(sst) Die Infrastruktur ist »unsichtbar« und nur schwer erlebbar zu machen. Zahlen, Bilanzen und biochemische Prozesse sind nicht direkt sichtbar. Das urbane System der Wasserressourcen und der »Weg des Wassers durch die Stadty« kann nicht, wie der eines Flusslängsprofils, abgewandert werden. Ist es dennoch möglich Prozesse an öffentlich zugänglichen Gebäuden, Anlagen oder Naturphänomenen zu begreifen? Die Studierenden der Fakultäten Bauingenieurwesen und Gestaltung haben sich dieser Aufgabe angenommen und entwickelten eine interaktive App für Smartphones und Tablets. Innerhalb eines Rundgangs durch die Stadt Weimar werden dabei Fachinformationen im Bereich der Siedlungswasserwirtschaft vermittelt.
Der Umweltingenieurwissenschaft-Student Benjamin Schreiber und die Betreuerin des Projekts Grit Rost treffen sich am Asbach zwischen dem Weimarhallenpark und dem Schwanseebad in Weimar. Beide wollen die App an zwei Standorten noch einmal überprüfen. Sie klettern zum Ufer hinunter und starten die App. Auf dem Display des Smartphones werden sie nach der Fließgeschwindigkeit des Asbachs gefragt. Sie werfen ein Blatt in den Fluss und zählen die Sekunden. Als beide die geschätzte Geschwindigkeit eingeben, werden sie mit 20 Punkten belohnt. Die Studenten haben nach dem Durchlauf des gesamten Quiz die Möglichkeit sich untereinander zu vergleichen, so die diplomierte Geografin.
Die Quiz- und Schätzfragen sollen den Spieltrieb der Teilnehmer fördern und dabei an den acht Standorten multimedial Informationen zur Historie der Wasserversorgung in Weimar, sowie zu aktuellen Themen der Siedlungswasserwirtschaft vermitteln. Im Gegensatz zu regulären Vorlesungen werden in dieser Form der Lehrveranstaltung alle Sinne der Studenten angesprochen und Gelerntes kann so aktiv erlebbar werden, so die sympatische Betreuerin. Die zirka 40 minütige GPS-navigierte Exkursion vereint somit Spaß und Wissen. Dabei kann der Zeitpunkt der Exkursion frei gewählt werden und entweder einzeln oder in kleinen Gruppen von den Studierenden realisieren werden.
Benjamin lobt besonders die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Professuren Siedlungswasserwirtschaft und Interaction Design vertreten durch die Betreuer Dr. Ralf Englert, Dipl. Geogr. Grit Rost und Dipl.-Des. Christopher Doering. So gingen seiner Aussage nach die Studierenden der Fakultät Bauingenieurwesen eher rational an die Fragen und Sachverhalte, währenddessen die Fragen der Gestalter sich eher um Benutzerfragen für die internetfähigen mobilen Endgeräte drehten. Bei der Entwicklung eines Konzeptes für die systemorientierte Tour durch Weimar orientiere man sich vorwiegend am Weg des Wassers. U.a. arbeitete die Gruppe, bestehend aus zwei Studierenden der Fakultät Gestaltung und drei Studierenden der Fakultät Bauingenieurwesen und einem Mediengestalter, mit Axel Stefek, Mitarbeiter des Stadtarchivs und Herausgeber des Buches »Wasser unter der Stadt: Bäche, Kanäle, Kläranlagen – Stadthygiene in Weimar vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert«, zusammen.
Beide ziehen weiter und werden von der App zum Donndorfbrunnen vor dem ehemaligen Hababusch-Hostel geführt. Waren die Fragen am Asbach eher von physikalischer Natur, so werden sie hier in die Historie des unterirdischen Bachlaufs eingeführt. Beide erhalten die Information, dass der unterirdische Bachlauf im 18. Jahrhundert äußerst wichtig für die Trinkwasser- und Löschwasserversorgung der Bewohner in Weimar war. Die App macht auf die Neigung des Platzes aufmerksam. In welche Richtung fließt der Fluss? Tippt der Benutzer in Richtung Herderplatz, würde ihn wiederum das Punktesystem belohnen. Besonders spannend sind auch die Hintergrundinformationen. Oder wussten Sie, dass am Platz vor dem Café Donndorf ehemals eine Brauerei stand?
Die vermittelten Inhalte richten sich momentan noch speziell an Studierende des Bachelorstudiengangs Bauingenieurwesen, doch Grit Rost kann sich durchaus eine Erweiterung der Inhalte auf zusätzliche Themengebiete vorstellen. So erlaube die Programmierung auch einfache Modifizierungen, bei der zusätzliche Routen oder weitere Sachverhalte in die App eingefügt werden können. Stand im ersten Teil des Projekts die Entwicklung im Fokus, so ist die Arbeit an der interaktiven App noch lang nicht abgeschlossen. Geplant ist, das Projekt mit Studierenden in den nächsten Semestern weiterzuführen.
Anmerkung: Paul David Burkhardt, Masterstudent der Umweltingenieurwissenschaften und maßgeblich am Projekt beteiligt, konnte leider nicht beim Fototermin anwesend sein
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