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Fast jeder weiß, dass die Staatssicherheit der ehemaligen DDR ihre Mitarbeiter und Vorgänge mit Decknamen verschlüsselt hat. In den Aktenbergen verborgen blieb bisher der abstruse Kosmos, der sich aus diesen Namen ergibt. Denn auch in Thüringen gehörten längst nicht alle zur Kategorie „Müller, Meier, Schulze“. Hunderte haben sich etwas fantasievoller benannt – mit Märchenfiguren, harmlosen Blumennamen oder Berufsbezeichnungen. In diesem Decknamenatlas, basierend auf den Unterlagen der Bezirksverwaltung Erfurt, werden sie erstmals in eine Ordnung gebracht, in eine Taxonomie der Titel. Was den Einzelnen dazu bewog, sich einen bestimmten Namen zuzulegen, kann nicht aufgezeigt werden. Doch sie visualisiert das stereotype Menschenbild der Staatssicherheit, die scheinbare Banalität ihrer Arbeit, den Horizont und das Selbstbild ihrer Mitarbeiter. Der Decknamenatlas ist eine künstlerische Reflexion, ohne objektiv sein zu wollen. Aus den entstandenen Bildern darf jeder die eigenen Schlüsse ziehen. | Fast jeder weiß, dass die Staatssicherheit der ehemaligen DDR ihre Mitarbeiter und Vorgänge mit Decknamen verschlüsselt hat. In den Aktenbergen verborgen blieb bisher der abstruse Kosmos, der sich aus diesen Namen ergibt. Denn auch in Thüringen gehörten längst nicht alle zur Kategorie „Müller, Meier, Schulze“. Hunderte haben sich etwas fantasievoller benannt – mit Märchenfiguren, harmlosen Blumennamen oder Berufsbezeichnungen. In diesem Decknamenatlas, basierend auf den Unterlagen der Bezirksverwaltung Erfurt, werden sie erstmals in eine Ordnung gebracht, in eine Taxonomie der Titel. Was den Einzelnen dazu bewog, sich einen bestimmten Namen zuzulegen, kann nicht aufgezeigt werden. Doch sie visualisiert das stereotype Menschenbild der Staatssicherheit, die scheinbare Banalität ihrer Arbeit, den Horizont und das Selbstbild ihrer Mitarbeiter. Der Decknamenatlas ist eine künstlerische Reflexion, ohne objektiv sein zu wollen. Aus den entstandenen Bildern darf jeder die eigenen Schlüsse ziehen. |
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