GMU:On Psychogeography and Architecture/Projektideen/Tina: Difference between revisions
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==Ein Portrait der Ettersburger Straße 74 in Weimar== | |||
===Projekt-Summary=== | |||
''Im Rahmen des Seminars „PSYCHOGEOGRAPHY AND ARCHITECTURE“ haben wir versucht, die Kulturstadt Weimar bestmöglich durch verschiedene Sichtweisen zu erkunden. Am Ende des Kurses soll jeder Teilnehmer eine künstlerische Arbeit präsentieren, die in einer A5-Broschüre abgedruckt werden kann. Bei meinem Projekt handelt es sich um einen Text, der sich mit dem Obdachlosenheim in der Ettersburger Strasse 74 beschäftigt. Anhand einer Mental Map, gezeichnet von dem leitenden Mitarbeiter Tonio Manser, ist zudem die Lage des Obdachlosenheims in Weimar skizziert." | |||
=== Motivation und Ziel des Projekts=== | |||
''Denkt man bei dem Begriff "Kulturstadt" nicht nur an das breite kulturelle Angebot, sondern auch daran, dass eine Stadt, wie ein Land, eine eigene Kultur besitzen kann, könnte man sagen, dass sämtliche Bewohner und deren Gebräuche und Sitten, die Gebäude der Stadt, die Sprache der Menschen sowie kulinarische Gewohnheiten, Faktoren darstellen, die Einfluss auf das tägliche Leben haben und die Seele einer Stadt darstellen. Dass die Personengruppe der Obdachlosen auch zum Stadtbild gehört, ist selbstverständlich, doch häufig vernachlässigt. Das Projekt stellt einen Versuch dar, das Obdachlosenheim in der Stadtwahrnehmung Weimars zu portraitieren. '' | |||
====Motivation==== | |||
'' Vom Künstler Krysztof Wodiczko inspiriert, war es auch mein Anliegen, ein sozial-politisches Thema mit meiner Arbeit anzusprechen. Außerdem war es mir wichtig, ein Objekt außerhalb des üblichen Einzugsgebiets zu bearbeiten.'' | |||
====Ziel==== | |||
''Die Ziele des Projektes lassen sich zu folgenden vier Hauptzielen zusammenfassen:'' | |||
* Vernachlässigte Bedeutung der Obdachlosen in Stadtwahrnehmung hervorheben | |||
* Lokalisierungsversuch des Obdachlosenheim | |||
* Einrichtung und Tätigkeit der Angestellten honorieren | |||
* Gewissen Grad an Aufmerksamkeit erregen | |||
* Vielleicht bei dem einen oder anderen etwas Neugierde entwickeln und das Obdachlosenheim besuchen'' | |||
===Ablauf und Probleme=== | |||
====Ablauf==== | |||
''Das Projekt verlief in drei Phasen. Es gab eine kurze Vorbereitungsphase, in der ein Termin im Obdachlosenheim vereinbart wurde und ein grobes Konzept zur Idee erarbeitet wurde. Es gab die Realisierungsphase, in der das Obdachlosenheim besucht wurde und der Text verfasst wurde. In der Nachbereitungsphase wurde der Text gestaltet und modifiziert.'' | |||
'''''Vorbereitungsphase''''' | |||
* 01.-15.12.2012: Konzeptionelle Phase und Terminvereinbarung | |||
'''''Realisierungsphase''''' | |||
* 17.12.2012: Gespräch mit Tonio über Haus und Menschen | |||
* 17.12.2012: Haus und Wohnung besichtigen | |||
* 17.12.2012: Text verfassen | |||
* 09.01.2013: Erstellen der Mental Map und Nachgespräch mit Tonio | |||
'''''Nachbereitungsphase''''' | |||
* 14./21.01.2013: Gestaltung und Lektorat | |||
* ab sofort: Druck | |||
====Probleme==== | |||
''Eine Herausforderung bei der Projekterstellung war es, die Erlebnisse und Eindrücke die während der Besichtigung in dem Obdachlosenheim und der Wohnung wahrgenommen wurden, in einer reinen textlichen Form zum Ausdruck zu bringen, ohne dass sie grafisch durch Fotografien gestützt wurden. Zwar lag es alleinig in meiner Entscheidung, ohne grafische Unterstützung zu arbeiten, ich verzichtete dennoch auf Fotografien in der Broschüre, damit sich der Leser unvoreingenommen sein eigenes Bild von der Ettersburger Strasse 74 machen konnte und vielleicht das Obdachlosenheim besucht, im Sommer Blumen pflückt auf dem Feld vor dem Obdachlosenheim und sich an den Text erinnert. Zudem war es mir sehr wichtig, nicht die Persönlichkeiten der Bewohner, sondern das Haus und die Einrichtung zu portraitieren. Dabei war es essentiell, genügend Aspekte des Hauses, der Lage und Wohnungseinrichtung sinnvoll zu integrieren. Zu den persönlichen Problemen, die während des Projektes auftraten, zählen die vielen Unsicherheiten, die sich in dem ungewohntem Umfeld bemerkbar gemacht haben und einschüchternd wirkten.'' | |||
===Resultat=== | |||
''Das Ergebnis des Projektes ist ein fünfseitiger Text in der Kursbroschüre und die Mental Map des Mitarbeiters Tonio. Hier einige Zitate aus dem Text:'' | |||
...An der Fasse steht überdimensional groß „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, das etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht“ geschrieben.... | |||
....Tonio, ein Mann mit bemerkenswert sanften Gesichtszügen und einem authentischen Lächeln nimmt mir meine Aufregung. Dennoch, ich zittere. | |||
Im Hausflur muss ich würgen. Es stinkt nach Urin, Zigaretten, Alkohol und sonstigen menschlichen Auslagerungen, obwohl der letzte Anstrich noch gar nicht so lange her ist.... | |||
Statt Salzstangen oder Nüssen, bietet Schelle ihren Gästen Zigarillos an, die verlockend in einem Glas auf dem Couchtisch stehen...... | |||
[[File:Mental Map von Tonio.jpg| | [[File:Mental Map von Tonio.jpg|thumb|Mental Map von Tonio|300px]] | ||
''Die Mental Map, wurde von dem leitenden Mitarbeiter Tonio Manser gezeichnet. Die Aufgabe bestand darin, die Lage der Ettersburger Straße 74 im Stadtraum Weimar aus dem Gedächtnis zu zeichnen sowie die für ihn wichtigen Orte und Gebäude einzuzeichnen. Das Obdachlosenheim kürzt er mit OLH ab und befindet sich im oberen drittel der Karte. In unmittelbarer Nähe des OLH befinden sich der Kiosk und das Bistro, wo viele Bewohner ihren täglichen Einkauf erledigen, sowie eine Kantine, in der die Mitarbeiter des OLH oft einkehren. In der Schwansee Straße 17 werden Anträge der Bewohner bei der Stadtverwaltung bearbeitet. Nahe der katholischen Kirche und dem Zuhause von Tonio befindet sich die Praxis von Dr. Schreiber, der sich bereit erklärt, ärztliche Untersuchungen für die Bewohner durchzuführen.'' | |||
===Zur Person=== | |||
''Tina Keitzl zog nach ihrem Bachelorstudium in Business aus dem heimatlichen Berlin in das gemütlich- kompakte Weimar. Dort absolviert sie seit Oktober 2011 ihren Master in Medienmanagement. Nach einer kurzen Adaptionsphase ist das Großstadtmädchen in Weimar angekommen und findet Berlin von Zeit zu Zeit schon fast etwas anstrengend. Während eines Praktikums in Mexiko nimmt sie sich nun die Zeit, darüber klar zu werden, wie sie mit ihren betriebswirtschaftlichen Kenntnissen und ihrem großen Herzen beruflich die Welt ein Stück verbessern kann. |
Latest revision as of 23:36, 9 February 2013
<<Mein Büdchen ist in Ordnung>>
Ein Portrait der Ettersburger Straße 74 in Weimar
Projekt-Summary
Im Rahmen des Seminars „PSYCHOGEOGRAPHY AND ARCHITECTURE“ haben wir versucht, die Kulturstadt Weimar bestmöglich durch verschiedene Sichtweisen zu erkunden. Am Ende des Kurses soll jeder Teilnehmer eine künstlerische Arbeit präsentieren, die in einer A5-Broschüre abgedruckt werden kann. Bei meinem Projekt handelt es sich um einen Text, der sich mit dem Obdachlosenheim in der Ettersburger Strasse 74 beschäftigt. Anhand einer Mental Map, gezeichnet von dem leitenden Mitarbeiter Tonio Manser, ist zudem die Lage des Obdachlosenheims in Weimar skizziert."
Motivation und Ziel des Projekts
Denkt man bei dem Begriff "Kulturstadt" nicht nur an das breite kulturelle Angebot, sondern auch daran, dass eine Stadt, wie ein Land, eine eigene Kultur besitzen kann, könnte man sagen, dass sämtliche Bewohner und deren Gebräuche und Sitten, die Gebäude der Stadt, die Sprache der Menschen sowie kulinarische Gewohnheiten, Faktoren darstellen, die Einfluss auf das tägliche Leben haben und die Seele einer Stadt darstellen. Dass die Personengruppe der Obdachlosen auch zum Stadtbild gehört, ist selbstverständlich, doch häufig vernachlässigt. Das Projekt stellt einen Versuch dar, das Obdachlosenheim in der Stadtwahrnehmung Weimars zu portraitieren.
Motivation
Vom Künstler Krysztof Wodiczko inspiriert, war es auch mein Anliegen, ein sozial-politisches Thema mit meiner Arbeit anzusprechen. Außerdem war es mir wichtig, ein Objekt außerhalb des üblichen Einzugsgebiets zu bearbeiten.
Ziel
Die Ziele des Projektes lassen sich zu folgenden vier Hauptzielen zusammenfassen:
- Vernachlässigte Bedeutung der Obdachlosen in Stadtwahrnehmung hervorheben
- Lokalisierungsversuch des Obdachlosenheim
- Einrichtung und Tätigkeit der Angestellten honorieren
- Gewissen Grad an Aufmerksamkeit erregen
- Vielleicht bei dem einen oder anderen etwas Neugierde entwickeln und das Obdachlosenheim besuchen
Ablauf und Probleme
Ablauf
Das Projekt verlief in drei Phasen. Es gab eine kurze Vorbereitungsphase, in der ein Termin im Obdachlosenheim vereinbart wurde und ein grobes Konzept zur Idee erarbeitet wurde. Es gab die Realisierungsphase, in der das Obdachlosenheim besucht wurde und der Text verfasst wurde. In der Nachbereitungsphase wurde der Text gestaltet und modifiziert.
Vorbereitungsphase
- 01.-15.12.2012: Konzeptionelle Phase und Terminvereinbarung
Realisierungsphase
- 17.12.2012: Gespräch mit Tonio über Haus und Menschen
- 17.12.2012: Haus und Wohnung besichtigen
- 17.12.2012: Text verfassen
- 09.01.2013: Erstellen der Mental Map und Nachgespräch mit Tonio
Nachbereitungsphase
- 14./21.01.2013: Gestaltung und Lektorat
- ab sofort: Druck
Probleme
Eine Herausforderung bei der Projekterstellung war es, die Erlebnisse und Eindrücke die während der Besichtigung in dem Obdachlosenheim und der Wohnung wahrgenommen wurden, in einer reinen textlichen Form zum Ausdruck zu bringen, ohne dass sie grafisch durch Fotografien gestützt wurden. Zwar lag es alleinig in meiner Entscheidung, ohne grafische Unterstützung zu arbeiten, ich verzichtete dennoch auf Fotografien in der Broschüre, damit sich der Leser unvoreingenommen sein eigenes Bild von der Ettersburger Strasse 74 machen konnte und vielleicht das Obdachlosenheim besucht, im Sommer Blumen pflückt auf dem Feld vor dem Obdachlosenheim und sich an den Text erinnert. Zudem war es mir sehr wichtig, nicht die Persönlichkeiten der Bewohner, sondern das Haus und die Einrichtung zu portraitieren. Dabei war es essentiell, genügend Aspekte des Hauses, der Lage und Wohnungseinrichtung sinnvoll zu integrieren. Zu den persönlichen Problemen, die während des Projektes auftraten, zählen die vielen Unsicherheiten, die sich in dem ungewohntem Umfeld bemerkbar gemacht haben und einschüchternd wirkten.
Resultat
Das Ergebnis des Projektes ist ein fünfseitiger Text in der Kursbroschüre und die Mental Map des Mitarbeiters Tonio. Hier einige Zitate aus dem Text:
...An der Fasse steht überdimensional groß „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, das etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht“ geschrieben....
....Tonio, ein Mann mit bemerkenswert sanften Gesichtszügen und einem authentischen Lächeln nimmt mir meine Aufregung. Dennoch, ich zittere.
Im Hausflur muss ich würgen. Es stinkt nach Urin, Zigaretten, Alkohol und sonstigen menschlichen Auslagerungen, obwohl der letzte Anstrich noch gar nicht so lange her ist....
Statt Salzstangen oder Nüssen, bietet Schelle ihren Gästen Zigarillos an, die verlockend in einem Glas auf dem Couchtisch stehen......
Die Mental Map, wurde von dem leitenden Mitarbeiter Tonio Manser gezeichnet. Die Aufgabe bestand darin, die Lage der Ettersburger Straße 74 im Stadtraum Weimar aus dem Gedächtnis zu zeichnen sowie die für ihn wichtigen Orte und Gebäude einzuzeichnen. Das Obdachlosenheim kürzt er mit OLH ab und befindet sich im oberen drittel der Karte. In unmittelbarer Nähe des OLH befinden sich der Kiosk und das Bistro, wo viele Bewohner ihren täglichen Einkauf erledigen, sowie eine Kantine, in der die Mitarbeiter des OLH oft einkehren. In der Schwansee Straße 17 werden Anträge der Bewohner bei der Stadtverwaltung bearbeitet. Nahe der katholischen Kirche und dem Zuhause von Tonio befindet sich die Praxis von Dr. Schreiber, der sich bereit erklärt, ärztliche Untersuchungen für die Bewohner durchzuführen.
Zur Person
Tina Keitzl zog nach ihrem Bachelorstudium in Business aus dem heimatlichen Berlin in das gemütlich- kompakte Weimar. Dort absolviert sie seit Oktober 2011 ihren Master in Medienmanagement. Nach einer kurzen Adaptionsphase ist das Großstadtmädchen in Weimar angekommen und findet Berlin von Zeit zu Zeit schon fast etwas anstrengend. Während eines Praktikums in Mexiko nimmt sie sich nun die Zeit, darüber klar zu werden, wie sie mit ihren betriebswirtschaftlichen Kenntnissen und ihrem großen Herzen beruflich die Welt ein Stück verbessern kann.