Bauhaus-Universität Weimar: Ruinvent - Alter Schlachthof Erfurt

Von der Stadtverwaltung Erfurt wurde spätestens 2014/15 mit einem integrierten Rahmenkonzept „Äußere Oststadt“ über die Zukunft des seit über 30 Jahre brach liegenden alten Schlachthofs Erfurt entschieden, der als so genannter Lost Place geschätzt wird. Nach den vorliegenden Planungen der Stadtverwaltung ist nach vollständigem Abriss aller Gebäude der Neubau von ca. 480 Wohnungen, eines Nahversorgers und einer Schule geplant.

Vier Studierende des Bachlorstudiengangs Architektur haben sich im Rahmen einer selbst formulierten Abschlussarbeit des Gebiets angenommen, die im städtischen Rahmenkonzept vorgesehene Baupraxis (Abriss und Neubau) kritisch hinterfragt, und ein alternativer Entwurf für das Areal entwickelt. Das Gebiet des alten Schlachthofs wurde in vier Nachbarschaften geteilt, die in enger Abstimmung untereinander individuell vertieft bearbeitet wurden. Der Erhalt der vorgefundenen Ruinen, Gebäudereste und topografischen Spuren, die zum größten Teil nicht denkmalgeschützt sind, hatte dabei oberste Priorität. Das von der Stadtverwaltung vorgesehene Nutzungsprogramm wurde um ein Kulturzentrum ergänzt.

Entstanden sind drei Projekte, welche die räumlichen Potentiale der noch auf dem Grundstück vorhandenen baulichen Substanz aufzeigen, und wie die zum Teil sehr ruinösen Strukturen beispielhaft in einem mehrzügigen Schulzentrum, einem für alle offenen Werkstattkomplex zur Aufarbeitung von Bauteilen und -materialien mit großem Bauteilrecycling- Materialllager, und eben einem Kulturzentrum mit Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen nicht nur genutzt werden, sondern die neu entstehenden Nachbarschaften eben auch entscheidend mitprägen können. Gesucht wurden Strategien, die die räumlichen Qualitäten der vorgefundenen Strukturen zwar erfahr- und nutzbar machen, die Entwicklung zumindest in Teilen aber in der Schwebe und für zukünftige Lesarten und Konzepte offen halten.

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