Namibische Delegation begutachtet Polymerbeton-Bausystem aus Thüringen
Auf der Hannover Messe 2016 präsentierten Forscher der Bauhaus-Universität Weimar weltweit einzigartige Bauelemente aus Wüstensand, welche in Kooperation mit dem Thüringer Unternehmen PolyCare Research Technology GmbH & Co entwickelt wurden. Das Projekt erweckte die Aufmerksamkeit namibischer Politiker, welche den Unternehmenssitz von PolyCare gemeinsam mit Vertretern der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (LEG) sowie der Thüringer Staatskanzlei am 9. Mai persönlich aufsuchten, um mögliche Kooperationsmöglichkeiten zu diskutieren.
In der beschaulichen Ilm-Kreis-Gemeinde Gehlberg ansässig, widmet sich die Firma PolyCare bereits seit 2010 der Erforschung und Entwicklung von Polymer-Beton-Elementen mit dem Ziel, bezahlbare, wohnliche und sichere (Not-)Unterkünfte für Menschen in Krisenregionen zu schaffen. Forscher der Professur Bauchemie und Polymere Werkstoffe, Fakultät Bauingenieurwesen in Weimar, unterstützen das Unternehmen bei der Optimierung einer entsprechenden Rezeptur sowie bei der Bestimmung relevanter mechanischer Kennwerte, welche Einfluss auf die Beständigkeit des Materials nehmen.
Wohnraumalternative für Namibia
Von der Notwendigkeit und Praktikabilität der Polymerbeton-Elemente überzeugt, besuchte Zaphania Kameeta, Minister für Armutsbekämpfung und soziale Wohlfahrt, den Unternehmenssitz in Thüringen. Gemeinsam mit Botschafter S.E. Andreas B.D. Guibeb, lies sich die namibische Delegation die Herstellung und Leistungsfähigkeit des Polymerbetonbau-Systems erläutern und anhand zweier ausgestellter Bauobjekte demonstrieren. »Minister Kameeta zeigte großes Interesse an den Musterhäusern aus Polymerbeton«, berichtet Dipl.-Ing. Alexander Gypser, welcher gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Chem. Andrea Osburg, die Professur Bauchemie und Polymere Werkstoffe vor Ort vertrat.
In bewegenden Worten schilderte Minister Kameeta, wie wichtig bezahlbarer Wohnraum für die Entwicklung der namibischen Bevölkerung sei, ergänzt Gypser. Dem Minister zufolge seien preiswerte Unterkünfte, wie das vorgestellte System von PolyCare und der Bauhaus-Universität Weimar, der Schlüssel zu Bildung und Wohlstand in seinem Land. Sie gäben den Menschen ein Zuhause, in dem ein geschütztes Familienleben stattfinden könne.
Derzeit prüfen die namibischen Politiker, ob das Polycare-System in ihrem Land zum Einsatz kommen wird. Im Zuge dessen ist ein weiteres Treffen mit dem namibischen Wohnungsbauminister geplant, bei welchem die technischen Aspekte des Systems im Vordergrund stehen werden. Im Falle einer positiven Rückmeldung würde das Land Thüringen den Aufbau der Anlagentechnik zur Herstellung der Bauelemente unterstützen.
Über das Projekt
Gemeinsam mit der Firma PolyCare Research Technology GmbH entwickelten Forscher der Bauhaus-Universität Weimar neuartige Polymerbetonelemente, welche aus einer Verbindung von Wüstensand und Kunstharz bestehen, mithilfe einer mobilen Produktionsanlage direkt vor Ort produziert und durch ein Steck- oder Klebesystem zu einer sicheren Unterkunft verbaut werden können. Wandelemente aus Polymerbeton wurden in der Vergangenheit bereits erfolgreich getestet, derzeit konzipieren die Forscher Deckenelemente aus dem neuartigen Material. Gefördert wurde das Forschungsvorhaben vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Rahmen des Zentralen Innovationsprogrammes Mittelstand (ZIM).
Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Andrea Osburg
Fakultät Bauingenieurwesen
Professur Bauchemie und Polymere Werkstoffe
Coudraystraße 11A, Raum 121
Tel.: +49 (0) 36 43/58 47 13
E-Mail: andrea.osburg[at]uni-weimar.de
Dipl.-Ing. Alexander Gypser
Professur Bauchemie und Polymere Werkstoffe
Coudraystr. 11A, Raum 210
Tel.: +49 (0) 36 43/58 49 28
E-Mail: alexander.gypser[at]uni-weimar.de