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''„In diesem Sinne muss unser Blick zurück auf Liszt immer auch ein Blick nach vorn sein.“'' | ''„In diesem Sinne muss unser Blick zurück auf Liszt immer auch ein Blick nach vorn sein.“'' | ||
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'''Inhaltliches Konzept'''<br> | '''Inhaltliches Konzept'''<br> | ||
Die vorhergehenden Überlegungen zum zeitlosen Leben, Denken und Handeln eines Künstlers wie Liszt sollen in der Fulldome-Musikvisualisierung verarbeitet werden. <br> | Die vorhergehenden Überlegungen zum zeitlosen Leben, Denken und Handeln eines Künstlers wie Liszt sollen in der Fulldome-Musikvisualisierung verarbeitet werden. <br> | ||
Diese Musikvisualisierung steht unter folgenden drei Schlagwörtern: | Diese Musikvisualisierung steht unter folgenden drei Schlagwörtern: | ||
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modern – frech – unterhaltsam | :::modern – frech – unterhaltsam | ||
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So soll Liszt, ein vielfach vergessener Star, wieder der breiten Öffentlichkeit zugängliche gemacht werden. Nahezu sein gesamtes Leben soll anschaulich aufbereitet werden. <br> | So soll Liszt, ein vielfach vergessener Star, wieder der breiten Öffentlichkeit zugängliche gemacht werden. Nahezu sein gesamtes Leben soll anschaulich aufbereitet werden. <br> | ||
Auf inhaltlicher Ebene bedeutet dies eine zeitgemäße Adaption des Lebens Liszts. Die Handlung wird in der Gegenwart angesiedelt sein: Viele Charakteristika seines Starlebens prägen – sogar bis hin zum einsamen Tod –geradezu klischeehaft sein Dasein. Was liegt daher näher, als sich Liszt eben auf diese Weise zu nähern? Denn diese Welt der widersprüchlichen, komplizierten Stars mit ihren Leben voller Tragik ist bereits vielfach in der Erfahrungswelt heutiger Rezipienten verankert. So lässt sich Liszt im Film von Fans feiern, muss sich nach Alkoholexzessen übergeben und flüchtet vor der Presse. Am Ende bleibt ihn von seinem Ruhm nicht viel – einsam stirbt er in einem dunklen Raum. | Auf inhaltlicher Ebene bedeutet dies eine zeitgemäße Adaption des Lebens Liszts. Die Handlung wird in der Gegenwart angesiedelt sein: Viele Charakteristika seines Starlebens prägen – sogar bis hin zum einsamen Tod –geradezu klischeehaft sein Dasein. Was liegt daher näher, als sich Liszt eben auf diese Weise zu nähern? Denn diese Welt der widersprüchlichen, komplizierten Stars mit ihren Leben voller Tragik ist bereits vielfach in der Erfahrungswelt heutiger Rezipienten verankert. So lässt sich Liszt im Film von Fans feiern, muss sich nach Alkoholexzessen übergeben und flüchtet vor der Presse. Am Ende bleibt ihn von seinem Ruhm nicht viel – einsam stirbt er in einem dunklen Raum. | ||
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Die Visualisierung des Musikstücks sieht die Kombination traditioneller Zeichentechniken und moderner Technologien vor. | Die Visualisierung des Musikstücks sieht die Kombination traditioneller Zeichentechniken und moderner Technologien vor. | ||
''BLEISTIFT und REAL-FOOTAGE''<br> | ::''BLEISTIFT und REAL-FOOTAGE''<br> | ||
Die Bleistiftzeichnungen werden für die gesamte räumliche Umgebung der Liszt-Handlung eingesetzt. Ihr Duktus ist rau und expressiv, verzichtet auf Detaillierungen. Er ist Ausdruck der emotionalen und ebenso expressiven Lebenswelt Liszts. In der Nachbearbeitung werden sie in After Effects teilweise als zweidimensionale Ebenen belassen, teilweise dreidimensional angeordnet. Dieser Umgang mit den Zeichnungen hat zur Folge, dass sie bisweilen eine kulissenhaften Charakter erhalten. Deutlich ist in Kamerafahrten etc. zu erkennen, dass erst dreidimensional anmutende Objekte nur zweidimensional sind. Dieser „Kulissen-Look“ steht für die „kulissenhafte Welt“, in der sich heutige Stars gerne begeben bzw. der sich heutige Stars gerne hingeben – oft erkennen sie, wie auch Liszt in diesem Film, erst spät, dass ihre Welt mehr Schein denn Sein ist. <br> | Die Bleistiftzeichnungen werden für die gesamte räumliche Umgebung der Liszt-Handlung eingesetzt. Ihr Duktus ist rau und expressiv, verzichtet auf Detaillierungen. Er ist Ausdruck der emotionalen und ebenso expressiven Lebenswelt Liszts. In der Nachbearbeitung werden sie in After Effects teilweise als zweidimensionale Ebenen belassen, teilweise dreidimensional angeordnet. Dieser Umgang mit den Zeichnungen hat zur Folge, dass sie bisweilen eine kulissenhaften Charakter erhalten. Deutlich ist in Kamerafahrten etc. zu erkennen, dass erst dreidimensional anmutende Objekte nur zweidimensional sind. Dieser „Kulissen-Look“ steht für die „kulissenhafte Welt“, in der sich heutige Stars gerne begeben bzw. der sich heutige Stars gerne hingeben – oft erkennen sie, wie auch Liszt in diesem Film, erst spät, dass ihre Welt mehr Schein denn Sein ist. <br> | ||
Einziges Real-Footage-Elemet ist der Liszt-Darsteller. Vor Greenscreen gefilmt, anschließend ausgekeyt wird der Darsteller mit der gezeichneten Umwelt kombiniert. Dieses gänzlich im Kontrast stehende Bildmaterial soll ein Keyvisual erzeugen, das den Blick des Publikum in der Kuppel lenkt. Andererseits soll die reale Person einen höheren Grad der Identifikation und des Involvements seitens des Publikum ermöglichen. <br> | Einziges Real-Footage-Elemet ist der Liszt-Darsteller. Vor Greenscreen gefilmt, anschließend ausgekeyt wird der Darsteller mit der gezeichneten Umwelt kombiniert. Dieses gänzlich im Kontrast stehende Bildmaterial soll ein Keyvisual erzeugen, das den Blick des Publikum in der Kuppel lenkt. Andererseits soll die reale Person einen höheren Grad der Identifikation und des Involvements seitens des Publikum ermöglichen. <br> | ||
Damit keine ästhetische Diskrepanz zwischen den Zeichnungen und dem Realbild entsteht, wird die Real-Footage den Lichtverhältnisse und den Lichtstimmungen der jeweiligen Szenerien angepasst. Auch empfängt sie Schatten aus der bzw. wirft Schatten auf die gezeichnete Umgebung. | Damit keine ästhetische Diskrepanz zwischen den Zeichnungen und dem Realbild entsteht, wird die Real-Footage den Lichtverhältnisse und den Lichtstimmungen der jeweiligen Szenerien angepasst. Auch empfängt sie Schatten aus der bzw. wirft Schatten auf die gezeichnete Umgebung. | ||
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[[File:Visu Hahn.jpg|left|Visualisierungskonzept]] | [[File:Visu Hahn.jpg|left|Visualisierungskonzept]]<br clear="all" /> | ||
''SET-DESIGN und BELEUCHTUNG'' <br> | ::''SET-DESIGN und BELEUCHTUNG'' <br> | ||
Die Szenerien, in denen die Handlung spielt, sind der unser gegenwärtigen Welt entlehnt. Bühne, Straßen und Toiletten entsprechen uns bekannten Orten. Allerdings sind die Handlungsort bewusst überspitzt arrangiert und illustriert. So ist ihre Visualität einerseits von ergreifenden Panoramen mit malerischer Beleuchtung geprägt. Andererseits sind es schmuddelige Ort, die von flackernden Leuchtstoffröhren erhellt werden, oder von Maschendrahtzäunen oder Industrieanlagen beprägt werden. So sollen auch in den „Kulissen“ die Schatten- und Lichtseiten im Leben Liszts veranschaulicht werden. <br> | Die Szenerien, in denen die Handlung spielt, sind der unser gegenwärtigen Welt entlehnt. Bühne, Straßen und Toiletten entsprechen uns bekannten Orten. Allerdings sind die Handlungsort bewusst überspitzt arrangiert und illustriert. So ist ihre Visualität einerseits von ergreifenden Panoramen mit malerischer Beleuchtung geprägt. Andererseits sind es schmuddelige Ort, die von flackernden Leuchtstoffröhren erhellt werden, oder von Maschendrahtzäunen oder Industrieanlagen beprägt werden. So sollen auch in den „Kulissen“ die Schatten- und Lichtseiten im Leben Liszts veranschaulicht werden. <br> | ||
Die Lichtgestaltung des Films ist kontrastreicher Natur – tiefstehende Lichtquellen erzeugen dunkle und lange Schatten. Die Lichtgestaltung unterstützt sowohl die malerischen als auch melancholischen Szenen. | Die Lichtgestaltung des Films ist kontrastreicher Natur – tiefstehende Lichtquellen erzeugen dunkle und lange Schatten. Die Lichtgestaltung unterstützt sowohl die malerischen als auch melancholischen Szenen. | ||
''FARBLOOK''<br> | ::''FARBLOOK''<br> | ||
Der gesamte Film wird von orangen Farbtönen geprägt. Orange ist eine Farbe voller Widersprüche und Vielfältigkeiten – so wie auch Liszts Leben: Orange wird als „modern“ assoziiert, aber auch als „billig“ begriffen. Laut Heller (Heller, Eva: Wie Farben wirken – Farbpsychologie, Farbsymbolik, Kreative Farbgestaltung; Rowohlt, Hamburg 2005) wird sie von vielen Menschen als „warm“, „extrovertiert“ und „energiegeladen“ empfunden, aber auch als Farbe der „Unmäßigkeit“ und des „Zorns“. Sie ist „aufdringlich“, „lustig, „vergnüglich“, aber vielfach wirkt sie schlicht „unsymphatisch“. | Der gesamte Film wird von orangen Farbtönen geprägt. Orange ist eine Farbe voller Widersprüche und Vielfältigkeiten – so wie auch Liszts Leben: Orange wird als „modern“ assoziiert, aber auch als „billig“ begriffen. Laut Heller (Heller, Eva: Wie Farben wirken – Farbpsychologie, Farbsymbolik, Kreative Farbgestaltung; Rowohlt, Hamburg 2005) wird sie von vielen Menschen als „warm“, „extrovertiert“ und „energiegeladen“ empfunden, aber auch als Farbe der „Unmäßigkeit“ und des „Zorns“. Sie ist „aufdringlich“, „lustig, „vergnüglich“, aber vielfach wirkt sie schlicht „unsymphatisch“. | ||
''BILDGESTALTUNG und MONTAGE'' <br> | ::''BILDGESTALTUNG und MONTAGE'' <br> | ||
Die Bildgestaltung nutzt – spezifisch für das Fulldome-Medium – Panoramen und Räume derart, dass auf der 360°-Projektionsfläche möglichst große Immersion für das Publikums erreicht wird. Um das Raumerlebnis noch weiter zu unterstützen und auch um der bisweilen temporeichen Handlung und Musik gerecht zu werden, nutzt der Film viele Kamerafahrten. Im Mittelteil des Films (schnelle Abfolge von Konzert, Party, Pressverfolgung) soll die ungeschnittene 360°-Kamerafahrt um den Hauptdarsteller in Kombination mit Fahrten durch Decken und Böden bewusst Schwindel erzeugen. Zudem soll die Blickführung des Protagonisten oder auch die dem Grab empor steigende Hand den Blick des Publikum lenken – auch auf Elemente, die an einigen Stellen bewusst außerhalb des Area-of-Interests positioniert sind. <br> | Die Bildgestaltung nutzt – spezifisch für das Fulldome-Medium – Panoramen und Räume derart, dass auf der 360°-Projektionsfläche möglichst große Immersion für das Publikums erreicht wird. Um das Raumerlebnis noch weiter zu unterstützen und auch um der bisweilen temporeichen Handlung und Musik gerecht zu werden, nutzt der Film viele Kamerafahrten. Im Mittelteil des Films (schnelle Abfolge von Konzert, Party, Pressverfolgung) soll die ungeschnittene 360°-Kamerafahrt um den Hauptdarsteller in Kombination mit Fahrten durch Decken und Böden bewusst Schwindel erzeugen. Zudem soll die Blickführung des Protagonisten oder auch die dem Grab empor steigende Hand den Blick des Publikum lenken – auch auf Elemente, die an einigen Stellen bewusst außerhalb des Area-of-Interests positioniert sind. <br> | ||
Schwarzblenden bringen passend zur Musik kurzzeitig Ruhe in den Film und betonen dramatische Augenblicke. Der Dynamik von Musik und Handlung entsprechend gibt es nur wenig harte Schnitte im Film. Vielfach werden lange, „nahtlose“ Kamerafahrten genutzt, um verschiedene Szenen in besagter Dynamik zu verbinden. | Schwarzblenden bringen passend zur Musik kurzzeitig Ruhe in den Film und betonen dramatische Augenblicke. Der Dynamik von Musik und Handlung entsprechend gibt es nur wenig harte Schnitte im Film. Vielfach werden lange, „nahtlose“ Kamerafahrten genutzt, um verschiedene Szenen in besagter Dynamik zu verbinden. |
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