Die Fakultät Kunst und Gestaltung trauert um Prof. Dr. phil. habil. Frank Hartmann
Als Inhaber der Professur für Geschichte und Theorie der Visuellen Kommunikation prägte Frank Hartmann die analytische Auseinandersetzung mit visueller Kultur in seiner ganzen Breite an der Bauhaus-Universität Weimar entscheidend mit. Als Medienphilosoph leistete er in den Medien- und Kommunikationswissenschaften zentrale Beiträge für eine materialorientierte und historisch-informierte kulturwissenschaftliche Beschäftigung mit Medienphänomenen. Durch sein Wirken hat Frank Hartmann in den zehn Jahren an der Bauhaus-Universität Weimar wesentliche Impulse für eine wissenschaftlich fundierte und problemorientierte Designausbildung an der Fakultät Kunst und Gestaltung gegeben. Die Fakultät verliert einen hochgeschätzten Kulturwissenschaftler, Mentor und Kollegen.
Eine Gastprofessur an der philosophischen Fakultät der Universität Erfurt führte Frank Hartmann 2007 das erste Mal beruflich nach Thüringen. Es folgte ein Jahr später eine Gastprofessur an der Bauhaus-Universität Weimar. 2009 wurde Frank Hartmann auf die Professur für Geschichte und Theorie der Visuellen Kommunikation der damaligen Fakultät Gestaltung berufen.
2011 bis 2015 übernahm Frank Hartmann als Dekan der Fakultät Gestaltung nicht nur die üblichen Managementaufgaben, sondern auch die Herausforderung, zentrale Transformationsprozesse in Studienstrukturen und der Ausrichtung der Fakultät mitzugestalten und zu moderieren. Seit 2015 war er als gewähltes Mitglied des akademischen Senats im höchsten Gremium der Bauhaus-Universität Weimar aktiv.
Eine wesentliche Rolle übernahm Frank Hartmann im 2008 neugeschaffenen strukturierten Ph.D.-Promotionsprogramm Kunst und Gestaltung. Als Mentor für Promovierende begleitete er Forschungsprojekte, die an der Schnittstelle künstlerisch-gestalterischer und wissenschaftlicher Auseinandersetzung liegen. Als Sprecher des Promotionsprogramms gab er zentrale Impulse bei der Ausgestaltung des Curriculums. Er widmete sich verstärkt den internationalen Promovierenden und unterstützte diese darin, ihren Zugang in das deutsche Wissenschaftssystem zu finden. Frank Hartmann ermutigte Nachwuchsforscherinnen und -forscher Wege zu suchen, die auch im Text jenseits klassischer wissenschaftlicher Prosa das Poetische in Forschungsprozessen zulassen.
Gastprofessuren führten Frank Hartmann 2010 an die Universidade de São Paulo in Brasilien und 2017 an die Universidad de las Artes (ISA), La Habana in Kuba.
Ende Dezember 2018 hielt Frank Hartmann seinen letzten Vortrag mit dem Titel »Function, Tradition, Regulation. Bauhaus as a Gateway to the Modern« an der Jiao Tong University in Shanghai.
Frank Hartmann war nicht nur eine der prominentesten Stimmen im Feld der Medien- und Kommunikationswissenschaften, er war ein Wissenschaftler, der immer interdisziplinär dachte – ohne Kontexte und fachspezifische Hintergründe außer acht zu lassen. Die analytische Genauigkeit und das umfassende Fachwissen Frank Hartmanns hat sein akademisches Umfeld immer angespornt, nicht stehen zu bleiben, sondern weiterzudenken. Als Lehrender vermochte er es, historische Bezüge und biografische Zugänge zu Theoretikerinnen und Theoretikern sowie material- bzw. problemorientierten Fragestellungen produktiv in Dialog zu stellen. Seine zahlreichen Veröffentlichungen haben der Fakultät Kunst und Gestaltung eine wissenschaftliche Strahlkraft verliehen, die an Kunsthochschulen nicht selbstverständlich ist.
Am 27. Juli 2019 verstarb Professor Dr. Frank Hartmann nach schwerer Krankheit in Wien. Die Lücke, die er hinterlässt, ist nur schwer zu schließen. Aber wir alle in der Fakultät können vieles von ihm lernen und weiterführen, was er vorgedacht hat.
Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Hinterbliebenen von Frank Hartmann. Die Beisetzung findet im engsten Familienkreis statt.
Wichtige biografische Stationen:
Der forschende Blick, die analytische Genauigkeit, das holistische Denken, für das eine wissenschaftliche Disziplin allein kaum auszureichen scheint, zog sich durch Frank Hartmanns Lebenslauf.
Geboren 1959 in Bregenz, begann er seine akademische Ausbildung zunächst mit einem Studium der Malerei in Wien, um dann nach kurzer Zeit an der Universität Wien Kunstgeschichte, Soziologie, Kommunikationswissenschaft und Philosophie zu studieren. Dem Diplom in Soziologie 1983 folgte die Promotion in Philosophie 1987. Danach arbeitete Frank Hartmann zunächst als Lektor am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und am Institut für Geschichte der Universität Wien sowie als Wissenschaftsjournalist und Medienberater.
Von 1992 bis 1999 war er Geschäftsführer des Verbandes sozialwissenschaftlicher Forschungsinstitute und 1995 Fellow am internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) in Wien. Mit seiner Habilitation an der Universität Wien im Jahr 2000 führte er den Begriff »Medienphilosophie« prominent in die deutschsprachige Forschungslandschaft ein. Die Arbeit ist im selben Jahr unter gleichnamigem Titel beim Verlag UTB erschienen.
Neben Aufgaben als Universitätsdozent am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien, an der Donau-Universität Krems, an der Universität Salzburg und an der Akademie der Bildenden Künste Wien blieb Frank Hartmann auch weiterhin als Medienberater, Publizist und Wissenschaftsautor in den Welten außerhalb der Hochschule aktiv.
2007 übernahm er eine Gastprofessur an der philosophischen Fakultät der Universität Erfurt, 2009 eine weitere an der Bauhaus-Universität Weimar. 2009 wurde Frank Hartmann auf die Professur für Geschichte und Theorie der Visuellen Kommunikation der damaligen Fakultät Gestaltung berufen.
Bereits vor seiner Professur nahm Frank Hartmann auch die Anschlussfähigkeit medienphilosophischen Denkens im deutschsprachigen Raum an internationale Diskurse und vice versa in den Blick. Bereits 2008 erschien die koreanische Übersetzung der »Medienphilosophie«; 2017 folgte die spanische Monographie »Cultura mediática en la era de la digitilización«. 2018 veröffentlichte Frank Hartmann seine letzte Monographie »Medienmoderne: Philosophie und Ästhetik« im Springer Verlag.