Bauhaus.Listening.Workshop #2 - Sagada/Manila

Von der kolonialen Radioinfrastruktur in Java bis zur Rolle des Radios beim Putsch 2021 in Myanmar, von 100 Jahren Radio auf den Philippinen bis zur Geschichte der Late-Night-Radioprogramme um 2000 in Vietnam – die Region Südostasien hat unterschiedliche Radiogeschichten zu erzählen. Beim zweiten Bauhaus.Listening.Workshop wird unter anderem ein Fokus auf der Restitution von Tonarchiven liegen, deren Tonträger sich immer noch überwiegend in Europa befinden. Wie ist mit diesem immateriellen Kulturerbe umzugehen? Wie kann und sollte es zurückgegeben werden?

Ein weiteres Schlaglicht wird auf unterschiedliche Stimm-Systeme geworfen: Die Festlegung der Tonhöhen von Musikinstrumenten funktioniert überall nach anderen Prinzipien, die jedoch transnationale Kulturgeschichten aufweisen. Die Musiker*innen unter den Teilnehmenden des Workshops werden ihre Instrumente mitbringen und praktisch erproben.

Zum Bauhaus.Listening.Workshop #2 Sagada/Manila wurden verschiedene professionelle ›Ohren‹ aus Vietnam, Myanmar, Indonesien, Malaysia, Sri Lanka und den Philippinen eingeladen. So behandeln beispielsweise Sol Trinidad und Dayang Yraola aus ethnomusikologischer Perspektive in ihrem Listening Walk die Vielschichtigkeit des Hörens. Devana Senanayake diskutiert mit den Teilnehmer*innen, wie queeren südostasiatischen Stimmen zugehört werden kann. Rani Jambak wirft in ihrem Vortrag »Radio in the Independency 1945« einen Blick in die Radiogeschichte Indonesiens und Anjeline de Dios erforscht praktisch durch ihre Sound-Massagen das Hören.

Der Bauhaus.Listening.Workshop #2 verlässt die Metropolregion Manila und beginnt in den Bergen von Sagada im Norden der Philippinen. Am Ende des Workshopzeitraums werden die Ergebnisse aus dem gemeinsamen Prozess im Rahmen der internationalen »Listening Biennial« in Manila der Öffentlichkeit präsentiert & im Radio zu hören sein. 

Teilnehmer*innen

Anjeline de Dios Philippines
apè Aliermo Canada
Dayang Yraola PAROLA UP Fine Arts Gallery, Philippines
Devana Senanayake Sri Lanka
Elizabeth Enriquez University of the Philippines
Gwen Gaongen Radyo Sagada, Philippines
LaVerne David C. de la Peña University of the Philippines
Lynn Nandar Htoo Myanmar
Rani Jambak Rumah Gagas, Indonesia
Riar Rizaldi Indonesia
Rosemainy Buang Singapore
Patrick Tirano Philippines
Sol Maris Trinidad University of the Philippines
Truong Que Chi Nha San Collective, Vietnam
Victoria Yam Malaysia

Nathalie Singer ist Professorin für Experimentelles Radio an der Bauhaus-Universität Weimar, arbeitet als Radiokünstlerin, Produzentin und Kuratorin, hat für verschiedene Medien komponiert und publiziert über Klangkunst. Sie war Dramaturgin in der Hörspielabteilung von Deutschlandradio Kultur, wo sie neue Radiotheaterformate (Wurfsendung) entwickelte. Ihre aktuelle künstlerische Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung von Radiokunstarchiven und deren künstlerische Vermittlung (Wanderausstellung Radiophonic Spaces). Aktuell hat sie den Bauhaus.Listening.Workshop ins Leben gerufen und interessiert sich besonders für die Kulturtechnik des Zuhörens und deren Potential für die Gestaltung neuer Umgebungen.

meLê yamomo ist Assistenzprofessor für neue Dramaturgien, Medienkulturen, künstlerische Forschung und Dekolonialität an der Universität Amsterdam und Autor von Sounding Modernities (2018). Er ist Projektleiter von Decolonizing Southeast Asian Archives (DeCoSEAS, 2021-2024) und "Sonic Entanglements (2017-2022). meLê ist Gewinner des Open Ear Composer's Award 2022 und des KNAW Early Career Award 2020. Er ist Mitglied der Jungen Akademie Amsterdam und Resident Artist am Theater Ballhaus Naunynstraße. Er kuratiert das Decolonial Frequences Festival und ist Gastgeber und Produzent des Sonic Entanglements Podcasts.

Frederike Moormann ist Soundkünstlerin und künstlerische Forscherin. Sie absolvierte ihren BA in Physik an der LMU München und ihren MA in Philosophie und Geschichte am King's College London/ LMU München. Ihre forschungsbasierten und ortsspezifischen Klangarbeiten kreisen um Erinnerungskultur und Raumwahrnehmung. Sie co-kuratierte die Ausstellung + Radiosendung "Anybody out there?! - 100 Jahre Radio" in Leipzig, Deutschland. Ihre aktuelle künstlerische Forschung beschäftigt sich mit der Verwicklung von Telekommunikationsinfrastruktur in den Kolonialismus. Sie ist künstlerische Mitarbeiterin am Experimentellen Radio.

Das Goethe-Institut Philippinen unterstützt seit 2022 durch vielfältige Programme und Aktivitäten in den Bereichen Musik, Tanz, Theater und Film die Kulturszene auf den Philippinen und beteiligt sich an ihr.

Über das Projekt

"Listening to the World - 100 Jahre Radio" ist ein Projekt des Goethe-Instituts, der Professur "Experimentelles Radio" an der Fakultät Kunst und Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar, Deutschlandfunk Kultur und dem Haus der Kulturen der Welt. Es wird gefördert durch das Goethe-Institut sowie über das Projekt "Neues Europäisches Bauhaus" der Bauhaus-Universität Weimar. Die Entwicklung der "Transcultural Listening Map" wird vom Kreativfonds der Bauhaus-Universität Weimar gefördert.

Verantwortlich:


Geleitet von:
Nathalie Singer

und co-kuratiert von:
meLê yamomo

Unterstützt und organisiert vom:
Goethe-Institut Philippinen und Frederike Moormann

Hier finden Sie das komplette Programm

Ort:

5.-11. August 2024
Goethe-Institut Philippinen 

11. August | öffentliche Präsentation & Live-Übertragung
Hosted by
PAROLA UP Fine Arts Gallery
& Listening Biennial

Broadcast
DZUP – UPD CMC Department of Broadcast Communication
Radyo Sagada

Bauhaus.Listening.Workshops wollen die regionalen Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Hörens auf verschiedenen Kontinenten herausarbeiten: u.a. in Südamerika, Südostasien und im südlichen Afrika widmen sich Künstler*innen, Forscher*innen, Medienschaffende und Hörer*innen aus den jeweiligen Regionen verschiedenen Fragen rund um das Hören als Kulturtechnik in seiner Vielfalt und seiner transkulturellen Vernetzungen.