Spätestens ab 1980 wurden Hausbesetzungen in (West-)Berlin zu einer Bewegung. In ihr formierte sich Opposition zum Staat und zum politischen System, die Kahlschlagsanierungen in West-Berlin, die steigende Wohnungsnot und der verheerende Zustand des Gebäudebestands katalysierten die Besetzungen – die Auseinandersetzungen mit Polizei und Senat wurden zum ›Häuserkampf‹.
Die „Instandbesetzer*innen“, die oft explizit vom Abriss bedrohte oder brachliegende Gebäude in Beschlag nahmen, haben in vielen Fällen die Häuser nicht nur vor dem Abriss gerettet, sondern sie meist in Eigenregie ertüchtigt und saniert. Es bildeten sich ganze Netzwerke zur Selbsthilfe, die sowohl das Know-How als auch die Anschaffung von Baumaterial umfasste. Informiert wurde über selbstgedruckte Magazine („Zines“), etwa die „Instandbesetzerpost“. Nicht wenige ehemals besetzte Häuser sind heute eingetragene Baudenkmale und bleiben damit voraussichtlich langfristig erhalten. Kurz gesagt: Die Hausbesetzungen waren auch Ausdruck einer „Sorge um den Bestand“.
In der Ausstellung werden neun Fallbeispiele von (ehemals) besetzten Häusern aus der Zeit zwischen 1970 und 1999 in Ost- und West-Berlin gezeigt. Die Beiträge beruhen auf Seminararbeiten von Studierenden aus dem Sommersemester 2023. Das Seminar fand innerhalb des einjährigen Forschungsprojekts „Was bleibt? Besetzte Häuser als (im)materielles Erbe und Case Studies für prozesshaftes Entwerfen“ an der Bauhaus-Universität Weimar statt.
Die Häuser als materielle Überlieferungen sind Ausgangspunkt der Untersuchungen, die auch nach dem immateriellen Erbe der Besetzungen fragen. Im Zentrum standen dabei folgende Forschungsfragen: Welche Prozesse und welche (physischen) Spuren der Aneignung durch Besetzung lassen sich in den Häusern beschreiben? Kann Denkmalpflege ein Mittel sein, das Erbe von Hausbesetzungen zu tradieren? Wer sind die Akteur*innen im Diskurs um das Erbe von Besetzungen?
Dr. Ulrike Kuch, Dr. Kirsten Angermann, Franka Fetzer B.Sc.
beteiligte Studierende
Yolanda Albrecht, Inken Ankermann, Anna Babick, Kerstin Baier, Nathalie Berrier, Hans Böhm, Julia Dürkoop, Carolin Fust, Zoe Kesselring, Friederike Müller, Luis Naber, Lena Paffrath, Hanna Steckl, Lea Stein, Leonhard Zumbusch, Linus Baumhove, Lena Beckmann, Simon Doms, Victoria Egle, Anastasia Eppinger, Alisa Fainberg, Stefan Haal, Leonhard Kaiser, Annika Knapp, Olivier Mayette, Leon Mones, Gerrit Müller-Scheeßel, Emilia Natalis, Viktoria Renz, Nico Schmitt, Benjamin Schumacher, Andreas Stanzel
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