Die bis zu siebzig Meter hohen Silotürme sind industrielle Kulturgüter, markante Funktionsgebäude, die in der ostöstereichischen Landschaft mit dem Kirchturm um die visuelle Vorherrschaft im Ort ringen. Da heute viele der für enorme Lasten ausgelegten Türme leer stehen, lenkt diese Masterthesis die Aufmerksamkeit auf den Gebäudetyp und seine ungenutzten Potentiale.
In Form einer Umnutzung soll dargestellt werden, dass die große Menge an grauer Energie, welche in diesen Gebäuden steckt, genutzt werden kann. Dabei bieten die über Transportschienen gut angebundenen, markanten Silos die Möglichkeit, dichten Wohnraum und gemeinschaftliche Orte in ländliche Räume zu integrieren. Die Silos stehen sinnbildlich für landwirtschaftliche Erzeugung und eignen sich dabei neue Produktionsformen zu beherbergen und zu erproben.
Im Sinne lokaler Stoffströme wird aufgezeigt wie neben der Wohnnutzung auch Nahrungsmittelproduktion, erneuerbare Energieerzeugung als auch Wasserkreisläufe mitgedacht werden können. Ein Ziel ist es, die Struktur des Silos in Raasdorf bei Wien (Baujahr 1962, Gleitschal-Betonbauweise) so weit wie möglich zu erhalten und seine besondere Merkmale in den Entwurf einzubeziehen. Mit dem Prinzip der Addition wird der Wohnraum durch eine äußere Schicht erweitert. Diese Außenhaut funktioniert wie ein Gewächshaus. Die Bewohner:innen erhalten so einen großzügigen privaten „hängenden Garten“, in dem sie mit modernen Hydroponiksystemen ihr eigenes Gemüse anbauen und sich so ein Stück weit selbst versorgen können. Gleichzeitig kann dieser Außenbereich auch als erweiterter, öffenbarer Wohnraum gesehen werden. Dabei fügt die neue Hülle des Gebäudes auf multicodierte Weise der Bestandsstruktur die benötigte Infrastruktur für Wasser-, Energie- und Nahrungsmittelversorgung sowie Verschattung hinzu.
Eine Arbeit von Jonas Musil.
Professur Landschaftsarchitektur und -planung
Prof. Dr.-Ing. Sigrun Langner, Prof. Dr.-Ing. Jürgen Ruth, Dr. phil. Dipl.-Ing. Kirsten Angermann, M.Sc. Jonas Langbein