Übersicht über Entwürfe entstanden in Werkmodulen Felix Sattlers im Sommersemester 2010
USER MANUALS
Agenten der Agitation: Du sollst / nicht
Die Grundlage für die folgende Arbeit bildete eine Wandbemalung in der Leipziger Innenschrift, welche eine Anleitung für „The Real Life“ gibt. Sie irritiert durch die Formulierung "Du sollst / nicht", auf die zehn Ge- bzw. Verbote folgen. Sechs davon wurden ausgewählt und mittels Piktogramme umgesetzt.
Die Gestaltung ist sehr schlicht; die eigentliche Staatenzugehörigkeit der Figuren sollte keineswegs durch irgendwelche länder- bzw. kulturtypischen Elemente erkenntlich werden. Die strenge und undynamische Darstellung macht zusätzlich deutlich, dass die Piktogramme keine Abbilder von tatsächlichen oder fiktiven Personen sein können, sondern höchste Neutralität anstreben, in der sich jeder Mensch wiedererkennen kann und soll.
Aufgrund der uneindeutigen Zuordnung von dem "nicht" auf die Gesetze, muss der Betrachter selbst entscheiden, welche Punkte für ihn Handlungsanweisungen und welche Tabus darstellen – dementsprechend wird ein Verbotszeichen „mitgeliefert“, das über alle Piktogramme gesetzt werden kann.
Lyrik handelt meist, wenn überhaupt, von Orten, die in der Fantasie entstanden sind und entstehen sollen. In diesen Entwürfen werden erdichteten Schauplätzen von Christian Morgenstern einen Platz auf der Welt zugeordnet. Die Akteure der Galgenlieder - Trichter, Seufzer und Mondschafe - laufen nun durch den Urwald Südamerikas, brechen in die Eisgletscher des Südpols ein und rupfen Halme in den Alpen. Die Inhalte der Gedichte werden mit ihren Schauplätzen in eine Realität versetzt, die durch verschiedene Ebenen und der richtigen Tagesszeit verstärkt wird; und treten somit auch untereinander in Beziehung. Die Abbildung von Morgensterns Phantasie - die Gedichte - wird auf die Abbildung der Erde - Google Earth - angewandt. Gezeigt werden jeweils zwei Ansichten.
Amors Pfeil
Das wohl am meisten benutzte visuelle Element in Bedienungsanweisungen ist der Pfeil. Er fristete bisher ein recht unscheinbares Dasein, denn entscheidend für den Betrachter ist selten der Pfeil, sondern das, worauf er zeigt. Dass die Zeigerichtung über den Pfeil selbst Aussagen treffen kann, wird meistens übersehen und in diesem Comic zum Thema gemacht. Gelesen wird er wie jeder andere Comic von links nach rechts in Zeilen von oben nach unten.
Zu sehen sind zwei Geschichten mit gleichem Anfang. Die erstere mit dem roten Rand hat ein schlechtes Ende, die "grüne" Geschichte hingegen ein Happy End. In der Hauptrolle: Der rote Pfeil. Weiterhin treten auf: Der grüne Pfeil, ein befreundetes Paar sowie in der Gastrolle das EXIT-Schild-Männchen. Interessant ist hierbei die beim Betrachter aufgrund von kulturellen Prägungen erfolgende Zuordnung der Pfeile aufgrund ihrer Farbigkeit zu den jeweiligen Geschlechtern. Den roten Pfeil werden die meisten Leser sicher sofort als weiblich einordnen; den runden roten Pfeil dementsprechend als die Freundin des roten Pfeils und die grüne Figur als männlich.
Die Pfeilrichtungen zeigen nicht nur die Sichtrichtungen der Figuren aus der Vogelperspektive an. Auch deren Emotionen werden deutlich, wenn man die Vogelperspektive verlässt und sich die Figuren von der Seite wie vor einer Wand betrachtet. Ein Beispiel soll das "Gespräch" des roten Pfeils mit dem anderen roten Pfeil sein (rote dritte Seite oben). Anhand der Pfeilrichtungen wird deutlich, wie sich die beiden ansehen, sich voneinander abwenden et cetera; aber auch, worüber sie reden. Am Anfang ist der linke rote Pfeil niedergeschlagen (Blick nach unten), lässt sich dann aber ein wenig aufmuntern (Blick nach rechts). Im dritten Feld wird der linke Pfeil vom rechten an den Grund der Niedergeschlagenheit erinnert, im vierten erinnert der rechte den linken Pfeil an die alten fröhlichen Zeiten und dass das Leben weitergehen muss (Blick nach oben). Doch dies führt bei dem linken Pfeil nicht zur erhoffen Wirkung, sondern dem Zurückfallen in die alte Unmut (Blick nach unten): Die beiden Pfeile stehen nun entgegengesetzt zueinander, was ihr Unverständnis für die Haltung des jeweils anderen zeigt.
DIAL 826
Entwurf I --- Herbarium
Jede gut genutzte Küche braucht Kräuter und Gewürze. Und wie in diesen Kräuterverpackungen finden sich auch in den zu wissenschaftlichen Zwecken angelegten Herbarien die unterschiedlichsten getrockneten Pflanzenarten. Es liegt also nahe, sich bei der Gestaltung einer Kräuterverpackung an Elementen aus Herbarien wie der Handschrift, dem lateinischen Namen und natürlich der Abbildung der Pflanze selbst zu bedienen. Dies kann zugleich vor allem bei der jüngeren Generation das Allgemeinwissen erweitern.
Im Gegensatz zu der meist zylinderförmigen Kräuterdose wurde hier eine quaderförmige Verpackung verwendet. Die Gründe liegen in der Platzeinsparung im Regal bzw. in der Schublade sowie dem besseren Auffinden der benötigten Kräuter. Ebenfalls für diesen Zweck wird jedem Gewürz eine eigene Farbe zugewiesen; wobei natürlich verwandtere Pflanzenarten ähnlicher Farben bekommen. Und für den ungeübten Kochanfänger findet sich auf der Rückseite jeder Verpackung eine Richtlinie, zu welchem Gericht sich das betreffende Gewürz am besten eignet.
Entwurf II --- Geistiges Eigentum
Geistiges Eigentum...entweder man hat es oder man hat es nicht.
Entwurf III ---- PREXO Coffe-to-go Cups
PREXO ist eine auf Espressoprodukte spezialisierte und international tätige Handelskette, die sich auf das Strassengeschäft konzentriert. Da Coffe-to-go Becher eine dementsprechend wichtige Rolle spielen, wurde bei deren Gestaltung besonderen Wert auf Unverwechselbarkeit gelegt.
PREXO hat verstanden, dass die Entscheidung des Kunden für ein koffeinhaltigen Heißgetränkes nicht nur eine Typfrage, sondern auch ein Statement an die Umwelt ist. Aus diesem Grund unterscheiden sich die Becher der verschiedenen Espressospezialitäten. Dies bietet nicht nur die Möglichkeit, auf die Ankreuzkästchen zu verzichten, sondern auch, das Produkt selbst genauer vorzustellen: Auf jedem Coffe-to-go Cup befindet sich eine Verzeichnung der Zutaten mit jeweiligem Füllstand. Unterschiedliche Farben und Muster sowie die Beschriftung sind weitere Faktoren, welche zu der gewollten Individualisierung der einzelnen Getränke führen.
Gleich bleiben die Kreisformen, die den Blick in den Becher wiederspiegeln, sowie die Grundlage am Boden des Getränkes, der Espresso: Der schwarze Streifen erscheint auf den Coffee-to-go Cups des gesamten Sortimentes.