Das 4. Kernmodul ist eine Einführung in das städtebauliche Entwerfen. In didaktisch aufeinander aufbauenden Phasen von der Analyse über die Konzeptfindung bis zur Ausarbeitung des Entwurfs wird ein überschaubares städtebauliches Projekt in Teamarbeit von Architektur- und Urbanistikstudent*innen erarbeitet.
In diesem Semester setzen wir uns mit Weimar und den Stadträumen der Rückseite des Gauforums auseinander.
Unter anderem Goethe hat es geschafft, in Weimar eine bürgerliche Lebensform zu kultivieren, die sich gleichzeitig für die Natur wie für die Künste interessierte. Seiner Zeit gelang es, die Stadt und ihr damaliges kleinteiliges bürgerliches Stadtbild beim deutschen und europäischen Bildungsbürgertum als stilbildend zu etablieren. Eine Vorstellung von Weimar, die bis heute in der Vermarktung der Stadt erfolgreich ist. Einen Bruch in dieser Geschichte stellt die Zeit des Nationalsozialismus dar. Gerade an der Rückseite des Gauforums wird die Rücksichtslosigkeit der nationalsozialistischen Planung gegenüber dem kleinteiligen, in die Topografie eingefügten Stadtkörper Weimars deutlich. Bis heute wirken viele dieser Stadträume beziehungslos und peripher. Die Situation vermittelt ein Gefühl architektonischer Sprachlosigkeit.
Die Aufgabe des Entwurfs wird es sein, im Umgang mit der geschichtlichen Bedeutung des Raums und der real vorhandenen Bebauung den an das Atrium angrenzenden öffentlichen Raum neu zu denken. Dabei sind diese Stadträume so in das umgebende Gefüge Weimars zu integrieren, dass sie in ihrer historischen Dimension besser lesbar und gleichzeitig für alle Bürger*innen und Besucher*innen wieder aneigenbar werden.
Die Teilnahme an der Vorlesung „Die Geschichte des (Europäischen) Städtebaus“ wird für Architekturstudierende empfohlen, für Urbanistik-Studierende ist diese Pflicht. |