Über das Projekt
Wer in der DDR Strickwaren trug, hatte mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Stück Apolda an sich. Die blühende Textilindustrie ernährte und prägte die Stadt viele Jahrzehnte bis Jahrhunderte. Während Apolda und Umgebung noch vor 35 Jahren von kleineren und größeren Textilunternehmen übersät war, sind die Strickbetriebe heute nur noch an einer Hand abzählbar. Mit dem Wissen um die industrielle Strickherstellung stirbt auch ein Stück Kulturgeschichte und ein wichtiger wirtschaftlicher Antrieb einer Stadt.
Im Projektmodul „cast on knitting culture“ thematisieren wir das textile Erbe der Stadt. Als progressive FLINTA*-Gruppe fallen uns die Begegnungen mit dem für uns eher ungewohnten sozialen Raum in Apolda nicht immer leicht. Jedoch lebt die Auseinandersetzung von guten und dankbaren Begegnungen mit Menschen, die für ihren Ort einstehen. Menschen, die Lust haben, etwas zu bewegen und die offen sind für Veränderungen.
In Zusammenarbeit mit dem Strickunternehmen Anke Hammer StrickArt in Bad Sulza produzierten wir sechs großformatige Strickbanner. Diese verweisen auf das kulturelle Erbe der Stadt Apolda und den gegenwärtigen Produktions- und Arbeitsbedingungen der Textilindustrie. Nach der summaery wandern die Arbeiten nach Apolda, wo sie das Bahnhofsgebäude der Stadt bekleiden werden. Sie ermöglichen Reisenden und Wartenden mehr über die Stadt zu erfahren, machen Lust Apolda kennenzulernen und können vielleicht sogar Vorurteile abbauen.
Dieses Projekt ist ein Aufruf zum Mitstricken, zum Mitgestalten. Let's knit for visibility!
Das Stricken an die große Glocke hängen
Apolda ist als Glockenstadt bekannt. Über Jahrhunderte hinweg wurden hier bedeutende Glocken, wie etwa die Petersglocke des Kölner Doms, gegossen. Ein zweiter wichtiger Haupterwerbszweig der Stadt war die Strickherstellung. Wer in der DDR Strickwaren trug, hatte mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Stück Apolda an sich.
Das GlockenStadtMuseum Apolda bewahrt die Erfolgsgeheimnisse und Schätze der Stadt auf. Ein Teil der Exponate, wie historische Strickmuster, werden derzeit im Eiermannbau ausgestellt. Dieser liegt 700 m vom Bahnhof entfernt. Sie haben Lust auf einen Vorgeschmack? Scannen Sie den QR-Code und lauschen Sie den Geschichten der Stadt.
Autorinnen
Oriana Osterkorn
Regine Beßler
Amelia Reißenweber
Arbeit|Bedingung
Zwei Gebäude ragen empor. Das Haus der Heimarbeit, Apolda 1913: Es ist viertel vor zwölf. Bis zu 16 Stunden Arbeit am Tag. Fünf Personen, ein Kind an der Arbeit. Die doppelte Rolle der Frau durch Care- und Erwerbsarbeit bringt die Industrie ins Rollen.
Vergangenheit und Gegenwart verwoben – in ihren Händen die Fäden. Das Hochhaus wackelt, Kleidungsstücke entstehen wie am Fließband. Hinter dieser Masse blitzen Menschen hervor. Unzumutbare Arbeitsbedingungen sind Realität, zeitlich-global verschoben. Wie kann unser Konsum nicht auf Kosten derer gehen, die in der Industrie ausgebeutet werden? Wie können wir Arbeit|Bedingung neu verstricken?
> Mehr Informationen findet Ihr im Podcast
Autor*innen
Luisa Bringmann
Lea Bredenbals
Lu Reynolds
GDRbeiterinnen
Marken wie Trabant, RFT, IFA oder die Leipziger Messe sind im Gedächtnis vieler Menschen präsent und stehen für Innovation der DDR. Ein oft vergessener Teil der Geschichte zeigt sich in Apolda, wo die Textilindustrie eine tragende Säule der Wirtschaft war. Die Mode in der DDR orientierte sich oft an westlichen Vorbildern. Pogo tanzend bewegt sich eine Arbeiterin durch eben solche Modetrends. Dabei inszeniert sie die Entwicklung ihrer zunehmenden gesellschaftlichen Unabhängigkeit.
Autorinnen
Luca Grün
Leandra Maretzky
„Karlis blaues Herdentier wird von einer Bowlingkugel gestochen und brettert mit Angie auf dem Schlitten über die Motocross-Strecke Richtung Faschingsverein.“
Findest du die Antworten im Banner?
- Welche blau gefärbten Herdentiere stürmten die Landesgartenschau 2017?
- Welche Nummer trägt die Motocross-Legende Ken Roczen?
- Wie oft fiel ein Apoldaer durch seine Fahrprüfung?
- Welche Politikerin besuchte 2014 Apolda?
- Welcher winterliche Kinderhotspot musste der Dreifeldsporthalle weichen?
- Welche Modeikone eröffnete 2005 eine Ausstellung im Apoldaer Kunsthaus?
- Wie heißt die Apoldaer Lehrkraft, die 2022 mit dem Deutschen Lehrkräftepreis ausgezeichnet wurde?
- Welchen Beruf mit Insekten übte Max Reschke als jüngster in Thüringen aus? Er begann diese Tätigkeit mit 14 Jahren.
- Welche Indoor-Sportanlage wurde in Apolda zur Diskothek umfunktioniert?
- Wie heißt der Faschingsverein, bei dem Menschen Napoleon-Hüte tragen?
- „Bier, Wurst und Wolle, …“ – diese Redewendung und all diese Fakten kommen aus …?
Quizauflösung
- Schafe
- 94
- 13 mal
- Angela Merkel
- Schlittenhang
- Karl Lagerfeld
- Maria-Magdalena Lessat
- Imker
- Bowlingbahn
- FaschingsFreunde Gramont e.V.
- Apolle
Autorinnen
Vivien Barthel
Maria Saveliev
Der Welt zum Trotz
„Hä, wieso strickt Ihr denn Plakate, könnt Ihr die nicht einfach drucken?" war eine Frage, die uns immer wieder gestellt wurde.
Klar könnten wir, doch Stricken ist für uns eine Protestform. Schon im 18. Jahrhundert, haben FLINTA*-Personen dadurch auf sich aufmerksam gemacht. Auch im Ersten und Zweiten Weltkrieg strickten Frauen* aus politischem Protest. Und jetzt? Jetzt Stricken wir weiter — Der Welt zum Trotz.
Autorinnen
Joy Enzmann
Nora von Zahn
Wachsen und Wirken
„Auf dem Weg zur Wohlfühlstadt“ – so lautet das Stadtleitbild von Apolda. Dabei zeigt sich Apolda als Ort des kreativen Handwerks und gemeinschaftlichen Austauschs. Ein Beispiel dafür ist der alle zwei Jahre stattfindende Apolda European Design Award, der im Sommer mit einer Modenshow abschließt. Hierbei setzen Studierende des Modedesigns aus ganz Europa ihre Entwürfe mit lokalen Mode-Boutiquen und Strickateliers um und entwickeln vor Ort weitere Ideen. Die Muster im Hintergrund des Strickbanners basieren auf den textilen Arbeiten der Teilnehmenden aus dem Jahr 2023.
Welche weiteren kulturellen und historischen Aspekte sind im Kern der Stadt ebenfalls verwurzelt? Wie kann Apolda weiterwachsen und aufblühen, während Vielfalt und Verschiedenheit respektiert und gefördert werden?
Autorinnen
Charlotte Rein
Sandra Waldforst