Was bewegt uns zur summaery2024? Teil 3: Fakultät Architektur und Urbanistik
Die diesjährige Jahresschau der Bauhaus-Universität Weimar steht ganz im Zeichen des »PLAN B«: Welche Lehr- und Forschungskonzepte können schon jetzt Antworten auf die Klimakrise, die Digitale Revolution oder die Globalisierung liefern? Mit neuen Ideen und Lösungen, die anders und ›um die Ecke gedacht‹ sind, möchten Studierende und Lehrende der vier Fakultäten der Bauhaus-Universität Weimar gesellschaftlichen Herausforderungen begegnen. Zur summaery2024 vom 11. bis 14. Juli präsentieren sie ihre Vorschläge für Zukünftiges, zeigen die Ergebnisse des Studienjahres und laden zum Ideenaustausch an zahlreichen Orten auf dem Campus sowie in- und außerhalb der Stadt ein.
Ideen für Weimar
Jeder kennt sie, diese Unorte: leere Flächen mit Schmuddelecken-Charakter oder wilden Parkplätzen. Anders genutzt und aufgewertet könnten sie attraktive Stadtbereiche sein – das zeigen Studierende in zwei lokalen Projekten. So gilt das Gebiet zwischen der Mostgasse, Hinter der Badestube und dem Bornberg in der Weimarer Innenstadt als eines der ältesten Siedlungsgebiete Weimars. Heute ist es eine Brachfläche. Wie die Zukunft des Areals aussehen könnte, haben Architekturstudierende unter dem Titel »most[ver]dichter« erprobt und Ideen für gemeinschaftliches Wohnen und gewerbliche Nutzungen entwickelt. Ein weiteres Weimarer Testfeld für studentische Entwürfe bietet das ehemalige Gewerbegebiet zwischen Asbach und Gaswerk. Für das Projekt »Westend Weimar« haben Studierende das Potenzial des Gebiets für ein grünes und gemischtes Quartier gehoben, ganz im Sinne des Modells der »produktiven Stadt«. Eine Besonderheit ist, dass Studierende der Architektur und Urbanistik hier zusammen an der städtebaulichen Aufgabenstellung arbeiten.
Zusammenarbeit der Studierenden in Projekten
Prof. Dr.-Ing.- Sigrun Langner, Dekanin der Fakultät Architektur und Urbanistik und Professorin für Landschaftsarchitektur und -planung, erklärt: »In gemeinsamen Entwurfsstudios lernen die Studierenden, im Team einen städtebaulichen Entwurf in aufeinander aufbauenden Phasen zu erarbeiten, beginnend mit der Analyse über die Konzeptfindung bis hin zur Ausarbeitung in Plänen und Modellen. So bringen sie ihre eigene Expertise ein und lernen, die jeweils andere Fachdisziplin zu verstehen, zu deuten und die eigenen Kompetenzen um die des anderen Faches zu erweitern. Das entspricht auch der interdisziplinären Studien- und Austauschkultur im Rahmen des Projektstudiums an unserer Fakultät und der fachübergreifenden Kooperation zwischen den Fakultäten der Universität.«
Regionale Themen
Lässt sich die ursprüngliche Idee des Stadtrings als Prachtstraße für alle Bürger*innen wieder aktivieren? Am Beispiel des Juri-Gagarin-Rings in Erfurt zeigen Studierende im Projekt »Common Ground«, wie eine solch eine verbindliche Stadtarchitektur aussehen kann. Diese bietet einerseits einen sinnvollen Umgang mit der bestehenden Architektur und ihrer Geschichte und macht andererseits die heterogene, im letzten Jahrhundert entstandene Architektur, besser nutzbar und lesbar. Schließlich gilt der öffentliche Raum als konstituierendes Element der europäischen Stadt. Als solcher soll er so gestaltet sein, dass er wieder zu einem Common Ground wird, zu einer gemeinsamen Verständigungsbasis für alle.
Regionale Baustoffe
Ganz praktisch nähern sich Studierende der Architektur und des Bauingenieurwesens im Seminar »Ziegelpraxis« dem regionalen Baustoff, der im ländlichen, von Zeugnissen der Industriekultur in Ziegelbauweise geprägten Vogtland sehr verbreitet ist. Sie beschäftigten sich damit, wie der Prozess der Ziegelherstellung funktioniert, welche Eigenschaften Lehm und Ton haben und wie sich das Material baukünstlerisch verarbeiten lässt. Den vor Ort entnommenen Lehm haben die Teilnehmer*innen im Labor untersucht, bewertet und aufbereitet, um daraus selbst Ziegel zu formen und zu »backen«.
Internationale Perspektiven
Auch den Blick über Thüringen und Deutschland hinaus werfen viele Projekte der Jahresschau und widmen sich Standorten in Prag, in Mailand, im Wiener Pionierstadtteil Rothneusiedl, für das Bahnhofsgebiet im ukrainischen Lviv oder in Rio de Janeiro. Die summaery 2024 zeigt: Die Projekte spiegeln nicht nur die große thematische und geografische Bandbreite wider, der die angehenden Architekt*innen und Urbanist*innen in ihrer Berufspraxis begegnen werden – sie laden die Besucher*innen auch dazu ein, sich mit Lösungen für drängende Zukunftsfragen einer ökologisch und sozial nachhaltigen Entwicklung von Architektur, Stadt und Landschaft zu beschäftigen.
Alle Informationen zur summaery2024 unter: www.uni-weimar.de/summaery