WORK DON’T PLAY – Future scenographies for the creative industries
Fachmodul
WS 10
4 SWS, 6 ECTS
Sattler, Felix
Max. Teilnehmer: 10
Termin:
erster Termin:
Raum: Ampersand Atelier, Marienstr. 5, 203
richtet sich an: MG (BFA/MFA), PD, A, VK, (E)MK, MM
Sprache/Language: English
English description
Artistic identity and its myths considerably rely on the imagination of the artist's studio. There, a quasi-magic trinity of space, artist and her/his genius loci has always been localised, that eventually the finished work must emanate from. Before modernity, this idea had largely been transported by literature, within reports from those lucky or influential enough to be invited to studios or in the pictorial (self-)representation of artists. Since the dawn of modernity, however, the studio is becoming more and more an immediate exhibit itself. Some prominent examples: Andy Warhol's Factory contributed to enabling his version of art in the age of mechanical reproduction, in which the artist's identity itself is set at the center of continuous (re-)production. Christine Hill transforms the studio into a second-hand shop (Volksboutique) or a „Home Office“ (and vice versa), effectively gaining her identity as an artist=small-scale enterprise proprietor from this short-circuiting of production and exhibition spaces. In Bruce Nauman's work „Mapping the Studio“, the artist is absent from the scene, though his aura persists as a trace, and the remaining objects' ontological quality („das Zeug“, in a Heideggerianian sense) is being questioned in this tense relation. In the 1960s, the rise of flexible life and work models have spawned utopian and real concepts of temporary and mobile work situations. In past decades, architects, designers and artists have adopted and transformed industrial plants, containers, airplane hangars and the public space into suitable working enviroments. While doing so, they were always aware that practical use had to be balanced with the representartive „image“. In the 1990s, we have witnesses the euphoric proclamation of the “Digital Nomads”, infinitely global networkers armed with laptop and mobile phone. Only ten years later, they appear as “urban derelicts” („Urbane Penner“ is a German term coined by Mercedes Bunz) hitting hard on the precarious reality of the (coffee shop) floors of our metropolises.
The aim of WORK DON’T PLAY is to develop and stage our own vision of the creative workplace that will mirror our very own artistic identities. The class is directed at students with a profound interest in the culture of work and its specific scenography. Works may be realized in any medium, i.e. installation, performance, photomedia work that stage and/or document studio/workplace situations.
Deutsche Beschreibung
Kreative Arbeit kommt nicht nur dort zur Aufführung, wo sie in Form von Ausstellungen, Performances, Produkten ein repräsentatives „Endstadium“ erreicht. Identität, Ethos und Mythos kreativer Arbeit sind Teil des Werks – und sie entstehen und stellen sich dort zur Schau, wo produziert wird. Seit Jahrhunderten wird die quasi-magische Trinität von Raum, KünstlerIn und ihrem/seinem Genius loci im Atelier verortet. Während diese Vorstellung früher vor allem durch die Literatur, in Berichten von AtelierbesucherInnen oder aber in malerischen (Selbst-)Darstellungen transportiert wurde, so wird seit Beginn der Moderne das Atelier vermehrt unmittelbar zum Exponat. Andy Warhols Factory ermöglichte seine Version von Kunst im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit, die vor allem in der fortlaufenden (Re-)Produktion der eigenen Künstleridentität bestand. Christine Hill verwandelt das Atelier u.a. in einen Second-Hand Laden (Volksboutique) und ein „Home Office“ (und vice versa) und gewinnt aus der Entladungsenergie des Kurzschlusses von Produktions- und Expositionsstätte ihre Identität als Künstlerin=Kleinunternehmerin. Bei Bruce Nauman schließlich bleibt der Künstler abwesend („Mapping the Studio“), seine Aura besteht als Spur fort und die Gegenstände im Atelier, das „Zeug“ (Heidegger), sind es, deren ontologische Qualität in diesem Spannungsverhältnis von den Infrarotkameras beleuchtet wird. Seit den 1960er Jahren beflügeln technische Errungenschaften und flexibilisierte Lebens- und Arbeitsmodelle Phantasien und tatsächliche Formen temporärer und mobiler Arbeit. Architekten, Designer und Künstler haben Industriebrachen, Container, Flugzeughangars und den öffentlichen Raum als Arbeitsumgebungen nutzbar gemacht. Sie waren sich dabei im Klaren, dass der praktische Nutzen immer in einem sorgfältig austarierten Verhältnis zur identitätsstiftenden Funktion steht. In den 1990er Jahren wird euphorisch der Begriff der dank Laptop und Mobiltelefon ortsungebunden vernetzten „Digitalen Nomaden“ proklamiert, die ein Jahrzehnt später als „Urbane Penner“ (Mercedes Bunz) auf den harten (Berliner Café-)Boden prekärer Verhältnisse zurückgeholt werden.
Kursinhalte & -ziele
Welche Bedürfnisse an unsere Arbeitsplätze stellen wir in der Zukunft? An welchen Orten und mit welchen Mitteln wollen wir arbeiten? Wie sehen wir uns dabei selbst und wie wollen wir gesehen werden? Im Kurs werden wir uns intensiv mit historischen und aktuellen Beispielen kreativer Arbeitsumgebungen auseinander setzen. Begleitend und vertiefend werden wir Ausschnitte aus maßgeblichen Texten zur Kultur der Arbeit und zu Künstlermythen diskutieren; diese Diskussionen finden als sog. „Meditationen“ als performative, nicht-wissenschaftliche Dialoge statt. Eine zweitägige Exkursion zum Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart (Projekt Office 21 siehe http://www.office21.de/) und ins Vitra Design Museum in Weil am Rhein ist ebenso Teil des Kursangebots wie ein Gastvortrag von Prof. Dr. Herbert Lachmeyer (Ausstellungsmacher, Kurator u.a. von „Work & Culture: Büro, Inszenierung von Arbeit“). Kursziel ist der Entwurf und/oder die Dokumentation einer wegweisenden Arbeitsumgebung für die Creative Industries (bildende Kunst, Design, Architektur sowie alle Hybride)! Erwartet wird die engagierte Recherche nach Vorläufern und aktuellen Tendenzen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung eines individuellen Arbeits-Raum-Begriffs. Intellektueller Scharfsinn und Selbstironie sind immer mit sich zu führen. Die Wahl des Mediums ist frei. Format und Umfang werden individuell abgesprochen. Der Kurs mündet in eine öffentliche Präsentation, deren Planung und Realisation ebenfalls Bestandteil des Leistungsnachweis ist.
Für wen ist dieser Kurs gedacht: Der Kurs richtet sich an Studierende, die ein ausgeprägtes und kritisches Interesse an den Fragestellungen zeitgenössischer Szenographie haben und sich auch theoretisch mit der Szenographie von wissensbildenden Institution auseinandersetzen möchten.
Leistungsnachweis
- Anwesenheit und aktive Teilnahme am Plenum und an individuellen Konsultationen (20%)
- Kurzreferat (10%)
- Entwurf, Realisation und Präsentation (Zwischenpräsentation und Abschlusspräsentation) einer Arbeitsplatzsituation in freier Wahl des Mediums, z.B. als Installation, Performance, fotografische und filmische Arbeit (70%)