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Cherries for Lunch Ep.04

Die Geheimnisse einer flüchtigen Bekanntschafft

Über eine Beziehung, für die ein Leben nicht ausreichte.

Ingeborg Bachmann (1926-1973) und Paul Celan (1920-1970) gehören zu den wichtigsten Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur. Dabei könnten ihre Hintergrundgeschichten nicht unterschiedlicher sein: Der ostjüdische Celan, der seine Eltern in einem deutschen Arbeitslager verlor und Bachmann, die die Tochter eines österreichischen Volksschullehrers und aktiven Mitglieds der nationalsozialistischen Bewegung war.

Beide sprachen sie über das, wofür, nach Theodor W. Adorno, keine Lyrik mehr ihre Rechtfertigung hatte: Das grausame Erbe des Nationalsozialismus.

Mögen die Perspektiven, von welchen die beiden Autoren auf das Thema blicken noch so andersartig sein, so ergibt sich doch ein offenkundiger Gleichklang ihrer Werke. Dieser mag sich aus der gemeinsamen Beziehung begründen, die eine Harmonie schafft, welche sich außerhalb der Literatur nur in wenigen Momenten einstellen konnte.

Nach dem Kennenlernen zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan im Jahr 1948 und einer darauffolgenden kurzen Liaison, schreiben die beiden sich, bis zu Paul Celans Suizid 1970 Briefe und Gedichte, in denen sie sich ihre heimliche Liebe beteuern.

Drei Jahre nach Celans Tod veröffentlicht Ingeborg Bachmann innerhalb ihres Romans Malina eine Legendenerzählung, die direkten Bezug zu Celans und ihren Gedichten nimmt.

Literatur von Ingeborg Bachmann („Die Prinzessin von Kagran“ aus Malina) und Paul Celan („Mohn“, „In Ägypten“, „Kristall“, „Corona“, „Stille“ aus Mohn und Gedächtnis)

Musik von Robert Schumann – Martha Argerich (Von fremden Ländern und Menschen, aus Kinderszenen), Charles Ives – Ensemble Modern (The Pond-Remembrance), Arnold Schönberg – Glenn Gould (aus 6 Klavierstücken, no.6, Sehr langsam), Kurt Weill – Jess Gillam (Je ne t’aime pas), Paul Hindemith – Kronberg Academy Soloists (Kammermusik no.1, III. Quartett, Sehr langsam und mit Ausdruck), Ernest Bloch – Sol Gabetta (From jewish Life, I. Prayer), Nils Kercher (Sacred Forest), Djivan Gasparyan Duduk Ensemble (Garoun, Hovern Yelan), Arnold Schönberg – Zürcher Kammerorchester (Notturno for Strings and Harp), Goran Bregovic – Cesaria Evora (Ausencia)

Die Prosa liest Theresa Stenzel / Die Poesie liest Jan van Dick / Die Musik wählen Theresa Stenzel und Konstantinos Margaris aus