Weimar Derive: Nicht-Orte
Für mein Derive in Weimar habe ich mich zunächst ausführlich mit Ideen des französischen Anthropologen und Ethnologen Marc Augè beschäftigt. Dieser hatte bereits 1992 in seinem Buch „Non-Lieux. Introduction à une anthropologie de la surmodernité “ einen wichtigen Begriff in den wissenschaftlichen Diskurs eingebracht: den Nicht-Ort. Diesen definiert er wie folgt:
„So wie ein Ort durch Identität, Relation und Geschichte gekennzeichnet ist, so definiert ein Raum, der keine Identität besitzt und sich weder als relational noch als historisch bezeichnen läßt, einen Nicht-Ort.“ (S.92)
Non-Lieux sind typische Phänomene moderner, meist westlicher Gesellschaften. Sie stellen Orte der Durchreise dar, teilweise wirken sie fast provisorisch. Man baut keine besonderen Relationen zu ihnen auf und somit assoziiert man sie mit Gleichförmigkeit und Ähnlichkeit. Einige Beispiele dafür sind Flughäfen, Autobahnen und Einkaufszentren. Diese Orte könnten quasi überall sein. Ihnen haftet eine Art bittersüße Melancholie an. Einem gewissen Gefühl der Einsamkeit kann man sich bei ihrem Anblick nicht entziehen.
In meiner bisherigen fotografischen Arbeit habe ich bereits oft solche Orte fotografiert. Ohne jedoch einen konkreten Begriff dafür zu haben, oder gar einen theoretischen Überbau dafür zu kennen. Aber die Aura, die solche Orte ausstrahlen, habe ich in gewisser Weise immer wahrgenommen. Bei meinem Derive durch Weimar ist mir neben zahlreichen Nicht-Orten aber auch noch ein zweites Phänomen aufgefallen. Ich würde es als "anonyme Skulpturen" bezeichnen, um einen Begriff der einflussreichen Fotografen Bernd und Hilla Becher zu zitieren.
Alle Bilder des Derives habe ich in einem kleinen Bildband zusammengefasst. Diesem liegt auch eine Karte zum Nachvollziehen der zurückgelegten Route bei. Das Buch (19x19 Hardcover, 34 Seiten, auf mattem Photopapier) kann auf Nachfrage bei mir erworben werden.
Kontakt via Robert Schwabe