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In seinem Roman "Fahrenheit 451" (1953) beschreibt Ray Bradbury eine dystopische Welt in der die Bevölkerung mithilfe banaler Unterhaltungsmedien von den politisch und gesellschaftlich wichtigen Ereignissen (beispielsweise von Kriegen) abgelenkt wird. Unter Anderem dienen zu diesem Zweck die sogenannten Videoleinwände, welche, auch als Statussymbol, die heimischen vier Wände Stück für Stück ersetzen um den Bürger permanent mit simpler, sinnfreier Television zu attackieren um ihn „beschäftigt“ zu halten. Die virtuelle Welt suggeriert das soziale Umfeld, unterdrückt das Denken und unterwirft die Menschen in eine Art von psychische Abhängigkeit, welche eine breite Spanne von Geisteskrankheit zu Folge hat: von simpler Schlafstörung bis hin zum regelmäßigen Suizidversuch. | In seinem Roman "Fahrenheit 451" (1953) beschreibt Ray Bradbury eine dystopische Welt in der die Bevölkerung mithilfe banaler Unterhaltungsmedien von den politisch und gesellschaftlich wichtigen Ereignissen (beispielsweise von Kriegen) abgelenkt wird. Unter Anderem dienen zu diesem Zweck die sogenannten Videoleinwände, welche, auch als Statussymbol, die heimischen vier Wände Stück für Stück ersetzen um den Bürger permanent mit simpler, sinnfreier Television zu attackieren um ihn „beschäftigt“ zu halten. Die virtuelle Welt suggeriert das soziale Umfeld, unterdrückt das Denken und unterwirft die Menschen in eine Art von psychische Abhängigkeit, welche eine breite Spanne von Geisteskrankheit zu Folge hat: von simpler Schlafstörung bis hin zum regelmäßigen Suizidversuch. | ||
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Bradbury´s Roman inspirierte mich dazu, anhand eines Textauszuges eine Kulisse in den Koffer zu bauen, welche das Dispositiv des Protagonisten Montag nachempfindet: eine scheinbar winzige Figur in Lethargie gefesselt und isoliert - vor der gigantischen Bildwand. | Bradbury´s Roman inspirierte mich dazu, anhand eines Textauszuges eine Kulisse in den Koffer zu bauen, welche das Dispositiv des Protagonisten Montag nachempfindet: eine scheinbar winzige Figur in Lethargie gefesselt und isoliert - vor der gigantischen Bildwand. |
Revision as of 03:42, 9 September 2011
microMuseum
Entwürfe
Stefanie Hofmann – Meine Kindheit
Die Dinge aus der Kindheit haben meist keinen materiellen, aber einen um so größeren persönlichen Wert. Doch ehe man sich versieht, landen sie im Müll und somit auch in Vergessenheit. Was bleibt ist nur die Erinnerung. In diesem Koffer werden genau solche Dinge im Museumskontext ausgestellt.
Inhalt: Buch ("Mein Bastelfreund"); Tamagotchi; Strickliesel; Diddl Plüschfigut; Sammelfiguren Pumuckel, Ü-Ei, Schlumpf; Dinge aus dem Kaufmannsladen; Püppchen und Liebesperlen
Cindy Leuther – Familiensammlungen
Wie stellt man eine Familie in einem Koffer dar? Was macht die jeweiligen Personen aus, oder was zeigt einem Seiten von den lieben Verwandten, die einem bis jetzt verborgen blieben?
Ich habe die Interessen meiner weiblichen Vorfahren mal genauer unter die Lupe genommen und dabei festgestellt, dass viele von ihnen kleine Dinge gesammelt haben, die ihr Heim ein wenig lebendiger gestalten sollten.
Ob nun meine Großmutter die für ihr Leben gern Elfeanten gesammelt hat, nachdem ihre Tochter ihr aus dem Urlaub einen mitbrachte oder deren Uroma, die eine beachtliche Vasensammlung hatte. Viele Stücke schmücken noch heute das Haus meiner Oma und jeweils eines aus jeder Sammlung nun diesen Koffer.
Unter den jeweiligen Ausstellungsstücken findet man ein Bild der Sammlerin und eine Erklärung bzw. eine Beschreibung der Dinge die ihre Sammlung ausmachen. Im oberen Teil findet man weitere Fotos der Familie, auch die für die Beschreibung verwendeten und zusätzlich noch einen Familienstammbaum den der Vater meines Uropas eigenhändig geschrieben hat.
Lydia Sophie Rakutt - Es werde Licht und Licht und Lichter!
Das Licht, woher kommt es, was ist es und wo ist es dunkel.
erfinde, erforsche und sehe... Sterne.
Astrophysikersternsinger.
Museen, in denen man entdecken kann, ausprobieren
mit Witz und Charme und Information.
drücken, sehen, staunen, wissen, inspirierend
poetisch drübernachdenken und weiter denken
sei SAMMLER -sammle Glühbirnen+lichte Worte
sei GOTT -drücke das Licht an!
sei FORSCHER -Informationsheft.
schwarz, weil man im Dunkeln am besten sieht, wo das Licht ist.
bunt, ist das Licht nicht bunt gemischt?
und Gott sprach es werde Licht
und der Mensch erfand das Feuer,
sowie die Öl und Bogenlampen, die Glühbirnen
und die schlussendliche Elektrizität.
was kommt als nächstes? VISIONEN?
es geht weiter oder dir geht ein Licht auf,
bevor man dir das Licht ausknipst.
ist Licht das, was wir sehen oder fühlen?
Blendung, Wärme, Geborgenheit, Sicherheit, Angst, Spiegelung?
Einerlei, Lichtelei, Spiegelei.
Juliane Burkhardt – Das Koffermuseum im Koffer
Verschiedene Leben, verschiedene Orte, verschiedene Menschen, verschiedene Erlebnisse, verschiedene Inhalte.
Verschiedene Koffer.
[mit Audioband]
Anja Bauer – Ein Koffer voller Träume
Ein Museum ist ein Ort an dem eine Sammlung von Dingen ausgestellt wird die besonders sind oder nicht in Vergessenheit geraten sollen.
Ich habe Lebensträume gesammelt.
In diesem Koffer befinden sich über 100 Lebensträume von ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten, von jung bis alt. Unter ihnen sind auch alte und vergangene Träume welche zerknüllt oder zerissen sind. Es geht darum die Träume als Zeichen der Zeit zu sehen. Durch das niederschreiben sollen sie nicht in Vergessenheit geraten.
Es sind Träume des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend.
Ich habe sie auf weißen quadratischen Notizzetteln mit unterschiedlich Farben aufschreiben lassen und diese unsortiert in den Koffer getan um keine Chronologie zu erzeugen.
In den Koffer habe ich eine kleine durchsichtige Box mit unbeschrieben Notizzettel und daneben farbige Stifte gelegt. Dadurch ist dieser Koffer erweiterbar und Besucher können ihre persönlichen Lebensträume zu Papier bringen und diese den anderen Träumen im Koffer beifügen.
Denn oftmals lassen wir unsere Träume durch das Leben verdrängen oder sie geraten in Vergessenheit.
Roman Adler – Super Mario Museum
Kein, heute noch aktiver, Videospielcharakter kann auf eine so lange (Erfolgs-)Geschichte zurückschauen. Super Mario! Grund genug ein Museum für diesen Superhelden allererster Güte zu errichten. Und zwar in meinem Koffer...
Die Wände wurden dem ersten Level des ersten Super Mario Bros. von 1985 nachempfunden. Inklusive Underworld.
Für die Ausstellung wurden die Cover, aller erschienen Spiele, in denen Super Mario einen Auftritt als Haupt- oder Nebendarsteller hatte zusammengetragen. Geordnet nach Erscheinungsjahr und Konsole (von 1981 - NES - Donkey Kong bis 2010 - Wii - Super Mario Galaxy 2).
Außerdem das epochale Kunstwerk "The Evolution Of Mario". Eine Adaption der darwinschen Evolutionstheorie.
Eine große Freude ist es mir natürlich, die, in Lebensgröße dargestellten, Power-Up-Pilze, zu präsentieren. Die da wären: Der Mega-Pilz, der 1-Up-Pilz, der Super-Pilz und der Mini-Pilz.
Ich wünsche viel Spass und gute Unterhaltung im:
Super Mario microMuseum !!!
Victoria Beck – Das Backpacker-Pack
„Der Backpacker ist ein junger Mensch, der mit sehr wenig Geld eine lange Reise in ferne Weltgegenden plant. Wie mehrere tausend andere Backpacker möchte er es so unvergleichlich haben wie möglich, denn der Rucksacktourist ist ein Abenteurer und Weltentdecker. Mehrere Monate flieht er aus seiner materialistisch geprägten Welt, in die er hineingeboren ist, denn meistens gehört er der westlichen Bildungselite an. Er möchte sich befreien aus seinem Alltag, eins werden mit der Fremde, an existenzielle Grenzen stoßen, sich selber spüren.
Er erhebt er sich arrogant über die anderen Touristen, die er zur stumpfsinnigen Masse homogenisiert...All-inclusive- Touristen, die auch in der Ferne die Unfreiheit wählen. Der Rucksacktourist sagt, sie täten ihm leid, diese Leute, sie würden die Welt nie verstehen, weil sie nur Souvenirs von Einheimischen kaufen und sich dabei übers Ohr hauen lassen oder Sehenswürdigkeiten fotografieren, zu denen sie ein Bus karrt. Er hasst sie, da sie ihm die Geheimnisse der Welt weggucken wollen. Die findet der Weltentdecker im Reiseführer Lonely Planet und bewegt sich auf ausgelatschten Pfaden.
Den Backpacker stört es sehr, dass andere Touristen sich an den Sehenswürdigkeiten die Füße platttreten, die auch im Lonely Planet stehen.....Drum besucht er sie morgens um vier wegen der ganz besonderen Stimmung, die die Touristen, die da noch in ihren klimatisierten Hotels schlafen, so nie erleben werden.
Weil er nicht viel Geld ausgeben will – sonst muss er wieder nach Hause – trägt er seinen Rucksack, in den nur wenige Habseligkeiten passen. Von Einheimischen lässt sich der Backpacker dann zum Essen einladen und freut sich, dass die Menschen umso offener und gastfreundlicher sind, je weniger sie besitzen. Dann schenkt er einem der Kinder noch ein leeres glitzerndes Plastikfeuerzeug und schlendert zu seiner Bambushütte am Strand. Die hat er mit Händen und Füßen auf 3,50 Euro pro Nacht heruntergehandelt, und dass er dafür eine verschimmelte Matratze mit Ratten und Spinnen teilen muss, das empfindet er als Grenzerfahrung. Am nächsten Tag bucht er einen Tauchkurs, den er mit seiner Kreditkarte bezahlt.
Der Backpacker, der gern intensive Erfahrungen macht, latscht mit Flipflops gefährliche Berge hoch, weil er das bei den Einheimischen gesehen hat, die sich keine Bergschuhe leisten können. |Sicherheitshinweise in Reiseführern haben für ihn keine Gültigkeit, drum trinkt er auch aus Bergbächen. Unbedingt muss der Backpacker nicht Identifizierbares auf Märkten oder am Straßenrand essen, er ist ja praktisch ein Local.
Seine Anerkennung findet der Backpacker bei anderen Backpackern. Sein Körper dient ihm als Dialeinwand seiner Erfahrungen. Je ausgemergelter, schmutziger, vernarbter, braun gebrannter, desto höher sein Status. Er trifft die anderen in Backpacker-Hostels, die wie so viele andere Anlaufstellen entstanden sind, weil die Welt wenigstens ein bisschen verdienen will am Rucksacktourismus. Nach kurzer Zeit müssen sie sich wieder voneinander verabschieden.
Das reicht, um den Spielstand abzugleichen (Wo willst du hin? Wo warst du schon? Was hast du dafür bezahlt?) und jeden Tag jemanden zu finden, dem man sein kleines Abenteuer erzählen kann. So lernt der Backpacker nur nette Menschen kennen, ganz anders als zu Hause, wo alle irgendwas von ihm erwarten. Sein neu gewonnenes Gratiswissen schreibt der Backpacker in ellenlange Rundmails. Dafür setzt er sich einmal die Woche in ein Internetcafé, das für ihn eingerichtet wurde, und jagt sie durch seinen Verteiler.
Irgendwann muss der Backpacker wieder nach Hause. Vielleicht lässt er sich noch ein Tattoostechen oder sich für sein restliches Kleingeld einen Anzug schneidern. Im Flugzeug, das er mit Baller- und Neckermännern teilt, lauscht er ihren Erzählungen (tolles Essen/ sich nicht von Einheimischen übers Ohr hauen lassen/ gastfreundliche Menschen) und kichert sich in den Schlaf.
Am Heimatflughafen steigt er aus und blinzelt benommen in die blendende alte Welt. Der Konsum! Die Sauberkeit! Krass! Noch zwei, drei Wochen lang erzählt er mit entrücktem Blick von seinen Abenteuern und denkt dabei dass ihn sowieso keiner versteht. Wie auch, keiner war dabei. Das einzige was den Backpacker noch von der Reise bleibt sind seine Erinnerungen. An eine Zeit die er denkt, sie würde nie wieder kommen. Die Zeit als er Frei sein konnte...Nur seine Wegbegleiter, die er selbstverständlich in seine Facebookliste aufgenommen hat, können ihn verstehen und sind deshalb seine Ansprechpartner in den Stunden wenn der Alltag nervt und die Sehnsucht nach der Ferne ruft.“
Hartmann, Kathrin (2007): Das Backpacker-Pack, Neon, Oktober 2007
Lydia Kluge – "Unsichtbare Geschichte"
Museen sind Orte, an denen Unsichtbares sichtbar und die Vergangenheit erfahrbar wird. Auf diesen beiden Gedanken baut meine Arbeit auf. Ihr Ziel ist es, einen Weg zu finden, die Geschichte meiner Eltern für mich greifbar zu machen. Denn die Lebensentscheidungen der Eltern wirken sich direkt auf das Leben der Kinder aus und doch wissen die nur aus Erzählungen davon. Und so habe ich in meinem microMuseum Objekte gesucht, die mich dem Geschehenen näher bringen; durch sie will ich etwas über meine Eltern erzählen und zugleich erfahren.
Das microMuseum beherbergt vier Objekte, deren Erklärungen am Koffergriff angebracht und auf Russisch verfasst sind. Denn die russische Sprache stellt für mich das Unbekannte dar, da meine Eltern miteinander Russisch sprachen, wenn ich etwas nicht wissen sollte, und symbolisiert eine Welt, zu der ich keinen direkten Zugang habe. So betrachte ich die ausgestellten Objekte als Übersetzungshilfe, die den Schlüssel zum Leben meiner Eltern darstellen.
Das erste Objekt.
Die Matrjoschka steht für das Kennenlernen meiner Eltern in Russland und meine spätere Zeugung.
Das zweite Objekt.
Der Umzugskarton mit dem Mauerstück verweist auf unseren Umzug nach Berlin am 09. November 1989.
Das dritte Objekt.
Die rote Socke symbolisiert die Arbeit meines Vaters bei der EU in Brüssel, die er verlor, da er als ehemaliger DDR-Bürger als Kommunist galt.
Das vierte Objekt.
Das Buch „Einzelding und logisches Subjekt (Individuals)“ von P.F. Strawson und das zerrissene Foto meiner Eltern thematisieren ihre Trennung.
Damit sich das Thema des Sichtbarmachens auch in der Gestaltung wiederfindet, habe ich hauptsächlich mit durchsichtigen Materialien gearbeitet und Licht eingesetzt. Außerdem wird durch das Licht zugleich der museale Charakter unterstrichen.
Anastasia Erb – aufgewertet
Raphael Kittell – "Museumswand"
Eine Fußbodenleiste, eine Steckdose, eine weiße Wand und eine Hängung in Form des Triptychons. Wer seine Bilder hier aufhängt, hat es geschafft, symbolisiert mit dem äußeren Präsentationsrahmen, dass er jetzt dazu gehört, zur Institution der Museen, der staatlich anerkannten Künstler. Er kann sich damit in der Öffentlichkeit, auf einem Marktplatz in seiner Heimatstadt präsentieren, in dem er den ausgeklappten Koffer stolz auf seinem Rücken trägt. und wenn es nass wird, kann er die "Museumswand" ganz schnell einpacken und weiterziehen auf seiner Wanderausstellung.
Und die in Tüten gehängten Bilder? Regenschutz, oder doch eine Museumskritik. Alles wird eingetütet, konserviert. Wir haben Glück, dass wir die Bilder überhaupt noch anschauen dürfen.
Juliane Kaden – Traditionell und doch aktuell
Heinrich Christian Wilhelm Busch und Dr. Heinrich Hoffmann lebten nahezu zur selben Zeit und beschäftigten sich mit Kindern. Schon früher gab es junge Menschen, die im Verhalten auffällig waren, doch in Büchern war nur vom braven Kind, moralischen Vorschriften und ermahnenden Worten die Rede.
Heinrich Hoffmann ging in seinem namhaften Werk „Der Struwwelpeter“ (1845) auf Verhaltensauffälligkeiten der Kinder ein, während Wilhelm Busch die Streiche der zwei Lausbuben „Max und Moritz“ (1865) niederschrieb.
Auch heute sind die Thematiken der Bücher aktuell und werden deshalb noch immer gedruckt und in verschiedene Sprachen übersetzt.
Amelie Lihl – Operativvorgang XII-1959/71
Studentenwohnheim Windmühlenstraße. Typsche Wohnheimatmosphäre. Man sieht sich, man grüßt sich, und das wars auch schon? Welche Charaktere verbergen sich hinter den nummerierten Zimmertüren? Diese Fragen haben mich nachhaltig beschäftigt. Deshalb ist an diesem kleinen Ort für eine Woche die Stasi wiederauferstanden. Eine Woche habe ich Lagepläne und Grundrisse gezeichnet, Fotos gemacht, Personalbögen und vor allem Beobachtungsberichte angelegt und diese in einer Akte für den jeweiligen Bewohner festgehalten. Doch was passiert mit den erhaltenen Informationen? Sag mir wie du wohnst und ich sag dir wer du bist? Du bist was du isst? Ist es bezeichnend für den Charakter eines Menschen, ob er um 19.08 oder 20.00 das Zimmer verlässt? Und steckt hinter dem grünen T-Shirt meines Nachbarn vielleicht doch mehr? Was unterscheidet diese Art der Informationen von denen auf Facebook und co? Sind sie aussagekräftiger oder eben nicht? Die anonyme Atmosphäre der Wohnsituation hat er wohl eingefangen. Doch ob es mir den Menschen näher gebracht oder mich vielleicht eher durch die Rolle des Beobachters entfernt hat, bleibt offen.
Christaine Preuß – Edward Scissorhands - Ice Dance
Eine Kultfigur im richtigen Moment festhalten. Die Frage ist: was ist die Beste Möglichkeit? Und: Was passiert in dem Moment, in dem man seine Lieblingsszene einfriert?
Ich halte "Ice Dance" fest und träume vor mich hin...
Meine Intension war, die zauberhafte und zarte Liebesgeschichte von Edward und Kim auf ihrem Höhepunkt festzuhalten. Es erinnert mich doch sehr an die Schöne und das Biest, nur ohne richtiges Happy End. Die Einsamkeit ist es, in die sich Edward wieder flüchten muss, um den Fängen der oberflächlichen und egoistischen Gesellschaft zu entkommen.
Es gibt sämtliche Arten, die eine Nachbildung von der Szene "Ice Dance" darstellen. Ich habe mich bewusst für selbstgenähte Puppen entschieden um für mich den Effekt zu erzeugen, dass die beiden handelnden Personen noch "Kinder" bzw. kindliche Naivität im Teenageralter vorweisen. Andererseits ist es für mich ein Kindheitserlebnis ohne gleichen gewesen diesen Film zu sehen, der seither einer der wenigen Filme ist, welcher mich immer wieder verzaubert. Schaut man sich das microMuseum an und hört dabei die von Danny Elfman Komponierte Musik zur Szene, dann fängt doch jeder an sich an etwas zu erinnern was er mit früher verbindet oder träumt einfach nur vor sich hin und hat die Szene als bewegtes Bild im Kopf.
Marie Habermann – Dystopie?
In seinem Roman "Fahrenheit 451" (1953) beschreibt Ray Bradbury eine dystopische Welt in der die Bevölkerung mithilfe banaler Unterhaltungsmedien von den politisch und gesellschaftlich wichtigen Ereignissen (beispielsweise von Kriegen) abgelenkt wird. Unter Anderem dienen zu diesem Zweck die sogenannten Videoleinwände, welche, auch als Statussymbol, die heimischen vier Wände Stück für Stück ersetzen um den Bürger permanent mit simpler, sinnfreier Television zu attackieren um ihn „beschäftigt“ zu halten. Die virtuelle Welt suggeriert das soziale Umfeld, unterdrückt das Denken und unterwirft die Menschen in eine Art von psychische Abhängigkeit, welche eine breite Spanne von Geisteskrankheit zu Folge hat: von simpler Schlafstörung bis hin zum regelmäßigen Suizidversuch.
Bradbury´s Roman inspirierte mich dazu, anhand eines Textauszuges eine Kulisse in den Koffer zu bauen, welche das Dispositiv des Protagonisten Montag nachempfindet: eine scheinbar winzige Figur in Lethargie gefesselt und isoliert - vor der gigantischen Bildwand. Nun stellte sich mir die Frage: Was zeigt die „Leinwand“? Möglichst surreal und doch auf gewisse Weise faszinierend sollte das Ergebnis sein und so animierte ich einen kleinen Film, der im Groben meiner Vorstellung entsprach. (http://www.youtube.com/watch?v=9BmzPR1WHkk) (Zu hören ist der erwähnte Textauszug, ein innerer Monolg von Montag über seine „medienverseuchte“ Frau und die eigene Erfahrung mit der Bildwand.)
Letztlich frage ich mich, inwiefern Bradbury´s Beschreibung auch wirklich eine Dystopie ist. Entschpricht sie nicht viel mehr einer Weissagung? Beinahe 60 Jahre sind jetzt seit der Erscheinung des Romans vergangen, und sind es nicht die Massenmedien, die zunehmend mein Denken und Wünschen zu bestimmen versuchen? Ist das Szenario der enormen heimischen Videowände tatsächlich Science-Fiction? Werde ich permanent beschallt? Eigenes Denken, Kreativität durch „leichte Kost“ erstzt? Kann ich mich an den Moment erinnern, an dem ich die Stille bewusst wahrnahm und interessiert das Nichts betrachtete?