Welche heute noch spürbaren Auswirkungen hat die Treuhandpolitik nach 1990 auf Ostdeutschland? Was wurde neben Betrieben noch abgewickelt? Im Seminar wollen wir die oft übersehene Geschichte gemeinschaftsprägender Orte im Kontext der Treuhandpolitik beleuchten. Uns interessiert die Typologie der DDR-Kulturhäuser, die kulturelle Zentren für Theater, Musikabende und Vortragsreihen waren. Was war die kulturpolitische Idee hinter den DDR-Kulturhäusern? Warum stehen viele heute leer? Und welchen Einfluss hatte die Treuhand? Mit Methoden der kritischen Raum- und Stadtforschung sollen sich die Teilnehmer*innen der Treuhandgeschichte ausgewählter DDR-Kulturhäuser in Thüringen nähern. Die Ergebnisse münden in einer Ausstellung.
Interdisziplinarität | Das Thema dieses Moduls beeinflusst auch heute noch stark die Lebensrealität vieler Menschen in Ostdeutschland. Es bietet zudem eine Erklärung für bestehende Ungleichheiten in der Bundesrepublik, wie das Lohngefälle zwischen Ost und West. Das Seminar soll den Studierenden, die die DDR größtenteils nur aus Erzählungen kennen, Raum für Fragen und Diskussionen bieten. Das Bauhaus-Modul zielt darauf ab, der deutlichen Unterrepräsentation dieses Themas an der Bauhaus-Universität entgegenzuwirken und zur Sensibilisierung sowie Aufarbeitung der Treuhandpolitik und ihrer bis heute spürbaren Folgen beizutragen. Da die Abgabeform frei wählbar ist, können Studierende aus allen Fakultäten am Seminar teilnehmen.
Lernziele| Die Studierenden können gesellschaftliche Folgen von politisch-institutionellen Entscheidungen abschätzen und in diversen Kontexten analysieren. Die Studierenden erwerben Grundlagen der kritischen politischen Ökonomie Ostdeutschlands. Zudem können sie nach erfolgreicher Teilnahme am Seminar selbstständig interdisziplinäre Recherchen zur Geschichte von Gebäuden durchführen und diese präsentieren.
Didaktisches Konzept | Durch verschiedene Expert*inneninputs und anschließenden Diskussionsrunden sollen die Teilnehmenden immer wieder dazu angeregt werden, ihren eigenen Standpunkt kritisch zu hinterfragen, aber auch zugleich Fragen/Argumente in einer Diskussionsrunde zu äußern. Außerdem sollen die Teilnehmenden durch niedrigschwellige Methodeninputs wie
- Vor- und Nachbereitung eines leitfadengestützten Interviews,
- Beschaffung von historischem (Archiv)Material
- Wissenschaftskommunikation/transfer (welche Form der Darstellung vermittelt, welche Inhalte)
- Gestaltung eines wissenschaftlichen Plakats
darin unterstützt werden, selbstständig zu recherchieren und Inhalte eigenständig vorzustellen.
Das Seminar wird in enger Zusammenarbeit mit dem DFG-Forschungsprojekt ”Wert der DDR-Architektur. Der Einfluss der Tätigkeiten der Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft auf die öffentliche Wahrnehmung des baulichen Erbes der DDR” am Leibniz-Institut für raumbezogene Sozialforschung Erkner (IRS) stattfinden. |