Zentrale Aufgabe eines Museums ist es, die ihm anvertrauten Dinge zu bewahren und zugleich eine Ordnung (Taxonomie) zu schaffen und sichtbar zu machen, die auch den ursprünglichen Kontext der Dinge ordnet und bestimmbar macht.
Wenn Wildtiere und -pflanzen ebenso wie bspw. geologische Gegebenheiten in die naturkundliche Systematik eingegliedert werden, verschwindet dabei aber zugleich unsere Vorstellung der Wildnis als etwas Ungeordnetes und sich selbst Überlassenes.
Es scheint, als hätte allen musealen Simulationsversuchen (z.B. Dioramen) zum Trotz das Konzept der Wildnis nur in der Philosophie-, Literatur- und Kunstgeschichte seinen Platz — der freilich ohne die "Sachen selbst" (Leibniz) auskommen muss.
Im Fachmodul wollen wir daher der Frage nachgehen: „Wie kann Wildnis überhaupt ins Museum gelangen?“ und dazu individuell Prototypen für ein Museum und/oder Ausstellungskapitel / Installationen / Exponate entwerfen.
Die Entwürfe können sich mit der Wildnis „draußen“, also mit der räumlichen und symbolischen Qualität wilder Landschaft auseinandersetzen, sowie mit der Wildnis „innen“, also der anthropologisch-psychologischen Grenze von Wildnis und Zivilisation und dem Verhältnis von Mensch und Tier. Die Wahl der Medien ist wie immer frei.
In der Diskussion im Plenum und mit Impulsreferaten werden wir uns fundiert mit der Geschichte und Aktualität des Begriffs Wildnis in Kunst, Philosophie, Literatur und Film auseinandersetzen und natürlich Museen besuchen. Dazu werden fundierte Kenntnisse über den Stand museologischer Forschung und museumsgestalterischer Praxis vermittelt.
Bestandteil des Kurses sind weiterhin ein Ausflug in das Naturkundemuseum Erfurt und den Zoo Erfurt sowie eine mehrtägige Exkursion in den Nationalpark Harz mit Wanderungen durch die Kernzone des Parks in Begleitung von ortskundigen Wildnisexperten.
Hinweis: Dies ist der letzte Kurs in meiner regulären Amtszeit als künstlerischer Mitarbeiter. Eine Wiederholung ist nicht möglich. |