen).
»Kunst & Leben statt Dunst & Nebel« forderte ein rheinischer Dichter und Denker.
Die Galerie lebt!
Es lebe die Galerie!
Die Initiatoren von »marke.6«
Laura Straßer, Sebastian Helm, Maximilian Sauerbier, (Julian Hetzel)