Die Architektur als menschlicher Lebensraum bietet das „Bühnenbild“ für dieses tänzerisch-choreografische Experiment. In einer bestehenden Architektur untersuchen die Beteiligten tänzerisch das Verhältnis von Nähe und Distanz, von Ort und Grenze und den Möglichkeiten menschlicher Kommunikation darin. Durch die Auseinandersetzung des Tanzes mit der städtischen Architektur verändern sich choreografische Methoden, der Raum wird neu strukturiert.

Gerardi, ausgebildeter Tänzer der Hochschule für Tanz Gret Palucca, gibt den Studierenden die Möglichkeit, sich unter professioneller Anleitung dem Ort bewegend zu nähern. Er erforscht mit Elementen des zeitgenössischen Tanzes diverse Orte, menschliche Beziehungen und die Kommunikation persönlicher Emotionen.

In Zusammenarbeit mit der Autorin vermittelt er die individuellen Erfahrungen aller am Prozess Beteiligten: der Tänzer und Tänzerinnen, der Musiker und Musikerinnen, der Dramaturgen und Dramaturginnen und der raumschaffenden Bühnenbildgestaltenden. Diese Kombination spiegelt stark seinen choreografischen Stil wieder, der auf modernem und zeitgenössischem Tanz mit Einflüssen der Balletttechnik basiert und eine Kombination der verschiedenen, aber voneinander abhängigen Genres erreicht.

Er arbeitet mit professionellen Tänzern und Tänzerinnen ebenso zusammen wie mit tänzerischen Laien, so den Studierenden im Bachelor Architektur und Urbanistik der Bauhaus-Universität Weimar.
Auf Basis dieser Erfahrungen folgt dann, in den letzten sechs Wochen des Ersten Semesters Bachelor Architektur, der Entwurf eines Gartens und einer Pavillon-Struktur, die nach dem Zweiten Semester idealerweise eine Mikro-Architektur zum Ergebnis hat.

Diese Mikro-Architekturen werden anschließend für ein szenografisches Setting eingesetzt, in dem die Studierenden choreografisch miteinander agieren. Untersuchungsgegenstand ist der Umgang mit den entworfenen Objekten und den räumlichen Überlegungen, die den Impuls zur choreografischen Versuchsanordnung für eine „performative Architektonik“ geben.
Innerhalb von sechs Wochen entstehen Garten- und Detail-Modelle zum spezifischen Ortsraum, in diesem Fall der Parkgarage. Die Ideen werden in einer Planfahne 60/180 cm dargestellt: ein Lageplan erklärt die räumliche Situation, ein perspektives Schaubild führt auch Laien in die Entwurfsidee ein. Der Entwurf wird durch Landschafts-Schnitt und Landschafts-Grundriss im Maßstab 1:100 erst im Gesamten und später in Grundrissen, Ansichten und Schnitten sowie Axonometrien im Detail dargestellt.

Zum Endrundgang sind die Tänzer und Choreografen in Weimar im Arbeitsraum 203 des Hauptgebäudes und diskutieren alle Entwürfe der Seminargruppe A im Jahrgang 2021/22.

Verantwortlich:

Fakultät Architektur und Urbanistik

Dr. Ing. Luise Nerlich
Dozentin und Projektleitung Bauhaus-Universität Weimar,
kommissarische Leitung der Professur Bauformenlehre

Tel.: +49 (0) 36 43 / 58 31 49
E-Mail: luise.nerlich[at]uni-weimar.de