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- Transformationen der Kunst, Eine Archäologie des Ästhetischen, Dieter Mersch |
Revision as of 20:14, 13 April 2014
Flanieren
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Letztens war ich auf dem Friedhof. Ich bin ihn ganz, von vorn bis hinten, entlangspaziert.
Wenn die Menschen an einem Grab stehen, dann, so erschien es mir, weniger zum Zwecke der Trauer als sich um den Grabesschmuck zu kümmern oder sich über dessen Gestaltung auszutauschen.
Zunächst ist mir dieser Gedanke wichtig: Über den Toten wacht die Natur, gedeiht etwas Neues usw.; jedoch wortwörtlich im Rahmen der Möglichkeiten. Jede Woche kommt und geht der/die Trauernde zur Grabpflege. Es sind die wildesten Pflanzen, die gewagtesten Blumenfarben zu entdecken - immer schön getrimmt. Bis die Natur in diesem Fall die Möglichkeit hat sich frei zu entfalten, braucht es etwas wie das komplette Aussterben einer Familie, eines Namens, einer Generation oder auch einfach das Vergessen und das Egal-Sein. Dann wird niemand mehr zur Grabmalpflege kommen, die Natur kann wuchern. Des Menschens aktives Einwirken hat deren Erholung bewirkt. Entgrenztheit.
Ein ähnlicher Vorgang lässt sich in verlassenen Tagebaugebieten beobachten. Der Mensch geht aus Gründen der Rohstoffknappheit, er muss weiterziehen. Sein aktives Einwirken in die Natur hat deren Erschöpfung bewirkt. Seine Passivität verursacht deren Entgrenzung.
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"Und ist es köstlich gewesen, so ist es Mühe und Arbeit gewesen. (Psalm 90)
Oben Bilder, mit meiner Handykamera gemacht, von zwei Grabmalen. Das Eine feiert die Arbeit oder vielmehr das Bild vom hart Arbeitenden, der nach Hause kommt, stundenlang geackert hat, nichts im Magen und nun isst. Unabhängig vom Geschmack des Essens selbst steht fest, dass es schmecken wird, weil die Arbeit getan ist. Dem gegenüber, nicht lokal gesehen wohlgemerkt, steht ein Mann, sitzend, einen Hammer schlaff in der Hand haltend. Ich gehe weiter, Gropius' "Denkmal der Märzgefallenen" kommt in Sichtweite. Schichten um Schichten von Arbeiterkörpern unter der Erde liegend, deren Wut, die der anderen ist und die vereinte Arbeiterschaft...jajaja! Also etwas dazwischen. Zwischen Trauer und Freude über die Arbeit oder deren Lohn allein. Über das Haben-Bekommen-Verhältnis.
Ideen
Mehrere. Eine: Nachstellen des menschlichen Blinzelns. Es ginge mir dabei vor allen Dingen um diese Unschärfe und deren Verzerrungen.
Andere: Mit einem Quadrocopter (ohnen einen zu besitzen) über ein Tagebaugebiet fliegen, einen noch laufenden Tagebau aufsuchen, darüber fliegen, einen Essayfilm machen. Werner Herzogs "Lektionen in Finsternis" geht mir nicht mehr aus dem Kopf.
Referenzen
Im Moment nur:
- Einführung in die kritische Theorie, Christoph Türcke/Gerhard Bolte - Transformationen der Kunst, Eine Archäologie des Ästhetischen, Dieter Mersch