Visuelle Vokabulare

Das Konzept der „Visuellen Vokabulare“ beschreibt eine Wahrnehmungspraxis, die das Zusammenspiel diverser Perspektiven sinnlichen Erlebens in einem kontextuellen und relationalen Anordnungsverhältnis meint. Entgegen dem historisch gewachsenen Wahrnehmungsrepertoire der akademischen Lehre an Hochschulen für Kunst und Gestaltung, in dem die Dinge und die Umwelt statisch isoliert von einander gesehen werden, wird in einer „Schule der visuellen und multisensualen Raumwahrnehmung“ das Prozesshafte, die Performanz, die soziale Kontextualität und Interaktion integriert. Natur und Urbanität werden darin mit aktuellen Aneignungstechniken und Strategien neu entdeckt.

Konkret beziehen sich die Angebote der „Visuellen Vokabulare“ auf eine visuell-haptische Raum- und Umweltwahrnehmung. Diese wird durch Aufmerksamkeitsschulung und Artikulations-Impulse in den Workshops jeweils neu erarbeitet. „Attention-Walks“, „Walkscapes“, „Mapping“ ‚ „Visual Patterns“ und „Notations“ gehören unteranderem zu den Angeboten. Mit dem Fokus auf das „Verhältnis von Visualität und Sozialität“ werden darin Grundlagen der Gestaltung und der freien Künste zu den Themen: 'Identität', 'Archiv-Erinnerung', 'Standardisierung /Normativität', 'Ritual und Routine', zu 'Raumgrenzen' sowie zu 'Farbe im Raum' und zu Findungsprozessen in der künstlerischen Praxis angeeignet.

Das Vermögen, Empfindungen einerseits individuell künstlerisch-gestalterisch und andererseits in Sprache zu artikulieren, ist per se eine Grundkompetenz jeglicher künstlerischen, gestalterischen oder entwerfenden Disziplin. So ist auch das Erkennen von Wirkmechanismen der Gestaltung in urbanen, ruralen, und in sozialen Räumen, Grundlage für das Erarbeiten eines individuellen Vokabulars eigenständiger ästhetischer und rationaler Beurteilungskriterien.

Wenn es das Ziel des Real.Sense.Lab ist, die Gestaltungs- und Wahrnehmungsmethoden sowie Inhalte der einzelnen Gestaltungsdisziplinen und -Theorien, vor allem auf die Persönlichkeitsentwicklung der Menschen hin auszurichten, heißt das, ihre Fähigkeit zur eigenständigen Beurteilung von Sachverhalten zu schärfen und daraus eine unvoreingenommene Haltung abzuleiten. Wenn also die lernenden und lehrenden Akteure des Bildungsbetriebs sowohl im Entwurfsprozess, als auch in der Kommunikation verantwortlich (sozial offen) interagieren und gewaltfrei kommunizieren, werden sie vor diesem Hintergrund auch in der Lage sein, zukünftige Umwelten nachhaltig zu gestalten.

Verantwortlich:

Fakultät Kunst und Gestaltung

Francis Zeischegg 
Bildende Künstlerin

künstlerische Praxis (Lehramt Kunst für Gym.)
lehrte von 2009 bis 2022 an der Bauhaus Universität-Weimar

E-mail: mail[at]franciszeischegg.de