MODEN:Mnemosyne Räumen

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Katharina Kraus: Räumen

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1. Digitale Erinnerungsräume

Mit der Arbeit „Räumen“ erstellte ich Bilder, die meinen Erinnerungen Orte zuweisen.
Hierbei spiele ich mit Konstruktionen von Gedächtnis und Konventionen von Raumwahrnehmung.

Erinnerung setzt Zeit voraus.
Zeit, sich zu erinnern oder Zeit, sich etwas zu verinnerlichen,
um es zu einem späteren Zeitpunkt im Gedächtnis „hervorräumen“ zu können.

Erinnerung ist Mußezeit:
Zeit und Raum und Bilder durch mich hindurchfließen lassen, am Rücken liegend, entrückt die Decke betrachten.
Mit Blicken dieses mir gegenüberliegende Zimmer abtasten und im Geiste betreten.
In sich gekehrt verkehrte Räume erschließen.

„Räumen" ist meine Erinnerungsarbeit:
mich selbst so zu verdrehen, bis mein Blick das Oben nach Unten verkehrt und die Deckenzimmer im Bild betretbar werden.
Die andere Seite eines Raumes ins Kameragedächtnis überführt wird.


So entstand eine Reihe digitaler Deckenräume, von psychiatrisch wirkenden Zimmern hinzu fremdländisch anmutenden Zimmern aus rissigem Lehm.


Die Deckenräume sind frei vom alltäglichen Ballast unserer Dinge.
Sie bilden leere Behälter für die Erinnerungen.

Die Umkehrung des Blickes birgt auch die psychologische oder symbolische Frage nach dem Wunsch nach Umkehrung welcher oft in Erinnerungen mitschwingt.

Auch wenn die Zimmerdecken festen Boden bilden, überwiegt in den Bildräumen eine unwirkliche Atmosphäre.
Deckenleuchten, die einsam und mittig der Schwerkraft widerstehen. Oberlichte, die sich nun auf imaginärer Kniehöhe befinden und die Grenze auf eine widerum andere Seite nahebringen.

Aber es gibt kein Außen. Die Fensterscheiben leuchten blind. Wir könnten ganz eingehen in die Erinnerungsräume. Und durch sie hindurch.

2. Analoge Appartements

Das ursprünglichste Medium jeder Mnemotechnik ist die Verräumlichung.

Und sich erinnern heißt, von Zimmer zu Zimmer zu wandern.

Ich habe die Bildräume also nebeneinander gestellt, die Raumlinien bilden geometrische Verbindungen,
die Türen bilden die Trichter und Schwellen für Ein-und Übergänge.

Solch eine Aneinanderreihung übernimmt das fotografische Verfahren des Kontaktbogens.


Wenn die Bildräume nur virtuell betretbar sind, so konnte ich wenigstens das Bildmaterial haptisch gestalten:
Ein greifbares analoges Bildträgermaterial behandeln.

Eine Auswahl von 36 digitalen Bildern ließ ich auf Schwarzweiß-Film belichten.

Diesen wiederum entwickelte ich und arrangierte in der Dunkelkammer Kontaktbögen.

Der zweite Teil meiner Erinnerungsarbeit, welcher den Bildern eine Art Wirklichkeitcharakter verleiht. Spuren und Kratzer auf Material.

3. Rückkehr

Sowohl den Film als auch die Kontaktbögen habe ich nach dem Ausflug in die Haptik eingescannt und wieder in die Digitaliät überführt.