(rw) Im Freie-Kunst-Projekt »Humour – Whats so funny« gingen die Studierenden unter der Anleitung von Prof. Liz Bachhuber, Ursula Achternkamp und Susanne Kutter der Entstehung und Wirkung von Humor nach. Warum wird Humor von Kultur zu Kultur anders empfunden? Was sind die formalen Eigenschaften, die ihn ausmachen? Und gibt es einen universellen Humor oder ist er immer bezogen auf einen Kontext?
Antworten auf diese und viele andere Fragen suchten die jungen Künstlerinnen und Künstler auch im Bereich der Theorie gemeinsam mit Prof. Michael Lüthy und im Dialog mit Experten aus der Praxis, wie dem professionellen Comedy-Writer Bernd Maile. Entstanden sind zahlreiche künstlerische Arbeiten, von denen wir sechs näher vorstellen möchten.
Wenn Melissa beginnt, von ihrer Arbeit zu sprechen, könnte zunächst der Eindruck entstehen, man höre einer passionierten Meeresbiologin zu. Da ist die Rede von der Blaualge »Spirulina«, von »stabilen Populationen« und Algenblüten, von Problemen bei der Zucht, von reichen Ernten und eingegangenen Exemplaren. Doch ihre besten Freunde, wie sie die Wasserpflanzen fast zärtlich nennt, dienen nicht der naturwissenschaftlichen Betrachtung und Forschung, sondern der Kunst. Sie sind sozusagen die Protagonisten in Melissas Inszenierungen.
Über eine Projektion präsentiert die Künstlerin eine Skizze ihrer Installation, die sie für die summaery2015 plant. Darauf zu sehen sind diverse, mit einer grünen Flüssigkeit gefüllte Gefäße: die Habitate der Algen, die Melissa so sorgsam pflegt. Ins Auge sticht ein Partybrunnen. Dieser soll mit einer blühenden Edelalge gefüllt zur Jahresschau einer der Hingucker der Inszenierung sein. Momentan wälzt Melissa noch verschiedene Ideen zu interaktiven Elementen, wie Sounds, die von den Besucherinnen und Besuchern ausgelöst und dann auf die Wasseroberflächen der Algen gefüllten Gefäße übertragen werden können. Welchen Effekt das auf die Installation haben wird, können die Gäste der summaery2015 live erfahren.
Eine fast bühnenreife Inszenierung liefert Tobias. In coole Sonnenbrille, Hut und Trenchcoat gewandet, betritt er die kleine »Bühne« im Plenum des Projektes und erntet schon, noch bevor er den Mund öffnet, erste Lacher. »Inspektor Nuckowski mein Name«, stellt er sich vor und wer bis eben noch nicht amüsiert war, ist es definitiv jetzt. Nuckowski ist ein abgehalfterter »Bulle« kurz vor der Rente, der gerade seinen letzten Fall in Weimar löst und daher in der Stadt ermittelt, erfahren die Kommilitonen in einer kurzen Vorstellung. Und dass diese Ermittlungen mit der Kamera dokumentiert wurden, denn Tobias' Arbeit für die Jahresschau ist eine Street Comedy Show.
Nun bekommt das »Testpublikum« Outtakes der Aufnahmen zu sehen, kurze Szenen aus dem Weimarer Stadtraum, in denen Tobias in seiner Verkleidung mit Plastik-Sheriffstern in der Hand auf die Menschen zugeht. Mit improvisierten Fragen und Anliegen verwickelt er die Ahnungslosen in Gespräche oder erzwingt Reaktionen, die ihre eigene Situationskomik entfalten. Mehr als 150 Kurzclips hat Tobias im Kasten, die er jetzt noch aussortieren und montieren will zu einem einzigen langen Clip. Einen kleinen Vorgeschmack auf Inspektor Nuckowski gibt es hier.
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Michael Merkel präsentiert eine Fortführung seiner Arbeit aus dem letzten Semester. Damals hatte er sich mit seiner Familiengeschichte, besonders mit seiner Beziehung zu den Großeltern, fotografisch auseinandergesetzt. Daran knüpft er im Sommersemester 2015 an. Über den Beamer zeigt er drei Schwarz-Weiß-Selbstportraits. Das erste zeigt ihn in neutraler Haltung. Auf dem zweiten Foto ist er zu sehen, wie er die erste Fotografie verspeist, das dritte zeigt wiederum Michael Merkel, wie er ein Foto der zweiten Fotografie isst.
Gedruckt, so erfahren die Studierenden, wurden die Fotografien auf essbares Papier, ein Oblatenartiges Material, das ungiftig ist. Michael Merkel kann sich vorstellen, diese Arbeit in regelmäßigen, halbjährlichen oder jährlichen Abständen fortzusetzen - auch bis an sein Lebensende. Was noch zu entscheiden ist, sind das Endformat und die Form der Präsentation zur summaery2015. Die Empfehlung der Lehrenden lautet eindeutig 1:1 – lebensgroß!
Christians Präsentation sorgt für spontanen Applaus gleich zu Beginn. Denn er hat sich wirklich eine Mammutaufgabe gestellt und auch gestemmt. Eine Abfolge von Bildern zeigt die Fortschritte: am Anfang stand ein maroder Wohnwagen. »Der war zugelassen und hatte sogar TÜV,« erzählt Christian. Doch die nächsten Fotos zeigen das komplett entkernte Mobil. Vom Original übrig sind nur noch die Achse und das Grundgerüst. Nach und nach entwickelt sich aus dem Skelett ein neuer Wagen: ein Imbisswagen.
Früher einmal hat Christian Koch gelernt. Ein paar Jahre hat er in der Branche gearbeitet, auch als Küchenchef und im Bereich der Gourmet-Gastronomie. Er kennt sich also aus, weiß Bescheid über Lebensmittel, Kalkulation von Speisen, Präsentation von Gerichten. Und dieses Wissen möchte er jetzt einsetzen, um ein anderes Bewusstsein für Lebensmittel und deren Konsum bei seinen summaery-Imbisswagen-Gästen zu wecken.
Denn er wird für sie kochen. Am Freitag unter anderem sogenanntes Convenience Food, vorgefertigte Lebensmittel, wie zum Beispiel Fischstäbchen. Dazu gibt's ein Bier aus der Dose, nur, dass das Gericht so gekonnt und perfekt in Szene gesetzt werden wird, dass unweigerlich ein Bruch zwischen Qualität und Präsentation entsteht, der zum Nachdenken anregen soll. Samstag dann wird der Spieß herum gedreht. Dann gibt's nämlich leckere Kreationen aus sogenannten containerten Zutaten, also Ingredenzien, die beispielsweise in Supermärkten auf den Müll geworfen und dann dort aus den Abfallbehältern »gerettet« werden. Oder aus Spenden von der Weimarer Tafel ... Probieren Sie es aus! Wir sind uns sicher, dass es schmecken wird.
Toumaj zeigt auf seinem Laptop, was er vor hat. Ein einziges Foto, eine Art Collage, beschreibt sein Projekt. Aktzeichnen – nur, dass er die Rollen mit dem Modell tauscht. Geplant ist seine Performance in einer Schaufenstersituation: Eingehüllt in rotes Licht wird Toumaj – fast gänzlich nackt – angekettet in der Auslage sitzen und zeichnen. Geplant ist, dass die Besucherinnen und Besucher ihm gegenüber Platz nehmen und sich zeichnen lassen können.
Toumajs Performance spielt mit Machtverhältnissen. In der normalen Situation des Aktzeichnens, ist das Objekt den genauen Blicken der Zeichnenden ausgesetzt. Bis ins letzte Detail versucht der Künstler den Körper, sein Motiv, genau zu erfassen. In dieser exponierten Lage wird sich auch Toumaj befinden – als Künstler. Obwohl er gleichsam sein Gegenüber genau erfassen möchte. Es wird interessant sein, ob sich diese Spannung in den live entstehenden Kunstwerken zeigen wird.
Der Wirkung von Lenas Arbeit kann sich niemand aus dem Plenum entziehen. Mit großen Augen umringen alle das Objekt im Arbeitsraum: einen Kiosk. Lena möchte die summaery-Gäste in ihre Welt entführen. Schon seit längerem wollte sie einen Laden für ihre vielen kleinen Produkte machen. Und das Projekt war wie dafür geschaffen! Das Wunderland en miniature sorgt für Glitzern in den Augen aller Anwesenden.
So viel gibt es zu entdecken: ein Wurstscheiben-Memory, dass täuschend echt aussieht und fast zum Reinbeißen einlädt, dazu die passenden Sticker. Ein Hampelmann wartet noch darauf, zusammen gebaut zu werden. Kleine Heftchen und Comics, wie der »Bonzenfalle«, gesellen sich zu Papier-Basecaps. An der Fensterscheibe lehnt eine Uhr: Ein gezeichneter Männerkopf, dessen linkes Auge sich im Sekundentakt dreht. Das rechte zeigt die Minuten an, der Mund die Stunden. Fragt sich nur, ob er bei »Zwölf« lächelt, oder schmollt.
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